Abschüssiges und schwer zugängiges Terrain, dazu noch die Gefahr durch Steinschlag: Der Waldbrand bei Hirschwang im Rax-Gebiet glich für die Einsatzkräften einem Spießrutenlauf.

Foto: PRESSETEAM D. FF WR. NEUSTADT

Haushohe Flammen lodern vor winzig wirkenden Feuerwehrleuten. Rauchschwaden verfinstern den Himmel, während der rote Schein des Feuers die Szenerie in gespenstisches Licht taucht. An Dramatik sind die Bilder, die uns in den vergangenen Wochen gehäuft erreichen, kaum zu übertreffen.

Die Ursprungsorte solcher Fotos können in den USA und Australien ebenso liegen wie in Süd- oder Zentraleuropa. Überall stehen Waldflächen in Flammen, überall tun Feuerwehren alles Menschenmögliche, um den Feuersbrünsten beizukommen.

Feuerbekämpfung in Österreich

Welchen Aufwand sie dabei betreiben und wie oft sie auch an ihre Grenzen stoßen, kann Jörg Degenhart bestens nachvollziehen. Als Sachgebietsleiter für Waldbrandbekämpfung und Flugdienstleiter des Österreichischen Bundesfeuerwehrverbands (ÖBFV) weiß er, welche Kraftanstrengung es bis zum erleichternden "Brand aus" braucht.

Österreich genieße in puncto Waldbrand einen unbezahlbaren Vorteil. In jeder Gemeinde gebe es mindestens eine freiwillige Feuerwehr, mit diesem System sei Österreich weltweit absoluter Vorreiter. "Da können wir uns alle glücklich schätzen", sagt Degenhart.

In Griechenland stoßen Feuerwehrleute zuweilen an ihre Grenzen. Starke Winde fachen die Flammen an und bringen sie gefährlich nahe an Wohngebiete.
Foto: IMAGO/Panayotis Tzamaros

Im Jahr 2021 standen mehr als 257.000 Menschen aktiv im Dienst, rund 99 Prozent davon ehrenamtlich. Auch sind die lokalen Feuerwehren mit Leuten besetzt, die sich in ihrem Dorf, ihrer Stadt und dem umliegenden Gebiet bestens auskennen. Die Mitglieder sind ortskundig und schnell zur Stelle – ein absoluter Vorteil (nicht nur) bei Waldbränden, denn: "Einen Waldbrand will man im Entstehen erwischen", erklärt Degenhart.

Weltweit setzen die meisten Staaten auf Berufsfeuerwehren und müssen daher mit einem Bruchteil des Personals auskommen. Darunter finden sich auch derzeit enorm von Waldbränden heimgesuchte Länder wie Griechenland oder die USA. Dort ist das Netz der Feuerwehren weiter gestreut, Einsatzorte zu erreichen, dauert teils Stunden.

Glutnester bis in eineinhalb Meter Tiefe

Seit ein paar Jahren rückt Waldbrandbekämpfung hierzulande immer mehr in den Mittelpunkt. Es gibt einheitliche Taktiken zum Vorgehen und einheitliche Ausbildungen dazu, daneben wird in zusätzliches Material – etwa Löschrucksäcke – investiert.

Die Strategie im Ernstfall steht Degenhart zufolge unter dem Motto: Klotzen statt kleckern. "Wir setzen viel Mannschaft und viel Material ein, um Waldbrände im Kleinen zu ersticken", erklärt er. An erster Stelle steht jedoch nicht, das Feuer zu löschen, sondern seine Ausbreitung zu verhindern. Da sich Feuer in den Boden frisst, können sich auf torfigem Untergrund Glutnester bis in eineinhalb Meter Tiefe bilden.

Der Weissensee wurde zuletzt als Löschwasserspeicher bei den Italien-Bränden genutzt.
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"Um effektiv zu löschen, muss ich alles umgraben, bevor der Boden nicht umgeackert ist, gibt es kein ,Brand aus'", erläutert Degenhart das Vorgehen. Diese Bodenarbeit sei immens anstrengend und personalintensiv. Um Glutnester zu detektieren und gezielt zu bekämpfen, arbeiten Feuerwehren mit an Hubschraubern oder Drohnen angebrachten Wärmebildkameras.

Helferinnen und Helfer in Gefahr

Sowohl die Strategie zur Brandbekämpfung als auch deren Erfolgsaussichten hängen immer vom einzelnen Brand und dem jeweiligen Gelände ab. Windverhältnisse, Hangausrichtung und -neigung, Sonneneinstrahlung und die Beschaffenheit der Vegetation sind wichtige Parameter, um die richtige Herangehensweise festzulegen. Im alpinen Gelände sind Feuer auf schattigen, feuchten Nordhängen meist weniger gefährlich, bei sonnenbeschienenen, trockenen Südhängen hingegen "müssen die Alarmglocken läuten", sagt Degenhart.

In schwer zugängigem Areal wird häufig mit schweren Löschrucksäcken gearbeitet. Diese fassen 20 bis 30 Liter Wasser, die zugehörige Löschlanze zerstäubt die Flüssigkeit und erlaubt einen Brandbekämpfung, für die nicht erst lange Schlauchleitungen gelegt werden müssen. Diese Rucksack-bewehrten Feuerwehrleute gelten als die schnelle, effiziente Eingreiftruppe. Teils werden sie auch mit Helikoptern zum Einsatzort geflogen.

Flammen Brände im steilen Gelände auf, werden die eingesetzten Mannschaften nach rund vier Stunden kräftezehrender Arbeit gewechselt. Länger dauernde Schichten wären schlicht zu anstrengend. Gefahrenpotenzial birgt hier nicht nur der Brand selbst, sondern auch das Wetter. Feuer werden immer mit der Windrichtung gelöscht, dreht der Wind während des Einsatzes, müssen Führungskräfte schnell entscheiden. Teils werden die Löscharbeiten abgebrochen. "Ob ein Baum mehr oder weniger abbrennt, ist wurscht, aber sterben darf niemand", beschreibt Degenhart die Maxime.

Im steilen Gelände zu löschen ist kräftezehrend und vielfach ein wahrer Balanceakt, wie Fotos eines im März ausgebrochenen Waldbrandes bei Mühldorf (Bezirk Spittal an der Drau) auf 1.400 Meter Seehöhe zeigen.
Foto: APA/FF MÖLLBRÜCKE

Erst ein Grashalm, dann der ganze Wald

Es mag angesichts mächtiger Waldbrände schwer vorstellbar sein, doch jeder Brand fängt winzig klein an. Wie großflächig ein Feuer wird und auch, ob es noch bekämpft werden kann oder nicht, hängt von den Ausgangsbedingungen am Boden ab. Ist dieser nur von Gras bedeckt, erreichen die Flammen selten die Baumkronen.

Liegt jedoch viel trockenes Astmaterial in der Landschaft verstreut, wird die Flamme höher und kann auch die Wipfel der Bäume in Brand stecken. Diese Kronenfeuer stellen den ultimativen Albtraum für Feuerwehrleute dar, sie sind weltweit gefürchtet, da der Wald dabei meist wie Zunder brennt. "Wenn die Voraussetzungen passen, entwickelt sich das im Dominoeffekt weiter", weiß Degenhart.

"Richtig problematisch wird es bei Kronenfeuern, wenn starker Wind dazukommt, daraus können die Megafeuer entstehen, die wir aus den USA kennen", sagt Mortimer Müller von der Wiener Universität für Bodenkultur (Boku). Meist bleibe nur noch, nahegelegene Wohnsiedlungen zu evakuieren und auf das Beste zu hoffen. Auch beim in Kalifornien ausgebrochenen Oak-Feuer konzentrierten sich Behörden und Einsatzkräfte in erster Linie darauf, Menschen im betroffenen Gebiet in Sicherheit zu bringen.

Obwohl die kalifornischen Feuerwehren Übung in der Waldbrandbekämpfung haben, kann man in manchen Situationen nur noch evakuieren. Im Fall des Oak-Feuers wurden etliche Wohnhäuser Raub der Flammen.
Foto: APA/AFP/GettyImages/Justin Sullivan

Hoffnung kann sich in Form einer Wetterveränderung mit abklingendem Wind und Regen einstellen oder in Form einer Barriere, die das Feuer nicht zu überwinden vermag. In alpinem Gelände wären das etwa ein Berggrat, manchmal auch eine Forststraße oder eine zuvor geschlagene Brandschneise. Ansonsten könne man nur versuchen, die Flammen seitlich einzudämmen. "Nach oben hin kann ich in solchen Fällen nichts mehr machen", sagt Degenhart.

Wind als neuer Brandbeschleuniger

In Österreich hat sich in den vergangenen Jahren auch der Klimawandel mit langen Trockenperioden bemerkbar gemacht. Schlimmer als die Hitze sei jedoch der Wind, wie der ÖBFV-Experte berichtet. "Der Wind ist in den letzten Jahren mehr geworden, darum trocknet alles mehr aus." In jüngster Vergangenheit mussten die österreichischen Feuerwehren bereits im Frühjahr zur Waldbrandbekämpfung ausrücken.

"Eine vom Wind ausgedörrte Landschaft hat eine wesentlich höhere Entzündungsfähigkeit, da reicht ein Funke, und es geht dahin", sagt Degenhart. Nicht nur hierzulande ist diese Entwicklung spürbar. Starke Winde machen derzeit auch den Feuerwehren in Deutschland und Südeuropa das Leben schwer. "Der Wind ist der Erbauer des Waldbrandes", fügt der Experte hinzu.

Ein Canadair-Löschflugzeug im Einsatz in Frankreich, das zwölf Stück der Flieger besitzt. In Italien sind sogar 19 dieser Maschinen im Einsatz.

Um die Bevölkerung auf die veränderte Gefahr durch Waldbrände aufmerksam zu machen, entwickeln Boku und ÖBFV derzeit ein System, das ähnlich wie die Lawinenwarnstufen funktioniert. Der Plan des Arbeitskreises ist es, die Informationen zur Waldbrand-Gefährdungsstufe nach außen zu tragen und – je nach Warnstufe – auch entsprechende Verbote auszusprechen.

Löschflugzeuge für Österreich?

Angesichts dieser neuen Situation stellt sich die Frage, ob Österreich in Löschflugzeuge investieren sollte. In Frankreich, Italien, Griechenland oder auch in Kalifornien starten solche Maschinen derzeit regelmäßig, um die dort wütenden Brände unter Kontrolle zu bringen. In Ländern wie Kanada, den USA oder Australien gehören Löschflugzeuge zur fixen Ausstattung.

Diese Länder sind von riesigen zusammenhängenden Waldgebieten geprägt, oft liegen die betroffenen Forste in unerschlossenen Gebieten, die vom Boden aus schwer oder gar nicht erreichbar sind. Unter diesen Voraussetzungen kann aus der Luft besser gelöscht werden, weshalb Löschflugzeuge hier eine durchaus gute Investition sind. "Im Vergleich dazu sind die österreichischen Brände Minifeuer, da würde sich die Anschaffung eines großen Löschflugzeuges nicht auszahlen", sagt Müller.

Im Gegensatz zu großen Löschflugzeugen können Hubschrauber ihre Touren schneller absolvieren und häufiger mit Wasser zur Brandstelle fliegen.
Foto: APA/LFKDO NÖ/Matthias Fischer

Auch die Wälder unterscheiden sich hierzulande stark von jenen der USA oder Australiens. "Unsere Waldflächen im Flachland sind gut erschlossen, es sind eher kleinere, überschaubare Forste, die auch vom Boden aus gut erreichbar sind", erklärt der Experte für Waldbrandforschung. Die hiesige Topografie spricht ebenfalls gegen große Löschflugzeuge. Im gebirgigen Terrain mit seinen Talsystemen und gefährlichen Winden komme man bei der Luftunterstützung mit Helikoptern wesentlich besser zurecht, erklärt Müller.

Hubschrauber und Nachbarschaftshilfe

Diesem Urteil stimmt auch Degenhart zu. Im Gebirge setzt man auf Helikopter, die kleine Rotationen haben und öfter fliegen können. "Wir haben ausreichend Hubschrauber zur Verfügung, die im Gelände mehr weiterbringen", sagt der Flugdienstleiter. Ein weiteres Manko der Löschflugzeuge: Sie brauchen große Seen als Wasseraufnahmeplatz. Geht man etwa von Tirol aus, käme dafür lediglich der Achensee infrage. "Der ist aber touristisch so stark erschlossen, dass es keine Chance gäbe, den zu sperren", gibt Degenhart zu bedenken.

Der Waldbrand im Rax-Gebiet 2021 war einer der größten Waldbrände des Landes. Das Terrain machte die Löscharbeiten ausnehmend schwierig.
Foto: APA/Einsatzdoku

Im absoluten Notfall könne man immer auch Unterstützung durch Löschflugzeuge aus den Nachbarländern anfordern. Das war zuletzt beim Feuer in Hirschwang an der Rax der Fall, wo italienische Canadair-Löschflugzeuge zu Hilfe kamen. Zwar handelte es sich bei dem Brand um ein Bodenfeuer, das normalerweise relativ einfach zu löschen ist. "Allerdings waren die Löscharbeiten extrem schwierig, weil die Steillage und die Gefahr durch Steinschläge hinzukamen", erinnert sich Müller.

Rettung aus der Luft

Dass Nachbarschaftshilfe bei der Waldbrandbekämpfung großgeschrieben wird, zeigte sich am vergangenen Wochenende auch in Österreichs Süden. Die italienischen Löschflugzeuge, die zur Eindämmung der Feuer in Friaul im Einsatz waren und sind, holten sich in Kärnten Löschhilfe in Form von fast 40.000 Liter Wasser.

Zwei Maschinen füllten ihre Tanks am Samstag insgesamt viermal am Weissensee auf, am Sonntag absolvierten drei Maschinen insgesamt 13 Tankflüge. Rund 15 Sekunden lang touchieren die Löschflugzeuge beim Auftanken die Wasseroberfläche und nehmen mehr als 6.000 Liter der rettenden Fracht auf. Innerhalb von drei Sekunden wird die Wasserladung abgeworfen, das Flugzeug kann erneut auftanken fliegen.

Am 23. und 24. Juli tankten italienische Löschflugzeuge am Kärntner Weissensee Wasser, um die Waldbrände in Friaul zu bekämpfen.
Foto: Stefan Valthe_FF Weissensee

Das Manöver am Weissensee fand in enger Kooperation mit österreichischen Einsatzkräften statt: Mehrere Feuerwehren, die Wasserrettung und die Polizei sperrten mit Booten einen Korridor im See. Sowohl die italienischen als auch die österreichischen Beteiligten wussten dabei ganz genau, was sie tun. Im Jahr 2019 absolvierten sie gemeinsam eine Übung, bei der ein Flugzeugabsturz mit davon ausgelöstem Waldbrand in der Grenzregion simuliert wurde.

Besser Kilometer als Höhenmeter

"Es war eine gute, weise Entscheidung, diesen Fall durchzuspielen", sagt Stefan Valthe von der Freiwilligen Feuerwehr Weissensee. "In Zukunft werden wir dieses Wissen wohl immer öfter brauchen." Zwar gebe es in Italien den Lago di Cavazzo, der wesentlich näher an den brennenden Flächen liege, doch sei er mit zwei Kilometer Länge verhältnismäßig kurz. Auch müsse die Windrichtung exakt stimmen, damit die Flugzeuge dort auftanken können.

Davon abgesehen hat der Weissensee als Tankstelle einen bedeutenden Vorteil, wie Valthe erklärt. Der See liegt auf 930 Höhenmetern, weshalb die Flieger nach dem Füllen der Tanks nicht so hoch aufsteigen müssen. "Man fliegt lieber weiter, als mit der enorm schweren Last viele Höhenmeter überwinden zu müssen." Immerhin handelt es sich dabei um fast sieben Tonnen zusätzliches Gewicht.

Welches Wasser zum Löschen?

Für die Eindämmung von Bränden eignet sich aber nicht jedes Nass. Salzwasser respektive Meerwasser wird nur in Ausnahmefällen zum Löschen eingesetzt, da es zu einer Versalzung des Bodens führt, weiß Müller. Für die Umwelt hat das mitunter schlimme Konsequenzen.

In Frankreich verstärkten Winde die Intensität der aufflammenden Pinienwaldbrände in der Region um Bordeaux und machten Hilfe aus der Luft unumgänglich.
Foto: AP

"Viele Pflanzen reagieren extrem empfindlich auf Salz und sterben ab", sagt der Experte für Waldbrandforschung vom Department für Wald- und Bodenwissenschaften. Salzwasser verändert auch die Nährstoffzusammensetzung im Untergrund, was Ökosystemen großen Schaden zufügen kann.

Manchmal lässt einem die Not aber keine Wahl. So befüllten die italienischen Canadair-Flieger ihre Tanks unlängst auch in den salzigen Fluten der Adria. "Wenn ich keine andere Möglichkeit habe, muss ich mit Meerwasser löschen– Vegetation hin oder her", sagt Degenhart.

Roter Nebel und Waschmittel

Wer sich schon einmal über Bilder mit Flugzeugen gewundert hat, die rotes Löschwasser abwerfen: Dabei handelt es sich um mit besonderen, brandunterdrückenden Zusatzstoffen versetztes Löschwasser, teilweise auch um Pulver. Eine Variante ist auch das Versetzen des Wassers mit Schaummitteln. Diese legen sich wie ein Teppich über den Boden und verhindern das erneute Aufflammen von Feuern.

Ein Löschflugzeug bekämpft das unweit des kalifornischen Yosemite-Nationalparks ausgebrochene Feuer aus der Luft.
Foto: EPA/Peter da Silva

Eingesetzt wird diese rote Fracht hauptsächlich in den USA. In den weitläufigen Landschaften dient die auffällige Färbung auch der optischen Orientierung. Für die Einsatztruppen ist dadurch besser ersichtlich, wo gerade gelöscht wird beziehungsweise welcher Bereich bereits aus der Luft abgearbeitet wurde.

Das Versetzen von Löschwasser ist ein Clou, der in anderer Form auch in Österreich Anwendung findet. Allerdings arbeitet man hierzulande mit biologisch abbaubarem Handwaschmittel, wie Degenhart erklärt. Diese auch Netzmittel genannten Zusätze dienen dazu, die Oberflächenspannung des Wassers herabzusetzen.

Sie machen zwar maximal 0,05 Prozent des Löschwassers aus, dennoch kann das Nass dadurch besser in den Boden sickern, anstatt abzurinnen. So gelangt es auch in tiefe Bodenschichten und kann Glutnestern den Garaus machen. "Der Löscheffekt ist besser, ich brauche weniger Wasser und weniger Hubschrauberflüge", zählt Degenhart die Vorteile auf.

Feuer mit Feuer bekämpfen

Die Strategien, die beim Löschen und für die Feuerprävention zum Einsatz kommen, weichen weltweit teils stark voneinander ab. In den USA, aber auch in Australien arbeiten Feuerwehren häufig mit kleinen kontrollierten Bränden, um größeren Feuern vorzubeugen. Es geht darum, den Waldboden von trockener Laubstreu und Totholz zu befreien, die Zündstoff für Waldbrände liefern würden.

Einsatzkräfte fackeln trockene Blätter, Äste und anderes Material am Boden ab, das ansonsten Waldbrände nähren könnte.
Foto: APA/AFP/DavidMcNew

Teils werden auch Brandschneisen in den Wald geschlagen, um das Übergreifen bereits ausgebrochener Feuer auf andere Waldstücke zu verhindern. Auch wird das brennbare Material in diesen Abstandhaltern auf ein Mindestmaß reduziert, entweder durch Entnahme oder kontrolliertes Abbrennen.

Dieser Technik bedienten sich kalifornische Einsatzkräfte auch beim Anfang Juli aufgeflammten Washburn-Feuer, um die imposanten Riesenmammutbäume des Yosemite-Nationalparks vor den Flammen abzuschirmen. Der immense Aufwand machte sich bezahlt, die ikonischen Gewächse wurden erfolgreich gegen die Brände verteidigt.

Brennpunkt Südeuropa

Grob gesprochen gilt: Nadelwälder mit Fichten oder Kiefern brennen schneller und intensiver, Laubwälder brennen mit geringerer Intensität und sind daher auch leichter zu löschen. In Portugal, Spanien, Griechenland und auch Kalifornien werden den Einsatzkräften derzeit neben starken Winden auch die Eigenarten dort gedeihender Gehölze zum Verhängnis.

Bisher galt das Oak-Feuer in Kalifornien als größtes Feuer der Saison. Mit Brandschneisen soll seine Ausbreitung verhindert werden.
Foto: APA/AFP/David McNew

Die typische Vegetation besteht aus Hölzern, die teils extrem ölhaltig sind und zudem oft viel Harz aufweisen. Beide Faktoren lassen die Gewächse schnell lichterloh brennen. Um Hilfestellung zu leisten, brach Degenhart im Vorjahr mit einem Löschzug nach Griechenland auf. Vier Tage war der Trupp unterwegs, bevor er das Einsatzgebiet erreichte.

Heuer wurde bisher noch keine Anfrage aus dem Ausland gestellt, doch das könnte noch kommen. Bereits im Juli brannten enorme Landstriche, erfahrungsgemäß liegt in diesen Ländern die Hauptbrandsaison jedoch im August. Somit könnte das Schlimmste noch bevorstehen – und Nachbarschaftshilfe nötig werden.

Es könnte gut sein, dass Degenhart und seine Kolleginnen und Kollegen noch angefordert werden. Was dann geschieht, liegt für den Waldbrandexperten klar auf der Hand. "Wenn wir gebraucht werden, dann fahren wir." (Marlene Erhart, 30.7.22)