Spaniens Präsidialamtsminister Felix Bolaños bot den Vertretern der separatistischen Regionalregierung den Gebrauch der katalanischen Sprache an.

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Madrid/Barcelona – Zur Beilegung der Krise rund um den Pegasus-Abhörskandal ist die spanische Regierung von Ministerpräsident Pedro Sánchez (PSOE) Kataloniens Separatisten am Mittwoch entgegengekommen. Vor allem bei der Wiederaufnahme des "Dialogtischs" im Bereich der Sprachpolitik gab es Zugeständnisse. Präsidialamtsminister Felix Bolaños bot den Vertretern der separatistischen Regionalregierung einen umfangreicheren Schutz und Gebrauch der katalanischen Sprache an.

Katalanische Sprache in Schulen

Der Streit über den Gebrauch des Katalanischen und der Mehrheitssprache Spanisch im Bildungsbereich brach vor wenigen Wochen erneut aus, als der Oberste Gerichtshof Kataloniens entschied, dass an katalanischen Schulen mindestens 25 Prozent des Unterrichts auf Spanisch erteilt werden müssen. Zuvor hatte die Regionalregierung die Schulen angewiesen, diese Quote nicht mehr einzuhalten.

Im überwiegend zweisprachigen Katalonien hatten Eltern geklagt, dass ihre Kinder durch die Sprachpolitik der Regionalregierung an der Schule kaum Spanisch lernen würden, obwohl Spanien auch in Katalonien Amtssprache ist. Separatistische Politiker vertreten hingegen den Standpunkt, dass das Spanische im Alltagsgebrauch so stark vertreten ist, dass die Kinder diese Sprache sowieso beherrschen und dagegen das Katalanische der Förderung bedarf.

Abschaffung der 25-Prozent-Quote

Die Zentralregierung werde sich bemühen, die 25-Prozent-Quote abzuschaffen, erklärte Präsidialamtsminister Bolaños. Zudem werde Madrid in Brüssel einen Antrag einreichen, dass das Katalanische auch als offizielle Sprache im Europäischen Parlament sowie in der EU-Kommission benutzt werden kann. Auch im spanischen Parlament sowie im Senat sollen sich katalanische Politiker zukünftig auf Katalanisch zu Wort melden dürfen.

Spaniens Konservative und die rechtspopulistische Vox kündigten bereits Widerstand an. Die Regierung versucht unterdessen, die Sache herunterzuspielen. Die offiziellen Sprachen in Spanien seien eine "kulturelle Bereicherung", sagt Regierungssprecherin Isabel Rodríguez immer wieder. Man dürfe die Sprachenvielfalt nicht als "Gegenstand der Konfrontation" in der öffentlichen Debatte missbrauchen.

Sánchez' regierende Sozialisten versuchen damit die Beziehungen zu Kataloniens Separatisten wiederzubeleben, die sich wegen des jüngsten Spionageskandals katalanischer Unabhängigkeitsführer auf dem Gefrierpunkt befanden. Für Kataloniens Separatisten war der Gebrauch der katalanischen Sprache stets ein wichtigstes Thema. Die Minderheitsregierung ist im spanischen Parlament von den Stimmen der in Katalonien regierenden separatistischen Linksrepublikaner abhängig. (APA, 28.7.2022)