Der Filmemacher Rudi Takacs wohnt mit seiner Ehefrau Lena Rettinger und den Töchtern Liv und Ella in einem Holzhaus ganz ohne Beton in Breitenfurt. Das meiste wurde im Eigenbau gemacht. Bei "Open House" kann das Haus demnächst besichtigt werden.

"Ich hab beim Hausbau von vornherein gewusst, was ich nicht will: Ich kann Ausmalen nicht leiden. Ich will nichts verputzen oder mauern müssen und keine Ziegel schneiden. Ich will auch nicht Fliesen legen. Also mussten wir uns für unser etwa 900 Quadratmeter großes Grundstück in Breitenfurt etwas einfallen lassen.

Foto: Pilo Pichler

Gott sei Dank sind wir auf den Planer Andi Breuss gestoßen, der uns nicht nur ein Haus aus Holz und Lehm plante, sondern auch darin bestärkte, möglichst viel selbst zu machen. Das war für uns von vornherein klar, sonst hätten wir uns das Projekt auch gar nicht leisten können. 'Kauft euch einen guten Akkuschrauber und eine gute Säge', hat er uns als Tipp gegeben. Also haben mein Schwiegervater und ich – und viele weitere Helferinnen und Helfer – in acht Monaten ein Haus gebaut. Die Vollholzfassade, die Böden, den Lehmputz haben wir großteils selbst gemacht.

In der Bauzeit sind oft Leute vorbeigegangen und haben mit Blick auf unsere unbehandelte Holzfassade gesagt: 'Wird das noch gestrichen?' Dass das so bleibt, haben nicht alle verstanden. Aber insgesamt waren die Rückmeldungen positiv, die Leute haben dran geglaubt, dass wir wissen, was wir tun – auch wenn das oft nicht der Fall war.

Foto: Pilo Pichler

Unser Haus ist auf 38 Schraubfundamenten aufgeständert, darauf liegt eine 16 Zentimeter dicke Holzplatte. Keller haben wir keinen, das war aber nicht nur ein Kostenthema. Ich neige leider auch dazu, unnötige Sachen anzusammeln.

Insgesamt stehen uns auf zwei Stockwerken 160 Quadratmeter Wohnfläche zur Verfügung. Wir haben auf technischen Schnickschnack verzichtet. Das Haus wird mittels Wärmepumpe geheizt, Wohnraumlüftung haben wir keine. Das Haus ist diffusionsoffen: Feuchtigkeit, die beim Wohnen innen auftritt, kann ohnehin rausdiffundieren.

Foto: Pilo Pichler

Uns ist Nachhaltigkeit wichtig. Bei uns wurde nur heimisches Vollholz verbaut, großteils Weißtanne von einem kleinen Sägewerk aus Vorarlberg. Wir wollten bei den Materialien keine Abstriche machen. Lieber stehe ich zwei Monate länger auf der Baustelle, als dass ich beim Holz einspare.

Wichtig war uns auch, den alten Baumbestand am Grundstück zu erhalten. Es gab auf der Baustelle immer eine Grenze, über die die Bagger nicht fahren durften.

Foto: Pilo Pichler

Wir sind im Mai 2020 eingezogen und haben ganz früh mit dem Garteln angefangen, weil wir die Gatschwüste hinter uns lassen wollten. Ich würde sagen: Mittlerweile haben wir einen grünen Daumen.

Ich hab zwei bis drei Dachgärten in Wien abgeräumt, bei denen die Menschen Pflanzen verschenkt haben. Auch viele Möbel – etwa den Teak-Tisch in der Wohnküche – haben wir günstig gebraucht gekauft. Den wollten mir schon viele Leute abschwatzen.

Das riesige offene Küchenregal konnten wir uns am Anfang überhaupt nicht vorstellen: Selberbauen, wie soll das gehen? Wir haben erst vom Tischler ein Angebot eingeholt. Das war so teuer, dass wir uns eigentlich schon etwas anderes einfallen lassen wollten. Ich wollte die Regale nicht leimen, der Tischler hat aber gemeint, ohne Leim geht das nicht.

Foto: Pilo Pichler

Dann hab ich, wie so oft in der Bauphase, Youtube angeworfen und bin auf eine Lösung gestoßen – sogenannte Pocket Holes, wo mit dem Bohrer ein Sackloch gebohrt wird, in das dann Schrauben gedreht werden. Das gesamte riesige Regal habe ich dann in einer Woche geschraubt. Heute sind wir überglücklich damit.

Bei der Veranstaltung 'Open House' zeigen wir heuer für einen Tag unser Haus her. Als wir gefragt wurden, waren wir gleich voll begeistert, weil wir bemüht sind, unsere Bauweise den Leuten näherzubringen und ihnen die Angst zu nehmen. Wir wollen zeigen: Ihr könnt viel selber. Es ist keine Raketenwissenschaft, wenn man gut angeleitet wird. Wir wissen natürlich, wie viel Glück wir hatten. Allein das Holz könnten wir uns heute nicht mehr leisten. Unseren Wohntraum haben wir uns damit jedenfalls erfüllt. Am liebsten würde ich jetzt eigentlich wieder etwas bauen." (Franziska Zoidl, 29.8.2022)