Princess Inyang Okokon war Zwangsprostituierte in Italien, jetzt kämpft sie für die Rechte der Mädchen und Frauen in Nigeria.

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Das Trauma, das "bleibt ein ganzes Leben lang", sagt Princess Inyang Okokon. "Ich bin nicht Gott und kann mich nicht rächen, aber es motiviert mich, dieses Schicksal möglichst vielen Mädchen zu ersparen." Die Nigerianerin war Zwangsprostituierte in Italien, jetzt kämpft sie als Sozialarbeiterin für die Rechte der Entrechteten.

Okokons Weg von Nigeria nach Italien steht exemplarisch für den vieler Mädchen und Frauen, die von Menschenhändlern mit der Aussicht auf ein besseres Leben nach Europa gelockt werden. Sie sollten als Kellnerinnen oder Friseurinnen arbeiten, landen aber in der Zwangsprostitution oder als Drogenkuriere, um ihre horrenden Schulden zurückzuzahlen.

Für die Reise mit dem Schlauchboot fallen zwischen 25.000 und 35.000 Euro an, sie endet häufig in Sizilien. "Hier müssen sie tun, was man ihnen befiehlt", sagt Lina Trovato, Staatsanwältin der Antimafia-Einheit von Catania. Sie bringt so viele Peiniger wie möglich vor Gericht. Es ist ein erbitterter Kampf.

Treueschwur mit Yuyu-Ritual

"In Italien wurde ich als Sklavin verkauft", erzählt Okokon. Sie versucht jetzt, den Frauen bereits in Nigeria mit Mikrokrediten zu helfen und Aufklärungsarbeit zu leisten. Denn vor der Reise werden viele mithilfe des archaischen Yuyu-Rituals psychisch unter Druck gesetzt. Der spirituelle Zauber soll sie nach ihrer Ankunft von der Flucht abhalten. Erfüllen sie den Treueschwur nicht, droht ihnen der Tod.

Die ARD-Doku, zu sehen heute um 22.50 Uhr, zeigt erschütternde Schicksale, die hinter dem Milliardengeschäft der Netzwerke aus Nigeria stehen, die längst nicht nur in Italien, sondern europaweit agieren. Grausam, bedrückend und sehenswert zugleich. (Oliver Mark, 27.7.2022)