Die Vorzeichen stehen in Sachen ISS wieder stärker auf Kooperation.
Foto: NASA/Roscosmos/Reuters

Es sieht nach Tauwetter in der Raumfahrt aus: Infolge des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine schränkten die US-Raumfahrtbehörde Nasa, aber auch die europäische Esa die Beziehungen zur russischen Raumfahrtagentur Roskosmos stark ein und legten manch ein Projekt auf Eis. Das sorgte dafür, dass Moskau auch ein Ende der Kooperation an der Internationalen Raumstation ISS in Aussicht stellte. Nun will die Nasa die Zusammenarbeit mit Russland bei Flügen zur Internationalen Raumstation ISS jedoch wiederaufnehmen.

Aus Sicherheitsgründen und um "die US-Präsenz im Weltraum" zu sichern, werde es ab September wieder gemeinsame Flüge des Nasa-Astronautenteams mit kosmonautischer Crew in russischen Sojus-Raketen geben, hieß es. Russische Crewmitglieder sollen demnach erstmals auch die im Auftrag der USA fliegenden Space-X-Raketen nutzen.

Gemeinsame Flüge

Eine entsprechende Vereinbarung über die Mitnahme russischer und amerikanischer Raumfahrerinnen und Raumfahrer in Raketen des jeweils anderen Landes sei bereits am Donnerstag unterzeichnet worden, teilte Russlands Raumfahrtbehörde Roskosmos am Freitag auf Telegram mit. "Die Vereinbarung entspricht den Interessen Russlands und der USA", hieß es aus Moskau. Ende März wurde die gemeinsame Sojus-Rückreise des Astronauten Mark Vande Hei mit seinen beiden kosmonautischen Kollegen Pjotr Dubrow und Anton Schkaplerow von der ISS nach Kasachstan aufmerksam verfolgt, alles verlief nach Plan.

Durch die Kooperation könne gewährleistet werden, dass im Falle von verspäteten oder ausfallenden Raketenstarts trotzdem immer mindestens ein Roskosmos- und ein Nasa-Mitglied auf der ISS sei, verlautbarte Roskosmos. Die ersten Betroffenen, die im Rahmen von "Kreuzflügen" im September aus dem jeweils anderen Land ins All starten sollen, sind der Astronaut Francisco Rubion und die Kosmonautin Anna Kikina.

US-Crewmitglieder waren bereits bis 2020 mit russischen Sojus-Raketen vom Weltraumbahnhof Baikonur in Kasachstan ins All geflogen. Danach hoben bemannte ISS-Flüge auch wieder von amerikanischem Boden ab. Die Nasa setzt dabei auf den Raumtransporter Crew Dragon des privaten Unternehmens Space X. Russlands Kosmonauten hingegen waren zuletzt nur mit eigenen Raketen zum Außenposten der Menschheit in rund 400 Kilometer Höhe aufgebrochen.

Roskosmos-Leiter Rogosin beruflich umorientiert

Angesichts von Russlands Krieg gegen die Ukraine war zuletzt gerätselt worden, wie die russisch-amerikanische Weltraumzusammenarbeit weitergehen werde. Insbesondere der bisherige Roskosmos-Chef Dmitri Rogosin trat immer wieder als Kreml-treuer Hardliner in Erscheinung.

Am Freitag wurde der 58-Jährige durch den bisherigen Vizeregierungschef Juri Borissow ersetzt. Noch ist nicht bekannt, wie es für Rogosin beruflich weitergehen wird. Medienberichten zufolge könnte er entweder einen führenden Posten in der Präsidialverwaltung übernehmen oder eines der von Moskau als unabhängig anerkannten Separatistengebiete im Osten der Ukraine verwalten.

Auch bei den europäischen Missionen, die in Kooperation mit Russland erfolgen sollten, stellt sich die Frage, wie es künftig weitergeht. So wurden etwa die "Luna"-Missionen zum Mond vorläufig pausiert, der europäische Marsrover in Italien zwischengeparkt. Kommende Woche könnte es bei einer Pressekonferenz zum Thema Mars-Missionen weitere Neuigkeiten geben. (red, APA, 15.7.2022)