Es bleibt heiß – überdurchschnittlich heiß sogar. Die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) prognostiziert, dass die Temperaturen erst am Dienstag in weiten Teilen des Landes wieder unter die 30-Grad-Marke sinken. In dieser Woche wurden in Österreich durchwegs Höchstwerte jenseits der 30 Grad verzeichnet. Spitzentemperaturen wurden laut ZAMG in Tirol gemessen: Landeck verzeichnete am Montag 32 Grad, Imst am Dienstag 35 Grad und Innsbruck am Mittwoch satte 37 Grad. Im Osten gab es Spitzenwerte am Freitag etwa mit 36 Grad in Mattersburg im Burgenland. Am Neusiedler See wurden am Samstag sogar Wassertemperaturen von über 30 Grad gemessen.

Die Sonne brennt seit Tagen auf Wien herab. Manche Berufsgruppen werden während der Hitze besonders aktiv.
Foto: Heribert Corn

Aufgrund der andauernd hohen Temperaturen griff die ZAMG bereits auf den Hitzeschutzplan zurück und warnte einige Bundesländer vor. Der Plan aus dem Jahr 2017 soll gegen Hitzewellen helfen – also wenn die Temperaturen an zumindest drei aufeinanderfolgenden Tagen auf mehr als 30 Grad steigen. Welche Maßnahmen gesetzt werden, ist von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich. Ziel ist es vor allem, die Bevölkerung und bestimmte Einrichtungen rechtzeitig über Hitzewellen zu informieren und rasch Beratung zur Verfügung zu stellen. Aufgrund der länger andauernden Hitzebelastung hat das Gesundheitsministerium gemeinsam mit der Österreichischen Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (Ages) das Hitzetelefon eingerichtet. Unter der Telefonnummer 050 555 555 erhält man Tipps, wie man sich schützen kann. Umsichtiges Handeln ist dieser Tage besonders in den Wiener Wäldern gefragt. Der Boden der Wälder und Wiesen ist bis in Tiefen von 20 Zentimetern und mehr vertrocknet, die Waldbrandgefahr ist daher extrem hoch, warnte der Forst- und Landwirtschaftsbetrieb der Stadt Wien am Donnerstag.

Egal wie heiß es ist, hitzefrei gibt es in Österreich nur für die Fiakerpferde ab 35 Grad. In der Bundeshauptstadt ist dies heuer bis dato zwei Mal der Fall gewesen. Zum ersten Mal wurden die Tiere am 27. Juni heimgeschickt, diese Woche war es am Mittwoch so weit. Zweibeiner müssen hingegen bei allen Temperaturen ihren Job antreten. Allerdings muss die Arbeitgeberin oder der Arbeitgeber bestmöglich gegen die Hitze schützen. In manchen Berufen ist bei der Hitze sogar besonders viel los. DER STANDARD hat vier Personen, die an der Hitzefront arbeiten, über ihren Alltag befragt.

Notfallsanitäterin: Erste Hilfe bei Hitze

Auf stabil hohem Niveau seien die Einsatzzahlen beim Wiener Roten Kreuz derzeit, sagt Amy Schönhuber. Rund 500 Rettungseinsätze mit Blaulicht bewältigt das Rote Kreuz derzeit pro Woche. "Die Hitzenotfälle präsentieren sich nicht sofort als solche", sagt die Notfallsanitäterin. Patientinnen und Patienten würden oft über Schwindel, Kopfschmerzen, Kreislaufprobleme oder Übelkeit klagen. Oft sei Flüssigkeitsmangel ausschlaggebend. In schweren Fällen, sagt Schönhuber, komme es zu Krämpfen oder sogar zum Atem- und Kreislaufstillstand.

"Im Rettungsdienst machen wir zuerst das, was man auch schon als Ersthelferin oder Ersthelfer tun sollte." Simple Maßnahmen wie Patienten in den Schatten oder in eine kühle Umgebung bringen, bei Bewusstsein etwas zu trinken geben oder kühle Umschläge führen oft schon zu einer Besserung. In schwerwiegenderen Fällen werden weitere Maßnahmen gesetzt. Der Rettungsdienst hat zudem die Möglichkeit, Flüssigkeit über die Vene zu verabreichen.

Besonders gefährdet sind chronisch Kranke, Kinder, Säuglinge und ältere Menschen. "Gerade beim Thema Hitzenotfälle hat Prävention einen hohen Stellenwert", sagt sie. Also: ausreichend Wasser trinken, helle, weite Kleidung tragen, im Schatten oder an anderen kühlen Orten bleiben, den Sonnenschutz nicht vergessen und darauf achten, dass die Wohnung nicht zu heiß wird. Beim Essen gilt: leichte Kost mit viel wasserhaltigem Gemüse statt Fleisch.

Feuerwehr: Bei Brand 122 wählen

Rund 100-mal pro Tag rückt die Wiener Berufsfeuerwehr aktuell aus. "Derzeit kommt es vermehrt zu Flur- und Wiesenbränden", erzählt Brandkommissär Jürgen Figerl. Meist entstehe ein Feuer durch "Unachtsamkeit" – durch weggeworfene Zigaretten, Lagerfeuer oder Ähnliches. Derzeit ist offenes Feuer "nicht nur gefährlich, sondern auch verboten". Wer im eigenen Garten grillt, sollte keinen Flüssiganzünder verwenden und zur Sicherheit einen Kübel Wasser griffbereit haben. Wichtig sei, dass man sofort 122 wähle, wenn man ein Feuer entdecke – auch wenn es scheinbar schon gelöscht ist.

Nicht nur um Brände muss sich die Feuerwehr kümmern. Großes Thema: die Gefahr bei Gasthermen. Der Betrieb ist in der Regel ungefährlich. Doch wenn die Temperaturen hoch und Therme oder Rauchfang nicht oder schlecht gewartet sind, kann es zu Problemen mit einer erhöhten Kohlenstoffmonoxid-Konzentration kommen. Durch Hitze kann sich in den Rauchfängen eine Art "Luftstoppel" bilden. Daher sollte man Fenster und Türen für Frischluft öffnen. Bei Klimageräten, die die Luft ins Freie blasen, kann durch den gestörten Abgasstrom der Gastherme schnell eine tödliche Kohlenmonoxid-Konzentration entstehen. "Niemals Gastherme und solche Klimageräte gleichzeitig verwenden", warnt Figerl.

Ein weiterer Job: Wespennester in Schulen, Spitälern und Co entfernen. Der eigene Imker sei mit heuer 700 Einsätzen "fleißig wie eine Biene", sagt Figerl.

Bademeister: Sicher Schwimmen

Zwölf Saisonen, acht Jahre davon am Wellenbecken, 32-mal reingesprungen: Das ist die Bilanz von Roman Hollaus. Mittlerweile ist Hollaus am Oststrand des Wiener Gänsehäufels stationiert – dem "härtesten" Strand, wie er sagt. Die Fläche sei riesengroß, und man sehe nicht auf den Grund des Gewässers, erklärt der Bademeister. Dazu kämen Stand-up-Paddler, die einen eigenen Zugang im Gänsehäufel haben, und Leute, die abseits des Bades in der Alten Donau schwimmen – zwischen den Booten. "Dafür ist es am Becken noch heißer und lauter", sagt er.

Das Gänsehäufel ist Wiens beliebtestes Freibad: In der ersten Saisonhälfte kamen 158.296 Besucherinnen und Besucher. Hollaus sorgt für ihre Sicherheit, in Wasser und Wiese. Große Probleme: Menschen, die zu weit rausschwimmen, oder Kinder, die ihren "Bällen und Delfinen" nachpaddeln und denen die Kraft ausgeht. In den vergangenen Jahren ist zudem die Zahl der Nichtschwimmer gestiegen. Am Strand gilt es für Hollaus, Schürfwunden, Bienenstiche etc. – bis hin zum Herzinfarkt – zu versorgen. Außerhalb der Öffnungszeiten müssen Stege, Strand und Co gästefit gemacht werden.

Für einen sicheren Badetag gelten einfache Regeln: "Wenn Sie was gegessen haben, nicht gleich ins Wasser gehen, und keinen Alkohol trinken", sagt Hollaus. Außerdem sollte man nicht in der prallen Sonne liegen, sich einschmieren und Patschen wegen der Wespen und Bienen anlassen. Die beste Temperatur im Bad? "Maximal 30 Grad."

Eissalon: Süße Erfrischung

Rein physiologisch betrachtet ist der kühlende Effekt von Speiseeis zwar nachweisbar, aber nur von sehr kurzer Dauer. Dennoch gibt es einen Ort, an dem sich die Wienerinnen und Wiener für diese kurze Erfrischung lange anstellen: die Gelateria La Romana in der Stiftgasse. Ab circa 17 Uhr, wenn die Leute aus den Büros oder vom Baden in den siebenten Bezirk zurückkommen, gehe es für das zehnköpfige Team des Salons so richtig los, sagt die Filialleiterin. Ihren Namen will sie nicht verraten – ebenso wenig manch anderes Detail über das Geschäft. Ob das Personal gratis Eis schlecken dürfe oder wie viele Liter täglich über die Budel gehen? Betriebsgeheimnis. Angesichts der Warteschlangen vor der Tür lässt sich nur mutmaßen: Es müssen große Mengen sein.

Trotz des Andrangs einen kühlen Kopf zu bewahren fällt dem La-Romana-Team leicht. Erstens, weil die Kundinnen und Kunden stets geduldig seien, wie die Chefin erzählt. Und zweitens, weil das Personal schon trainiert ist. Der erste Eishöhepunkt ist nämlich bereits vorüber: "Im Frühling ist es noch schlimmer."

Die Filialleiterin selbst isst dreimal pro Woche Eis – bevorzugt Erdnuss, Himbeere und Stracciatella mit Brombeere. Diese Geschmacksrichtungen gehen im Unterschied zur Signature-Sorte des Salons, der Crema dal 1947 mit Vanille und Zitrone, leicht über die Lippen. Die Jahreszahl könne kaum jemand auf Italienisch sagen, erzählt die Chefin. Beruhigend: Wer bloß "Crema dal" ordert, wird auch verstanden. (Oona Kroisleitner, Stefanie Rachbauer, 24.7.2022)