Die Produktion bei Woerle wurde umgestellt auf nachhaltige Energie. CO2 wird aber nicht nur bei der Herstellung eingespart, auch die Lieferanten werden dazu angehalten, Emissionen einzusparen.

Foto: Woerle / Nuno Filipe Oliveir

Die Privatkäserei Woerle mit Sitz in Henndorf im Salzburger Flachgau hat ihre neue Käserei seit einem Monat in Betrieb. Auf einer Fläche von 5000 Quadratmetern könnten 10.000 Tonnen Käse im Jahr erzeugt werden – doppelt so viel wie bisher. Mit dem Unternehmenswachstum hat es Geschäftsführer Gerrit Woerle aber nicht eilig. Es gebe Wachstumspotenzial, das müsse aber nicht ausgeschöpft werden. "Wir wollen nicht auf Teufel komm raus groß werden, sondern wenn dann langsam und kontinuierlich", sagt Woerle. In der derzeitigen Situation müsse man schauen, ob man überhaupt wachse.

Mit dem neuen Betriebsgebäude produziert der Käsehersteller mit 350 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern nun jedenfalls energieeffizienter. Eine Photovoltaikanlage mit einer Fläche von 2000 Quadratmeter liefert pro Jahr 365 Megawattstunden grünen Strom zur Eigenversorgung. Das Unternehmen setzt auf Wärmerückgewinnung mittels Wärmeschaukeln. Dabei werden Wärmequellen über einen Speicher so mit Wärmesenkern verbunden, dass thermische Energie eingespart werden kann.

So effizient wie möglich

"Wir wollten sowohl bei der Qualität und als auch der Kapazität einen Schritt nach vorn machen und unsere Ressourcen dabei so effizient wie möglich nutzen", sagt Woerle, der vor zwei Jahren das Familienunternehmen übernommen hat. Investiert wurde ein zweistelliger Millionenbetrag. Bei der Käseproduktion werde die Kesselmilch erhitzt und zeitlich versetzt eine vergleichbare Menge an Molke gekühlt. "Durch den Einsatz der Wärmeschaukel erwärmt nun die Molke die Milch – und kühlt dabei selbst ab", erklärt Woerle. Im Vollbetrieb können so 1500 Megawattstunden Energie und 450 Tonnen CO2 pro Jahr eingespart werden.

CO2-Emissionen werden nicht nur bei der Käseherstellung eingespart, auch die Lieferanten, also die Milchbauern aus dem Salzburger Seenland und Oberösterreich, werden dazu eingeladen. Seit dem Vorjahr bezahlt Woerle Landwirten eine Extraprämie von 50 Euro pro Tonne CO2, die eingespart, nicht ausgestoßen oder gebunden wurde. 145 teilnehmende Betriebe haben insgesamt 230 Maßnahmen eingereicht, die von einem externen Experten geprüft und bewertet wurden. Bauern hätten etwa neue Photovoltaikanlagen, effiziente Milchkühlsysteme oder Pumpen vorgelegt. Und auch der Austausch von Ölheizungen, die Dämmung von Dachgeschoßdecken oder neue Obstbäume und Hecken wurden mit einer Prämie honoriert. "Jede noch so kleine Maßnahme zählt und ist ein weiterer Schritt in Richtung Klimaschutz", betont Projektleiterin Diana Reuter.

"Durch die Wärmeschaukel erwärmt nun die Molke die Milch – und kühlt dabei selbst ab", erklärt Gerrit Woerle.
Foto: Franz Neumayr

Ziele übertroffen

Mit der Prämie hat sich der Geschäftsführer im Vorjahr das Ziel gesetzt, den CO2-Fußabdruck jedes Jahr um 1250 Tonnen zu senken. Das hat er bei weitem übertroffen. Nach einem Jahr sei ein Rückgang von 3340 Tonnen CO2 erzielt und somit 167.000 Euro ausbezahlt worden. Das entspreche etwa den CO2-Emissionen von 26 Millionen gefahrenen Pkw-Kilometern, rund 660 Erdumrundungen, oder dem jährlichen Verbrauch von 400 Österreicherinnen und Österreichern, sagt Diana Reuter.

Diese Bilanz könne heuer noch gesteigert werden: Mit den für 2022 geplanten Maßnahmen können geschätzt weitere 8000 Tonnen eingespart werden. Die CO2-Prämie wurde mit dem Energy Globe Award ausgezeichnet. Insgesamt hat das Unternehmen bereits fünf Umweltauszeichnungen erhalten.

Denn es ist nicht das erste nachhaltige Projekt, mit dem die Käserei aufhorchen ließ. Mit dem Projekt Artenvielfalt in Bauernhand motiviert der Betrieb seine Milchbauern auf ohnehin schwer zu bewirtschafteten Flächen, Lebensräume und Rückzugsorte für Tiere und Pflanzen zu schaffen. Für das Projekt erhielt Woerle im Juli als eines von sechs österreichischen Unternehmen den Trigros-Preis, eine Auszeichnung für verantwortungsvolles Wirtschaften.

"Biodiversität sorgt für bestes Futter der Kühe und in der Folge für besten Geschmack unserer Käsespezialitäten", sagt Woerle. Deshalb sei es dem Unternehmen wichtig, die Milchbauern für das Thema zu sensibilisieren und sie aktiv einzubeziehen. Seit dem Start 2019 nehmen inzwischen 71 landwirtschaftliche Betriebe in Salzburg und Oberösterreich an dem Projekt teil. (Stefanie Ruep, 22.7.2022)