Ein Headset hat, speziell für Gamer, drei Zwecke zu erfüllen. Erstens soll es den Träger von seiner Umgebung und seine Umgebung von seiner Soundkulisse abschirmen. Zweitens soll es Sprachkommunikation mit anderen Leuten ermöglichen. Und drittens sollte es dabei auch noch guten Klang liefern.

All das und noch mehr verspricht das H3Pro Hybrid von Epos, das mit einer Verkaufsempfehlung von 280 Euro in die Premium-Preisklasse fällt. Als Gegenwert dafür wirbt der Hersteller mit verkabelter und drahtloser Anbindung, hohem Tragekomfort, aber vor allem mit aktiver Geräuschunterdrückung (ANC). Unter den dedizierten Gaming-Headsets ist es das erste mit diesem Feature. DER STANDARD hat es getestet.

Basics

In Schwarz, Weiß oder Grün mit goldfarbenen Elementen kommt die Kombination aus Kopfhörern und Mikrofon daher. Geschmäcker sind natürlich verschieden, aber subjektiv betrachtet handelt es sich um ein visuell edles Computerzubehör. Der matte Kunststoff der Verschalung erweckt einen hochwertigen Eindruck, das Design ist modern, aber unaufdringlich und verzichtet auf unnötigen Beleuchtungs-"Bling". Das Logo auf den seitlichen Bügelabdeckungen sticht nicht störend hervor, und das Meshmaterial rund um den metallenen Kopfbügel sieht nicht nur schön aus, sondern fühlt sich auch angenehm weich an. Das Headset wiegt 308 Gramm.

Foto: DER STANDARD/Pichler

Entlang des linken Hörers – entgegen den Gepflogenheiten der meisten Hersteller vorder- und nicht rückseitig – befinden sich der Ein/Aus-Schalter, eine touch-empfindliche "Smart-Taste", die auch als LED-Betriebsindikator fungiert, ein USB-C-Anschluss sowie, etwas weiter unten, ein 3,5-mm-Port für konventionelle Audiokabel. Die Bedienung im Blindflug funktioniert, nach etwas Eingewöhnung, gut. Das Mikrofon lässt sich einfach an- und abstecken und wird per Magnet sicher an seinem Platz gehalten. Wer sich stumm schalten will, braucht es nur nach oben zu klappen.

Im Lieferumfang finden sich neben Headset und Anschluss-Dongle ein USB-C-Lade- und Anschlusskabel, ein Klinkenkabel, ein USB-A-Verlängerungskabel, um entweder mehr Bewegungsfreiheit bei verkabelter Anbindung zu schaffen oder den Dongle an einer besseren Position zu platzieren, und eine Abdeckplatte für den Magnetanschluss des Mikrofons, wenn man selbiges nicht verwenden will.

Rechtsseitig finden sich der Bluetooth-Knopf und ein Schieberegler zum Aktivieren oder Abschalten der aktiven Geräuschunterdrückung. Diese hört die Umgebungsgeräusche über ein Mikrofon an der Außenseite des Hörers ab und versucht diese durch die Erzeugung von Gegenschall auszublenden. Auf der Muschel findet man außerdem einen Drehregler für die Wiedergabelautstärke.

Foto: DER STANDARD/Pichler

Komfort und Anbindung

Auch beim Tragekomfort gibt es kaum etwas auszusetzen. Das Headset lässt sich gut auf die Kopfgröße einstellen. Die geschlossenen Ohrmuscheln sitzen bequem, der Bügel drückt nicht, und die Ummantelung der Ohrmuschelpolsterung fühlt sich angenehm an. Das Textil ist luftdurchlässig genug, um selbst bei höheren Zimmertemperaturen das Headset lange schweißfrei tragen zu können. Unter der aktuellen Sommerhitze wird es jedoch nach 30 bis 45 Minuten dennoch unangenehm warm, aus gesundheitlichen Gründen ist es aber ohnehin ratsam, das Headset regelmäßig für ein paar Momente abzusetzen.

Verbunden werden kann das H3Pro Hybrid flott auf drei Arten. Bluetooth (via Dongle mit einer vorkonfigurierten Niedriglatenz-Anbindung oder vorhandenem Bluetooth-Chip), per 3,5-mm-Klinkenkabel und per USB-C. Damit kann es mit zahlreichen Geräten, vom Desktop-PC über Konsolen bis hin zum Smartphone, genutzt werden. Die Reichweite der Dongle-Verbindung entspricht jener anderer Drahtlos-Headsets. Fünf bis zehn Meter Abstand sind kein Problem, es sei denn, dem Signal stehen dickere Wände entgegen. Zu beachten ist, dass die Funkreichweite des Headsets geringer ist als jene des Dongles, eigene Kommunikation also potenziell nicht mehr ankommt, während man selbst aber noch alles problemlos hört. Störungen treten selten auf, im Laufe des knapp zweimonatigen Tests musste das H3Pro Hybrid nur zweimal aufgrund von Verzerrungen neu verbunden werden.

Foto: DER STANDARD/Pichler

Klang und Geräuschunterdrückung

Die Klangqualität ist in allen drei Fällen gut, wobei die Kabelvarianten einen leichten Qualitätsvorteil gegenüber Bluetooth haben, der primär beim Musikhören – wenn auch nur gering – auffällt. Freilich verfügen sie auch über bessere Latenz, in der Praxis fällt die Verzögerung jedoch so gering aus, dass sie beim Videoschauen oder Spielen keinen bemerkbaren Einfluss hat. Es gibt nur sehr geringes Grundrauschen.

Das H3Pro Hybrid verfügt über 40-mm-Treiber. Bässe, Mitteltöne und Höhen werden sauber wiedergegeben. Bei höheren Tönen erscheint die Wiedergabe eine kleine Spur undeutlicher, wobei dies eigentlich nur bei der Verwendung per Bluetooth aufzutreten scheint. Der zuschaltbare 7.1-Raumklang tut, was er verspricht, kann aber fehlerhafte Richtungswahrnehmung erzeugen, wenn man ihn in Games in Kombination mit HRTF (Head-Related Transfer Function) verwendet.

Das Mikrofon ist klar auf Sprachkommunikation getunt, bildet also vor allem mittlere und höhere Frequenzen bei geringem Rauschen ab. Das sorgt für Klarheit im Klang, die gerade bei der Kommunikation während des Spielens mit entsprechender Geräuschkulisse wichtig ist. Gleichzeitig bedeutet es aber auch, dass das Headset für die Aufnahme von Podcasts, Gesang oder Streaming keine optimale Wahl ist.

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Die aktive Geräuschunterdrückung funktioniert sehr gut und kann üblichen Zimmerlärm beinahe unhörbar machen. In Kombination mit der durchschnittlich guten Lärmdämmung der Ohrmuscheln schafft man sich so eine angenehme "Soundkapsel", dank der man gut in Musik, Videos oder Games "versinken" kann.

Fitzelige Software und andere Defizite

Über die mitgelieferte "Super Suite"-Software lässt sich die Wiedergabe über verschiedene Presets und manuell einstellbare Equalizer-Vorlagen nach eigenem Gusto anpassen, was auch gut funktioniert. Auch andere Features sind über das Programm erreichbar. Beispielsweise die Konfiguration der "Smart Taste", ein 7.1-Surround-Effekt oder auch das Ein- und Ausschalten der Energiesparfunktion. Regeln lässt sich auch ein "Noise Gate", mit dem eingestellt wird, ab welchem Lautstärkepegel Sprache übertragen wird, und die Geräuschunterdrückung kann hier ebenfalls ein- und ausgeschaltet werden. Für Letzteres kommt rätselhafterweise ein Schieberegler mit 100er-Skala als Menüelement zum Einsatz, der sich allerdings auch nur auf 0 oder eben 100 stellen lässt.

Hierbei präsentieren sich allerdings dreierlei Probleme. Sofort auffällig ist, dass die "Super Suite"-Software zwar darauf getrimmt wurde, "stylish" auszusehen, die Oberfläche aber nicht besonders nutzerfreundlich ist. Bedienelemente sind, speziell bei höheren Bildschirmauflösungen, sehr klein geraten, ihre Funktion mitunter nicht offensichtlich, und Beschriftungen, wo es sie gibt, sind meist auch nicht allzu gut lesbar und teils suboptimal übersetzt. Den Akkustand kann man zudem nur anzeigen lassen, wenn das H3Pro Hybrid per USB-Kabel angeschlossen ist, ansonsten erfolgt nur eine akustische Warnung, wenn sich der Ladestand dem Ende zuneigt. Das Bemühen um schöne Optik ist zwar nachvollziehbar, entschuldigt aber kein schlechtes Interface mit funktionalen Defiziten.

Foto: Screenshot

Punkt zwei ist, dass das Headset zwar die Echtzeitwiedergabe der eigenen Stimme unterstützt, was unter anderem hilft, das "Telefoniersyndrom" des viel zu lauten Sprechens zu vermeiden. Jedoch erfolgt diese Durchschleusung nur sehr leise, selbst wenn man den Regler auf die Maximaleinstellung zieht.

Drittens ist die Energiesparfunktion ausgesprochen restriktiv eingestellt und schickt das Headset bereits nach einigen Sekunden ohne Soundausgabe oder lauteren Mikrofoninput in den Ruhemodus. Die Rückkehr in den normalen Betrieb dauert allerdings gut zwei bis drei Sekunden. Schaut man etwa ein Video oder spielt ein Lied ab, so hört man dieses in diesem Zeitraum nicht und muss zurückspulen.

Dreht man das Feature ab, so läuft das Headset dauerhaft, solange es verbunden ist. Erst wenn sich etwa der PC selbst in den Stand-by begibt, folgt das Headset nach. Ist man länger vom Rechner oder der Konsole abwesend, so sollte man es zwischenzeitlich ausschalten oder zumindest ans USB-C-Kabel hängen. Hier wäre eine manuelle Einstellungsmöglichkeit für die "Geduld" der Energiesparfunktion eine willkommene Ergänzung.

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Akkulaufzeit

Epos gibt an, dass das Headset per Dongle mit einer Akkuladung 30 Stunden beziehungsweise 19 Stunden bei aktiviertem ANC durchhält. Bei einer Bluetooth-Verbindung ohne Dongle sollen es 38 beziehungsweise 22 Stunden sein. Wer das Headset mit dem 3,5-mm-Kabel anhängt, soll auf 28 beziehungsweise 19 Stunden Nutzungsdauer kommen. Das Headset lässt sich auch auf zwei Geräten gleichzeitig verwenden (Dongle plus separate Bluetooth-Anbindung), hierfür gibt Epos ein Durchhaltevermögen von 28 beziehungsweise 19 Stunden an.

Die Angaben sind optimistisch gehalten, dennoch zählt die Akkulaufzeit zu den Stärken des Epos H3Hybrid Pro. Im Dongle-Modus mit aktiviertem ANC – der im Rahmen des Tests hauptsächlich genutzt wurde – ließ sich bei "Mischgebrauch" aus Arbeit, Multimedia und Spielen eine Betriebsdauer von etwa 14 bis 17 Stunden verifizieren. Mit geringeren Erfahrungswerten lässt sich zu Bluetooth- und 3,5-mm-Kabelanbindung sagen, dass auch hier die tatsächlich erreichbaren Laufzeiten in der Praxis circa 10 bis 30 Prozent unter den Angaben liegen.

Foto: DER STANDARD/Pichler

Fazit

Gute Verarbeitung, starker Sound, hoher Tragekomfort, lange Akkulaufzeiten und sehr flexible Einsatzmöglichkeiten. Bei den wichtigsten Punkten macht Epos beim H3Pro Hybrid alles richtig und garniert das obendrauf mit zuverlässiger, aktiver Geräuschunterdrückung. Leider folgt auf die gelungene Pflicht eine nicht ganz souveräne Kür. Die fitzelige Treibersoftware, die zu streng konfigurierte Energiesparfunktion und die leise Eigenwiedergabe sind Punkte, die gegen das Headset sprechen, aber potenziell per Update behebbar wären.

Wer sich mit diesen Defiziten arrangieren kann und ein Produkt mit ordentlichem Klang sucht, das an so gut wie jedes Gerät angeschlossen werden kann und es ermöglicht, sich akustisch wunderbar abzuschotten, sollte jedenfalls einen Blick riskieren. (Georg Pichler, 25.7.2022)