Die Schweizer "Neuer Zürcher Zeitung" hat eine Karikatur des russischen Präsidenten Wladimir Putin mit Clownsnase und Regenbogenfahne auf der Wange veröffentlicht. Die russische Botschaft in der Schweiz schrieb nun direkt an den Chefredakteur (in der Schweiz auch: Chefredaktor) Eric Gujer und droht der Tageszeitung mit Anzeige wegen übler Nachrede und Verleumdung.

Auslöser für die "Empörung" der Botschaft war ein Artikel vom 9. Juli, in dem eine Journalistin über den im Internet ausgetragenen "Meme-Krieg" zwischen Russland und der Ukraine berichtete. Bebildert war der Artikel mit einer Fotomontage des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj in "Captain America"-Anzug und Russlands Präsident Putin mit Clownsnase und Regenbogenfahne auf einer Seite seines Gesichts.

Clownerie

Vor allem der Regenbogen als Zeichen der LGBTQI-Gemeinschaft wäre unpassend, da Putin "ein tiefgläubiger orthodoxer Mann" sei und sich für die "Bewahrung traditioneller christlicher Werte in der russischen Gesellschaft" einsetze. Würde man von Clownerie sprechen, solle man sich weiters lieber Videoauftritte des ukrainischen Präsidenten aus seiner Zeit als Komiker ansehen.

Die Botschaft kritisiert auch die Darstellung der "NZZ" von Selenskyi als "mächtigen Iron Man". Tatsächlich ist die Fotomontage aber klar an "Captain America" orientiert und zeigt Selenskyi in den ukrainischen Landesfarben mit einem Schild mit einer Sonnenblume, der Nationalblume der Ukraine.

Man werde sich vorbehalten, "diese und mögliche künftige" Publikationen bei den Behörden anzuzeigen, schreibt die russische Botschaft. Wie der "Tages-Anzeiger" berichtete, sei es nicht das erste Mal, dass die russische Botschaft die "NZZ" wegen deren Berichterstattung zum Ukraine-Krieg kritisierte. Bislang hat sich die Schweizer Tageszeitung zu dem Brief noch nicht geäußert. (awe, 18.7.2022)