Die in Russland inhaftierte US-Basketballerin Brittney Griner hat sich in einem Strafverfahren wegen eines Drogendelikts vor einem Gericht in der Nähe von Moskau verteidigt. Sie habe medizinisches Marihuana in Absprache mit ihrem Arzt als schmerzstillendes Mittel verwendet, sagte sie laut der Nachrichtenagentur Interfax am Mittwoch vor dem Gericht in Chimki im Moskauer Gebiet. Das sei übliche Praxis in den USA. "Ich hatte nicht die Absicht, irgendein Gesetz der Russischen Föderation zu verletzen", wurde sie zitiert. Zugleich räumte Griner erneut ein, die Drogen bei sich gehabt zu haben.

Kommt Brittney Griner im Rahmen eines Gefangenenaustauschs frei?
Foto: Alexander Zemlianichenko/ REUTERS

Am Mittwoch gab US-Außenminister Antony Blinken dann bekannt, dass die USA Russland ein Angebot gemacht habe, um die Freilassung Griners zu erreichen. "In den kommenden Tagen werde ich voraussichtlich zum ersten Mal seit Beginn des Krieges mit dem russischen Außenminister Lawrow sprechen", sagte Blinken bei einer Pressekonferenz. Man müsse auch mit Russland wieder direkt kommunizieren.

Auch die Freilassung des gebürtigen Kanadiers Paul Whelan, eines ehemaligen US-Marine und nunmehrigen Managers einer Sicherheitsfirma, will Blinken erreichen. Whelan sitzt seit Ende 2018 wegen Spionageverdachts in Haft.

Gelingen soll das mit einem Gefangenenaustausch. Offenbar ist die US-Regierung dazu bereit, den bekannten Waffenhändler Wiktor But freizulassen, der auch als "Kaufmann des Todes" bekannt ist und Rebellen wie Autokraten in etlichen Ländern illegal mit Waffen ausgerüstet haben soll. But wurde 2008 in Thailand festgenommen und ist auch wegen des Films "Lord of War" bekannt, in dem seine Geschichte vage nacherzählt wird.

Seit Februar in Gewahrsam

Die 31-Jährige Basketballerin hat bereits Anfang Juli ihre Schuld eingestanden. Sie hatte erklärt, dass sie kein Verbrechen habe begehen wollen, sondern beim Packen in den USA für ihre Rückkehr nach Russland in großer Hast gehandelt habe. Dabei packte sie die Drogen demnach ohne Absicht ein. Diese Darstellung wiederholte sie nun. Der Prozess hat Anfang Juli begonnen.

Griner war am 17. Februar auf dem Moskauer Flughafen Scheremetjewo festgenommen worden. Bei der Festnahme habe sie wegen der langen Reise und einer überstandenen Corona-Infektion benommen gewirkt. Sie habe keine Absicht gehabt, etwas Verbotenes im Gepäck zu haben, trage aber dafür die Verantwortung. Zugleich machte sie demnach deutlich, dass sie bei den Saisonspielen kein Marihuana benutzt habe, weil ihr klar gewesen sei, dass es verboten ist – und damit nicht nur sie, sondern ihre Mannschaft hätte disqualifiziert werden können.

Im Dress der Russinen

Seit 2015 spielte Griner bei UMMC Jekaterinburg im Ural. Mit dem Klub gewann sie viermal die Euroleague. Seit mehreren Monaten sitzt sie in Untersuchungshaft, die zuletzt bis 20. Dezember verlängert wurde. Der Olympiasiegerin wird der Besitz von Drogen vorgeworfen, ihr drohen bis zu zehn Jahre Haft.

Griner hatte auch US-Präsident Joe Biden in einem Brief um Hilfe gebeten. Die USA kritisieren, dass sie zu Unrecht festgehalten werde. Moskau hingegen weist den Vorwurf zurück, der Prozess gegen Griner sei politisch motiviert. Griner soll bei einer Kontrolle ihres Gepäcks im Februar sogenannte Vape-Kartuschen und Haschisch-Öl bei sich gehabt haben. Es soll sich um 0,5 Gramm gehandelt haben. (APA, faso, 28.8.2022)