Viel hat Joe Biden nicht von seiner Nahostreise mitgebracht.

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Groß sei der diplomatische Erfolg nicht, den US-Präsident Joe Biden von seiner Reise nach Israel und Saudi-Arabien mitbringt, darüber sind sich viele Kommentatorinnen und Analysten einig. Dass Saudi-Arabien etwa bereit ist, seinen Luftraum für israelische Flieger zu öffnen, sei ein Fortschritt, aber nicht der große Durchbruch.

Auch dass der US-Oberbefehlshaber den Rückzug von US- und internationalen Truppen aus Tiran und Sanafir – zwei umstrittenen Inseln im Roten Meer – bekanntgab, blieb eher unter dem Radar der Weltöffentlichkeit. Israel hatte die Inseln nach dem Sechstagekrieg gehalten, ehe sich auf Tiran nach dem Camp-David-Abkommen von 1978 auch US-Truppen niederließen. Israel gab die Hoheit nach dem Friedensdeal wieder an Ägypten ab. Für dessen Abtretung der Inseln an Saudi-Arabien brauchte es aber noch das israelische Okay. Riads Zusage, israelischen Schiffen freie Navigation in der strategisch wichtigen Region nahe Scharm El-Scheich zu garantieren, brachte nun die Wende.

Hat er MbS beschuldigt?

Das alles interessierte US-Medien aber weniger als die Gesprächsatmosphäre zwischen Biden und dem saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman (MbS). Letzterer wurde im vergangenen US-Wahlkampf von Biden gänzlich undiplomatisch als Schurke und Saudi-Arabien als Pariastaat bezeichnet, vor allem weil laut US-Geheimdienstinformationen MbS persönlich die brutale Ermordung des saudischen Publizisten Jamal Khashoggi in Istanbul angeordnet haben soll.

Der kurze Gruß mit der Faust, der strenge Blick bei der Ankunft am Freitag waren dann die Bilder, die um die Welt gingen. Fragen dazu wimmelte Biden als "lächerlich" ab.

Wie so oft bei heiklen diplomatischen Treffen gab es im Anschluss an das dreieinhalbstündige Gespräch zwischen Präsident und Kronprinz unterschiedliche Auffassungen über Details des Gesagten. So beharrt Biden darauf, den Mord gleich zu Beginn angesprochen und MbS als Drahtzieher thematisiert zu haben. Saudi-Arabiens Staatssekretär für Auswärtiges, Adel al-Jubair – der den Mord Khashoggis einst als außer Kontrolle geratenes Verhör abtat –, will zumindest das letzte Detail so nicht gehört haben. Biden bezichtigte ihn dafür der Lüge.

Bidens Versprechen

Am samstägigen Gipfel mit Regierungs- und Staatschefs aus dem Golf-Kooperationsrat und weiteren arabischen Staaten war der schiitische Hauptfeind Iran zentrales Thema. Bidens Versprechen, dass der Iran keine Atombombe wird bauen können, stimmte viele milde.

Das Selbstbewusstsein der Staaten der Region zeigte sich aber auch, als die saudische Botschafterin in Washington, Reema bint Bandar Al Saud, US-Bedenken wegen der vielfach eingekauften chinesischen Kommunikationstechnologie mit einem lockeren US-Vergleich beiseitewischte: Es sei auch in Ordnung, einen Burger King und einen McDonald’s in der Stadt zu haben.

Wichtig war Biden, kein Machtvakuum in der Region zu hinterlassen, das Russland und China füllen könnten. Auch bei Energiefragen konnte Biden den Saudis lediglich eine Erhöhung der Förderkapazität von zwölf auf 13 Millionen Barrel Öl abringen. (Fabian Sommavilla, 17.7.2022)