Wartezeiten bis weit über ein Jahr, stark getrieben auch von jeweils georderten Extras, sogar Bestellstopps bei manchen Marken und Modellen: Die Branche ächzt weiter unter der Zulieferkrise, sie wird sich erst spät im Jahr leicht entspannen, lautet die durchschnittliche Einschätzung der Importeure, Stand Mitte/Ende Juli.

Bei manchen geht es besser, bei manchen schlechter, und wie es um die Wartezeiten Pi mal Daumen bestellt ist, haben wir bei jeweils zuständiger Stelle erfragt. Die Ergebnisse in aller Kürze, alphabetisch nach Konzernen. Und: Etliche Hersteller weisen längst online darauf hin, dass es beim Neuwagenkauf "zu Verzögerungen kommen kann".

Bei BMW kommentiert Geschäftsführer Christian Morawa die Situation wie folgt: "Der Engpass bei der Versorgung mit Komponenten und die enorm hohe Nachfrage – vor allem nach E-Modellen – hat teilweise Auswirkungen auf die Verfügbarkeit einzelner Ausstattungen in bestimmten Modellen." Und: "Was wir sehen ist, dass sich viele Kunden, vor allem im Firmenbereich, auf die Situation einstellen und ihre Bestellung immer früher machen." Die Lieferzeiten bei E-Modellen (i4, iX3, iX) reichen teils bis 2023 hinein, das hänge aber eher von der Ausstattung ab als von der Baureihe. "Zum Beispiel kann es sein, dass ein X5 mit Ausstattung A schneller lieferbar ist als einer mit Ausstattung B."

Die heimischen Top 3 bei Neuzulassungen im ersten Halbjahr 2022: VW Bus (umfasst alle T6.1 sowie den neuen Multivan, auf anderer technischer Basis), mit 2414 Stück. Lieferfrist, Stand Juli: Beim VW teilweise bis ins zweite Quartal 2023.
Foto: Andreas Stockinger

Bei FORD gibt es für S-Max, Galaxy und Fiesta einen vorläufigen Bestellstopp. Puma und Kuga sind ebenfalls von Lieferengpässen betroffen, Bestellungen werden aber weiter angenommen. Zu Verzögerungen kommt es auch beim Focus.

Auch HONDA ist weiter von Produktionsunterbrechungen betroffen, speziell bei Jazz Crosstar und bestimmten HR-V. Genaue Lieferzeiten könne man nicht nennen, Bestellstopp geben es aber keinen. Vertriebsleiter Roman Cahak: "Wir versuchen, die Auswirkungen der angespannten Liefersituation auf unsere Kunden so gering wie möglich zu halten und bestehende Auftragszeiten und -spezifikationen nach Möglichkeit einzuhalten."

HYUNDAI-KIA: Die Koreaner hat es nicht ganz so schlimm erwischt, es kann mitunter aber auch dauern. Kia konnte sich zuletzt "überdurchschnittlich gut behaupten". Bei fallendem Gesamtmarkt (–19 Prozent) steigerte man im ersten Halbjahr die Zulassungen um zwölf Prozent auf einen Rekordmarktanteil von 4,1 – vor allem, weil Volumsmodelle lieferbar waren. Geholfen habe eine vorausschauende Lagerhaltung. Kia Austria-Geschäftsführer Alexander Struckl: "Das derzeitige Verfügbarkeitsproblem ist vielen Einzelproblemen in den Lieferketten geschuldet. Kia steht bei der Produktion aus dem slowakischen Werk (Ceed, Sportage) speziell bei den Benzinern relativ gut da. Werksbestellungen aus koreanischer Fertigung können aber bis zu einem Jahr dauern."

Und Hyundai? Über 1000 Fahrzeuge sämtlicher Modellreihen sind prompt verfügbar. Für Werksbestellungen sind Lieferzeiten von drei bis 14 Monaten einzukalkulieren. Für die drei bestverkauften Hyundais sieht es so aus: Tucson vier bis zehn Monate. i30 vier bis acht. Kona sechs bis acht. Von Bestellstopps sei man derzeit nicht betroffen. Kommentar Hyundai-Österreich-Chef Roland Punzengruber: "Unterschiedlichste Herausforderungen auf nahezu monatlicher Basis bedeuten weiterhin ungewohnt lange Lieferzeiten. Eine Prognostizierbarkeit der Lieferzeiten individueller Kundenbestellungen ist de facto unmöglich, das wird sich leider in den nächsten Monaten nicht ändern."

JLR (Jaguar Land Rover) meldet bei manchen Modellen Lieferfristen bis zu einem Jahr, speziell mit Plug-in-Hybrid. Am schnellsten lieferbar sei laut Sprecher Dieter Platzer der Jaguar I-Pace, Wartezeit: sechs Monate. Eine langsame Verbesserung erwarte man im zweiten Halbjahr.

Glimpflich die Situation bei MAZDA, die Lieferzeit liegt derzeit bei fünf bis sechs Monaten, etwa zwei Monate länger als sonst. Heimo Egger, Geschäftsführer Mazda Austria: "Wir gehen aber von einer Entspannung der Lage ab Spätherbst aus."

Skoda Fabia mit 2119 Stück. Lieferfristen, Stand Juli: Bis ins erste Quartal 2023.
Foto: Andreas Stockinger

Ähnlich vage wie bei BMW die Situation bei MERCEDES – MBÖ-Chef Carsten Dippelt: "Die Nachfrage ist nach wie vor hoch. In Kombination mit Verfügbarkeitsengpässen aufgrund der Halbleiter-Situation haben wir derzeit einen erhöhten Auftragsbestand. Diesen versuchen wir schnellstmöglich abzuarbeiten. Die Lieferzeiten sind für jedes Produkt und jeden Markt unterschiedlich."

RENAULT-NISSAN. Nissan meldet bei den meisten Modellen (Juke, Qashqai, Ariya) sechs bis neun Monate Godot-Modus, beim Leaf rund ein Jahr. Die Lieferzeiten sind deutlich länger als üblich, zuletzt aber stabil. Michael Kujus, Geschäftsführer beim Importeur: "Wir gehen davon aus, dass uns die Lieferprobleme noch bis 2023 begleiten. Wir blicken aber mit Optimismus in die Zukunft und fokussieren uns auf eine Reihe neuer Modelle, darunter den Ariya und den X-Trail. Wir rechnen allerdings damit, dass das Segment der kleinen, günstigen Fahrzeuge in Europa vom Markt verschwindet."

Renault wiederum meldet bei Kundenbestellungen ab Mitte Juli Lieferzeiten je nach Modell zwischen Oktober und Dezember, bei Dacia November bis Dezember. Die Produktionspläne für die nächsten Monate würden aber eine starke Verbesserung gegenüber dem ersten Halbjahr zeigen, weshalb man optimistisch in die nahe Zukunft blicke.

Dacia Sandero: 1968 Stück. Lieferfrist, Stand Juli: heuer bis ca. Jahresende.
Auf den Plätzen: VW Polo (1954), Toyota Yaris (1934), Tesla Model Y (1900), VW Golf (1775), Skoda Octavia (1712), VWT-Roc (1652) und Seat Ibiza (1505).
Foto: Guido Gluschitsch

Bei STELLANTIS sind die Lieferzeiten moderat und überschaubar, alle gängigen Modelle sind innerhalb von drei bis sechs Monaten erhältlich, die Werksferien im August bereits inkludiert. Einige gängige Modelle: Alfa Tonale 3,5 Monate, Citroën C3 Aircross vier bis fünf, C4 und C5 X je fünf, DS 4 vier, DS 7 fünf, Fiat 500e ebenfalls fünf Monate, die normalen "Cinques" vier, Panda 5,5. Bei Jeep Compass und Renegade sind es 3,5 Monate, beim Wrangler fünf bis sechs, Opel meldet bei Corsa-e und Mokka vier, beim Astra bis zu fünf, und bei Peugeot kriegt man in fünf Monaten e-208, 2008, 3008, in sechsen den 508 ausgehändigt. Im Vergleich mit vor Corona haben sich die Lieferzeiten damit um zwei bis drei Monate verlängert. Silvia Rieger, Geschäftsführerin der Importorganisationen, bestätigt: "Trotz vielfältiger Herausforderungen können wir alle gängigen Fahrzeuge unserer Marken mit überschaubaren Lieferzeiten anbieten."

TESLA liefert aktuell in Europa nur Model 3 und Y aus, Stand Juli dauert die Y-Auslieferung bis zwischen Oktober oder Dezember, beim 3er zwischen Januar und März 2023.

Bei TOYOTA wartet man auf die Volumensmodelle Aygo X und Yaris rund drei Monate, bei C-HR und Yaris Cross vier, beim Corolla sechs und beim RAV4 acht. Bei Lexus dauert es bis zu einem Jahr, weil: "Außergewöhnlich hoher Auftragsbestand." Toyota-Österreich-Chef Holger Nelsbach: "Wir sind bisher gut durchgekommen und gehen aktuell davon aus, dass das so bleibt."

VOLVO registriert bei Diesel- und Benziner-Modellen vier bis sechs Monate Vorlaufzeit, bei Elektro und Plug-in-Hybrid bis zu acht – drei bis vier Monate länger als sonst.

Zuletzt der VW-Konzern (Porsche Austria). Wer jetzt bei Audi (A3 Limousine, A5, e-tron SB, TT Roadster, RS Q3, A4 allroad, RS 4 Avant, RS 5), Cupra (Ateca, Formentor, Born), Seat (Ibiza, Arona, Ateca), Skoda (Kamiq, Kodiaq), VW (T-Roc, Polo, Golf) ordert, kommt im 4. Quartal zum Auto. Anfang 2023 wird es bei Skoda Octavia, Fabia, Superb, beim Enyaq zieht sich’s gar bis spät 2023. Kommentar VW-Markenleiter Thomas Herndl: "Wir bemerken eine Entspannung der Situation – einige Modelle sind schon gut lieferbar."

Und Porsche? "Bei unseren Kunden ist das Verständnis generell größer, dass sie etwas länger warten müssen, wenn sie ihr individuelles Fahrzeug bestellen. Wir konnten so im ersten Halbjahr das beste Verkaufsergebnis aller Zeiten erzielen und verfügen on top über den größten Auftragsbestand in unserer Geschichte", freut sich Österreich-Geschäftsführer Helmut Eggert. (Andreas Stockinger, 26.7.2022)