In der Nacht drehen wir die Klimaanlage aus Respekt vor unseren Nachbarn nicht auf. Das Außengerät ist zwar leise, aber man will sich ja keine unnötigen Feinde schaffen.

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38 Grad, und es wird noch heißer. In Zeiten von Homeoffice und dem Luxus, in einer höher gelegenen Wohnung in Wien zu leben, sind hohe Temperaturen im Alltag eher die Regel als die Ausnahme geworden. Auch das nächtliche Schlafen, bei dem man sich von einer Lacke in die nächste wälzt, wurden zur unangenehmen Regelmäßigkeit in den Sommermonaten.

Ein guter Grund, warum meine Frau und ich uns vor drei Jahren entschieden haben, eine Klimaanlage einbauen zu lassen – auch in Hinblick auf den damals frisch angekündigten Nachwuchs. Den Kauf haben wir seitdem nicht bereut, auch wenn das Leben selbst mit Klimaanlage seine Tücken hat und der Umweltgedanke mit dem zusätzlichen Gerät auch auf der Strecke bleibt.

Steiniger Weg

Drei Firmen haben wir damals zu einer Besichtigung geladen. Tatsächlich gibt es keinen Mangel an Montage-Unternehmen, dennoch waren schon damals alle über Monate ausgebucht. Wer glaubt, im Sommer eine Klimaanlage zu bestellen und innerhalb weniger Wochen die auf Knopfdruck aktivierbare Brise ins Wohnzimmer blasen zu können, irrt. Eine gute Vorbereitung ist deshalb doppelt sinnvoll. Zunächst einmal muss man an der Hausverwaltung vorbei – in unserem Fall eine Wiener Genossenschaft –, diese kann nämlich ein Veto einlegen. Auf Wunsch lässt man sich Vorgaben schicken, sofern der Hausbesitzer nicht von vornherein zu einer Verhandlung bereit ist. Im Falle unserer Genossenschaft durfte das Bild des Hauses nach außen nicht verändert und Nachbarn durch den Lärm des Außengeräts nicht belästigt werden.

Dazu gilt es Vorgaben der Baupolizei zu studieren, wie und wo überhaupt ein Gerät stehen darf und wie viel Dezibel maximal erlaubt sind. Kämpft man sich durch diesen Dschungel und kann dank der passenden Rahmenbedingungen all diese Punkte erfüllen, fehlt eigentlich nur noch der Einbau und das nötige Kleingeld. Hier ist man mit einem großen Budget auf der sicheren Seite, speziell bei der Split-Version, die Außen- und Innengeräte inkludiert. Wir reden hier von etwa 5.000 bis 10.000 Euro, Stand 2019 – heute dürfte der Preis wohl um ein paar Prozent höher sein.

Für diese Summe investiert man etwa in ein großes Außengerät, das bis zu vier Innengeräte versorgen kann, beziehungsweise in zwei Außengeräte, wenn man so die Wege der Kühlleitungen in der Wohnung kurz halten möchte. Mit der dazu passenden Zahl an Innengeräten kann auf Wunsch jedes Zimmer individuell gekühlt werden. Reicht das Budget dafür nicht, gilt es Kompromisse zu machen. Wir haben etwa mithilfe eines Außengerätes nur den Wohn- bzw. Essbereich mit einem Innengerät versorgt und den Rest der Wohnung mit einem anderen. Das führt dazu, dass der Gang der rund 100 Quadratmeter großen Wohnung, in dem das Gerät hängt, meist zwei bis drei Grad kühler ist als die Räume, die es eigentlich zu kühlen gilt. Wie gesagt, Kompromissbereitschaft ist bei einem nicht unendlichen Budget nötig.

Bei einem Kleinkind ist es zudem minimal sinnvoll, die Klimaanlage – wie vom Hersteller empfohlen – auf niedriger Stufe einfach laufen zu lassen, weil es in manchen Bereichen der Wohnung dann einfach zu kühl für ein auf dem Boden krabbelndes Kind wird. Auch dann, wenn dieses im ersten Kindergartenjahr gefühlt jede zweite Woche mit Schnupfen und Husten nach Hause kommt. Klimaanlagen sorgen zudem für eine trockene Luft, die bei längeren oder regelmäßigen Aufenthalten die Schleimhäute in Augen und Nase austrocknet, wodurch sich Bakterien leicht einnisten können. Daher ist es wichtig, in klimatisierten Räumen viel Flüssigkeit zu trinken und natürlich regelmäßig zu lüften. Wir haben uns so einen wohldosierten Umgang mit dem Gerät antrainiert. Einschalten, wenn es wirklich nicht anders geht – etwa, wenn bereits mittags in der Wohnung Temperaturen von 28+ Graden erreicht sind und uns die aufgeheizte Außenjalousie signalisiert, dass ihr Limit erreicht ist.

Die Anbringung direkt über der Tür hat Vor- und Nachteile, speziell wenn das Kind oft durch genau diese Türe laufen will.
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Learnings

Bei der nächsten Klimaanlage würde ich in jedem Fall auf eine App-Unterstützung pochen, da die mitgelieferten Fernbedienungen weder komfortabel sind noch besonders viele Optionen bieten. Zumindest kann man Timer stellen und hat die Möglichkeit, dass sich das Gerät bei einer bestimmten Zieltemperatur deaktiviert. Neukunden würde ich in jedem Fall raten, auf die Lautstärken der Geräte zu achten – manche bieten einen Flüstermodus, der nicht zu unterschätzen ist, speziell wenn man sich das Gerät im Schlafzimmer einbauen lässt.

Dabei muss man nicht zum Branchenprimus Daikin greifen, der preislich deutlich über der Konkurrenz liegt, sondern darf auch Marken aus dem asiatischen Raum über den Weg trauen. Nach ausführlicher Recherche und auch eigenen Erfahrungen sind etwa Fujitsu-Geräte verlässlich und leise.

Auch die Dimensionierung der Geräte sollte man in der Kalkulation mitbedenken. Dabei gilt fast immer, je mehr Leistung, desto teurer die Geräte. Empfohlen für die Berechnung der Kühlleistung, werden 60 bis 100 Watt je Quadratmeter Fläche angenommen. Damit lässt sich leicht das passende Gerät finden. Bei zu geringer Leistung wird der Raum nämlich nicht stark genug gekühlt, bei zu starker Leistung ist der Energieverbrauch im Vergleich zur benötigten Kühlleistung viel zu hoch. Gerade in der heutigen Zeit will man das vermeiden.

Es ist auch nicht sinnvoll, die Wohnung auf 22 Grad zu kühlen, weil man lieber mit langärmligem Hemd vor dem Rechner sitzt. Empfohlen sind maximal sechs bis acht Grad unter der Außentemperatur – eine Vorgabe, an die sich Shops auf der Mariahilfer Straße auch einmal halten sollten. Wir versuchen eine Temperatur von 26 Grad zu erreichen und das Gerät nur dann aufzudrehen, wenn es wirklich nicht mehr anders geht. So halten sich auch die zusätzlichen Kosten im Rahmen, auch weil es die letzten beiden Jahre nicht allzu lang sehr hohe Temperaturen hatte. Die Stromabrechnung im kommenden Jahr wird wohl aufgrund der aktuellen Teuerungswelle schmerzlicher ausfallen.

In der Theorie könnte man die Geräte übrigens auch als Heizung verwenden, was bei unseren Deckengeräten allerdings wenig Sinn macht, weil warme Luft bekanntlich aufsteigt. Hier gibt es mittlerweile truhenartige Innengeräte, die man ähnlich einer Heizung an der Wand anbringt.

Fazit

Wenn ich die Kollegen in ihren Wohnungen schwitzen sehe und sie über Konzentrationsschwierigkeiten klagen höre oder beim STANDARD lese, an welche Orte man sich bei 30 und mehr Grad zurückziehen soll, dann bin ich dankbar, dass ich mein Homeoffice so runterkühlen kann, dass ich zumindest noch klar denken kann. Ganz ehrlich, mir wäre auch lieber, unser Wohnhaus wäre mehr begrünt oder es würden Bäume natürliche Schatten zumindest auf Teile des Hauses werfen – ein offensichtlicher Punkt, der aber auch bei den in unserer Nähe hochgezogenen Neubauten völlig unberücksichtigt bleibt, weshalb wohl auch dort zunehmend mehr Leute auf eine Klimaanlage zurückgreifen werden.

Außen- und Innenjalousien haben wir übrigens lange vor der Klimaanlage angebracht – der Effekt blieb leider überschaubar.

So reduzieren sich die Alternativen, weshalb ich froh bin, die Klimaanlage eingebaut zu haben. Auch wenn das Argument, man bekämpfe damit Feuer mit Feuer, immer wieder zu Recht genannt wird, erkundigen sich immer mehr Leute in unserem Umfeld nach unseren Erfahrungen mit den Geräten oder haben selbst schon Klimageräte installiert. Sieht man sich die Wettervorhersage für die nächsten Wochen und die Prognosen für die nächsten Jahre an, wird dieser Trend wohl anhalten. (Alexander Amon, 24.07.2022)