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Seit Anfang Mai wurden nach jüngsten Angaben weltweit fast 16.000 Fälle von Affenpocken in 72 Ländern gemeldet. In Österreich sind laut Angaben des Gesundheitsministeriums bisher 99 Fälle aufgetreten. In der Regel können die Symptome zwischen zwei und vier Wochen anhalten, aber in den wenigsten Fällen verläuft die Krankheit so schwer, dass ein Krankenhausaufenthalt notwendig wird. Ein Überblick über die wichtigsten Fragen zu der Krankheit.

Frage: Was sind die Affenpocken?

Antwort: Affenpocken sind eine Infektionskrankheit, die ursprünglich in erster Linie durch Viren von Tieren auf den Menschen übertragen wurde. In Afrika wurden Affenpocken bei vielen verschiedenen Tieren nachgewiesen, vor allem bei Nagetieren und mehreren Affenarten. Auch von Mensch zu Mensch können die Viren weitergegeben werden. 1970 wurden Affenpocken in Zaire, der heutigen Demokratischen Republik Kongo, erstmals beim Menschen festgestellt – in einer Region, in der die Pocken zwei Jahre zuvor ausgerottet worden waren. Im Frühjahr 2003 wurden die ersten Fälle außerhalb Afrikas gemeldet, in den Vereinigten Staaten. Seit Mai breiten sie sich auch in weiteren Ländern aus, vor allem in Westeuropa.

Frage: Welche Symptome können auftreten?

Antwort: Die Symptome ähneln in den ersten Tagen denen einer Grippe: Dazu zählen Fieber, Kopf- und Muskelschmerzen, Schüttelfrost sowie geschwollene Lymphknoten. Nach ein paar Tagen entwickeln sich dann teilweise sehr schmerzhafte Hautveränderungen in Form von Flecken und Pusteln, die mit der Zeit verkrusten und abfallen. Der Ausschlag tritt vor allem an Gesicht, Handflächen und Fußsohlen auf. Es sind jedoch auch Haut- und Schleimhautveränderungen an Mund, Genitalien und Augen möglich. Die Hautveränderungen halten in der Regel zwischen zwei und vier Wochen an und heilen ohne Behandlung von selbst ab.

Frage: Wie wird die Krankheit übertragen?

Antwort: Durch den Kontakt mit Blut und anderen Körperflüssigkeiten kranker Tiere können sich Menschen mit dem Virus anstecken. Eine Übertragung von Mensch zu Mensch ist nur bei engem Kontakt möglich. Das Virus wird dabei durch Tröpfcheninfektion, Wunden, den Bläscheninhalt und Schorf auf der Haut oder Körperflüssigkeiten wie Speichel übertragen. Laut einer Studie gehen 95 Prozent der aktuellen Affenpocken-Fälle auf sexuelle Kontakte zurück. Schwangere, die sich mit Affenpocken angesteckt haben, können das Virus an ihr ungeborenes Kind weitergeben. Eine Ansteckung des Babys ist auch bei der Geburt möglich.

Frage: Wie gefährlich sind die Affenpocken?

Antwort: In der Regel halten die Symptome zwei bis vier Wochen an. Infizierte können andere anstecken, solange sie Symptome haben. Im Gegensatz zu den seit 1980 ausgerotteten Menschenpocken verlaufen Affenpocken in der Regel deutlich milder. Die meisten Menschen erholen sich innerhalb von mehreren Wochen. Allerdings können bei einigen Betroffenen auch schwere Verläufe auftreten. Insbesondere Neugeborene, Kinder, Schwangere, alte Menschen und Menschen mit Immunschwächen können schwer erkranken. Zu möglichen Komplikationen gehören Hautinfektionen, Lungenentzündung, Verwirrtheit sowie Augeninfektionen, die zu Sehverlust führen können. Auch die Menge an Viren, der ein Patient ausgesetzt war, spielt eine Rolle für den Krankheitsverlauf.

Frage: Gibt es eine Therapie oder Schutzimpfung?

Antwort: In erster Linie werden Symptome behandelt. Ein zur Therapie von sogenannten Orthopocken entwickeltes Arzneimittel wurde kürzlich in der EU auch für Affenpocken zugelassen. Auch die allgemeine Pockenimpfung hat sich gegen die Affenpocken zu 85 Prozent als wirksam erwiesen. Allerdings wird seit längerem nicht mehr gegen die Pocken geimpft, da die Krankheit seit über 40 Jahren ausgerottet ist.

Die Beschaffung von Impfstoff gegen die Affenpocken erfolgt in einem gemeinsamen Prozess auf europäischer Ebene, der über die Gesundheitsagentur Hera organisiert wird. Am vergangenen Dienstag traf eine erste Lieferung von 2.340 Dosen des Impfstoffs in Österreich ein. Eine weitere größere Lieferung der Impfstoffe Imvanex und Jynneos wird in den kommenden Wochen erwartet, berichtete das Gesundheitsministerium. Die EU-Kommission hat am Montag den Impfstoff Imvanex gegen Affenpocken zugelassen. Die aktuelle Entscheidung gilt nun für alle 27 EU-Staaten sowie für Island, Liechtenstein und Norwegen.

Video: Mehr als 15.000 Menschen sind dieses Jahr weltweit an Affenpocken erkrankt. Vor allem schwule und bisexuelle Männer sind betroffen – und leiden unter Stigmatisierung. Ein Erfahrungsbericht aus den USA.

DER STANDARD

Vom Nationalen Impfgremium wird eine Impfung derzeit nur für bestimmte Risikogruppen empfohlen. Die verfügbaren Dosen werden als postexpositionelle Prophylaxe nach Kontakt mit einer erkrankten Person, für spezialisiertes Laborpersonal sowie für Gesundheitspersonal mit hohem Expositionsrisiko eingesetzt. In Abhängigkeit von der Verfügbarkeit kann auch Personen mit individuellem Risikoverhalten in der Folge eine Impfung angeboten werden. Ein Risikoverhalten liegt vor, wenn Personen häufig wechselnden sexuellen Kontakt haben. In Österreich sind aktuell insbesondere Männer mit gleichgeschlechtlichen Partnern von Affenpocken betroffen. (APA, red, 25.7.2022)