Ein deutscher Feuerwehrmann im Einsatz.

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Brandenburg/Sachsen/Prag – Von der extremen Trockenheit begünstigte Waldbrände haben Einsatzkräfte in Deutschland, in den Bundesländern Brandenburg und Sachsen in der Nacht auf Dienstag zu schaffen gemacht. In Brandenburg ist eine Fläche bei Rehfeld im Süden des Bundeslandes betroffen, wo Feuerwehrleute versuchten, ein großes Feuer einzudämmen. Nach Angaben des Landkreises Elbe-Elster hat es sich auf einer Fläche von 850 Hektar ausgebreitet.

Die Lage sei sehr angespannt, sagte ein Sprecher der Feuerwehr Dienstagfrüh. Der Brand sei noch nicht unter Kontrolle. Einige Anrainerinnen und Anrainer mussten am Montag ihre Wohnungen verlassen. Betroffen waren rund 600 Menschen. Besonders betroffen sei die Region Kölsa-Siedlung in der Stadt Falkenberg (Elster), sagte ein Sprecher der Feuerwehr. Die Feuerwehr war am Vormittag mit 350 Einsatzkräften am Brandort.

Zudem erwog die Feuerwehr die Evakuierung einer weiteren Ortschaft. Vermutlich müsse Lönnewitz im Laufe des Tages geräumt werden, sagte Kreisbrandmeister Steffen Ludewig Dienstagfrüh in Falkenberg/Elster. "Die Lage ist immer noch ernst. Wir haben immer noch Brandherde."

Sechs Einsatzkräfte im Krankenhaus

In Rehfeld war die Lage aufgrund des starken Windes sehr unübersichtlich, so der stellvertretende Waldbrandschutzbeauftragte Philipp Haase bereits am Montag. Seinen Angaben zufolge brannte es im Wald zwischen Windrädern, mindestens eine Anlage stand innerhalb der Brandfläche. Für Dienstag seien unter anderem Hubschrauber der Bundeswehr angefordert worden, sagte Haase. Auch ein Hubschrauber der Polizei sei zur Erkundung der Lage angefragt worden. Brandenburg war in diesem Jahr bereits mehrfach von Wald- und Flächenbränden betroffen. Menschliches Handeln verursacht nach Angaben des brandenburgischen Umweltministeriums mehr als 90 Prozent aller Waldbrände.

Im Laufe des Einsatzes seien mindestens sieben Einsatzkräfte verletzt worden, sechs von ihnen wurden demnach ins Krankenhaus gebracht, teilte der Landkreis mit. Zudem sei eine Ferkelzuchtanlage in Kölsa-Siedlung abgebrannt, viele Tiere seien verendet.

Brände auch in Sachsen und in Tschechien

Im Nationalpark Sächsische Schweiz weitete sich ein Waldbrand aus, der im tschechischen Nationalpark Böhmische Schweiz ausgebrochen war. Für die Gemeinde Sebnitz und Bad Schandau löste das Landratsamt Sächsische Schweiz-Osterzgebirge am Montag eine Vorstufe zum Katastrophenalarm aus, wie ein Sprecher am Abend mitteilte. Für Bad Schandau wurde später Katastrophenalarm ausgelöst.

Die Einsatzkräfte hätten sich zu ihrem eigenen Schutz in der Nacht zurückgezogen. Seit Dienstag 6.00 Uhr laufe die aktive Brandbekämpfung mit frischen Kräften. Derzeit seien 250 Feuerwehrleute und Angehörige der Bundes- und Landespolizei ausgerückt. Zur Brandbekämpfung seien auch zwei Wasserwerfer mit jeweils 10.000 Litern Fassungsvermögen und zwei Hubschrauber im Einsatz. Die Wasserversorgung erfolge etwa von der Elbe. "Unser großes Problem ist der Wind", sagte ein Sprecher des Landratsamts Sächsische Schweiz-Osterzgebirge mit Blick auf die Ausbreitung des Feuers.

Kinderferienlager in Tschechien evakuiert

In Tschechien spitzte sich die Lage im Nationalpark Böhmische Schweiz unterdessen dramatisch zu. Zahlreiche Bewohner der Gemeinde Hrensko, die als Tor zum Nationalpark gilt, mussten Dienstagfrüh ihre Häuser verlassen. Das teilte ein Sprecher der tschechischen Feuerwehr mit. Betroffen sind alle Gebäude am rechten Ufer der Kamnitz, die dort in die Elbe fließt.

In dem Ort Mezna fingen mehrere Gebäude Feuer. Die Löscharbeiten wurden in der Früh nach einer nächtlichen Unterbrechung wiederaufgenommen. Die Einsatzkräfte evakuierten zudem ein Kinderferienlager mit rund 100 Teilnehmern aus Deutschland. Die Kinder und ihre Betreuer wurden an der Grenze deutschen Hilfskräften übergeben.

Die Löscharbeiten wurden Dienstagfrüh nach einer nächtlichen Unterbrechung wiederaufgenommen.
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Hilfseinsatz in Slowenien abgeschlossen

Der österreichische Hilfseinsatz zur Waldbrandbekämpfung in Slowenien ist unterdessen abgeschlossen, wie Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) am Dienstag bekannt ab. "Die rasche und unbürokratische Unterstützung unseres Nachbarstaates war mir ein persönliches Anliegen", sagte Karner. Zwei Hubschrauber des Innenministeriums waren seit der Vorwoche im Einsatz.

Starke Waldbrände loderten in der Vorwoche im Raum Renski. Die slowenischen Zivilschutzbehörden aktivierten laut Innenministerium am 17. Juli den Unionsmechanismus und richteten ein Hilfeersuchen an die EU-Mitgliedsstaaten. Die europaweiten Kapazitäten an Löschflugzeugen waren allerdings wegen der Zahl der Brände in zahlreichen Staaten vollständig ausgelastet. Deswegen erging von der Europäischen Kommission die Anfrage an die einzelnen Mitgliedsstaaten, ob im Falle einer Anforderung Sloweniens Hubschrauber verfügbar wären.

Situation in Griechenland bessert sich leicht

Auch andernorts in Europa brannten weiter Waldflächen, etwa in Griechenland, wo die Gefahr für weitere Feuer auch am Dienstag hoch blieb. Allerdings meldeten die Einsatzkräfte eine leicht verbesserte Situation. Im Südteil der Insel Lesbos konnten 85 Feuerwehrleute mit 21 Löschzügen sowie Löschflugzeugen und -hubschraubern die Flammen in Schach halten. Auf der Halbinsel Peloponnes konnte der Waldbrand vorerst zurückgedrängt, aber bis in der Früh noch nicht vollständig gelöscht werden. Dort waren 159 Feuerwehrleute im Einsatz, wie die Zeitung "Kathimerini" berichtete.

Schwierig blieb die Lage im Nationalpark Dadia im Nordosten des Landes. Dort kämpften den sechsten Tag in Folge 320 Feuerwehrleute gegen das Feuer. Militär und Förster versuchten, große Schneisen in die Wälder zu schlagen, um ein weiteres Ausbreiten der Flammen zu verhindern. In vielen Teilen Griechenlands galt auch am Dienstag ein hohes bis sehr hohes Waldbrandrisiko.

Feuerwehrmann in Marokko gestorben

Unterdessen kam bei erneuten Waldbränden im Norden Marokkos ein freiwilliger Feuerwehrmann ums Leben. Ein weiterer Brandbekämpfer sei verletzt worden und werde im Krankenhaus behandelt, teilten örtliche Behörden am Montag mit. Bei dem Brand in der Provinz Tanouate nahe den Großstädten Fès und Meknès wurden rund 33 Hektar Vegetation zerstört.

Feuerwehrleute der Task Force Rattlesnake bekämpfen das "Oak Fire" in Jerseydale in Kalifornien.
AP Photo/Noah Berger

Fortschritte in den USA

In den USA meldete die Feuerwehr indes am Montag erste Fortschritte durch den Einsatz von über 2.500 Helfern gegen ein Feuer nahe dem Yosemite-Nationalpark. Das sogenannte Oak-Feuer sei jetzt zu einem Viertel eingedämmt, teilten die Behörden mit. Die Flammen näherten sich Gebieten, die bereits von den Waldbränden der vergangenen Jahre verwüstet worden waren, was die Eindämmung weiter erleichtern könnte.

Das am Freitagnachmittag aus noch unbekannten Gründen ausgebrochene Feuer hatte bis Montag eine Fläche von knapp 68 Quadratkilometern erfasst. Zehn Gebäude seien zerstört worden, tausende Häuser und Wohnungen befinden sich nach Angaben der zuständigen Behörde Cal Fire in der Gefahrenzone.

Kaliforniens Gouverneur Gavin Newsom hatte am Samstag in dem betroffenen Gebiet den Notstand verhängt. Mehr als 3.000 Bewohner mussten demnach die Region im Bezirk Mariposa verlassen. Die Flammen hätten sich extrem schnell ausgebreitet, das sei beispiellos, sagte Feuerwehrchef Jon Heggie dem Sender CNN.

Der nahegelegene Nationalpark Yosemite, ein beliebtes Touristenziel, blieb zunächst für Besucher geöffnet. Allerdings wies die Parkverwaltung am Montag auf starken Rauch in der Region hin. Demnach wurde die Luftqualität als sehr ungesund eingestuft.

Rasenmäher löst in Texas Brand aus

Unterdessen hat ein Rasenmäher ein Feuer im US-Bundesstaat Texas ausgelöst, bei dem neun Häuser niedergebrannt und etwa 20 beschädigt wurden. Ersten Erkenntnissen zufolge habe die Klinge des Mähers in der Stadt Balch Springs nahe der Millionenmetropole Dallas bei Arbeiten auf einem angrenzenden Feld vermutlich einen Stein oder ein Stück Metall gestreift und so einen Funken erzeugt, wie Feuerwehrmann Sean Davis dem Sender NBC News am Montag sagte. (APA, red, 26.7.2022)