Löscheinsatz an der Grenze zwischen Tschechien und Deutschland.

Foto: EPA / Clemens Bilan

Prag/Berlin – Trotz verstärkter Anstrengungen der Feuerwehr hat sich der Waldbrand im tschechischen Nationalpark Böhmische Schweiz weiter auf einer Fläche von rund 1.000 Hektar ausgedehnt. "Wegen des anspruchsvollen Terrains schreiten die Arbeiten relativ langsam voran", sagte eine Sprecherin der Einsatzkräfte am Sonntag im öffentlich-rechtlichen Fernsehen CT.

Demnach waren rund 750 Feuerwehrleute im Einsatz. Aus ganz Tschechien waren am Wochenende zusätzliche Kräfte zusammengezogen worden, um den Einsatz zu intensivieren. Immer wieder werden neue Glutnester entdeckt. Der Nationalpark Böhmische Schweiz mit seiner Felsenlandschaft grenzt an die Sächsische Schweiz, wo es ebenfalls brennt.

Gefährliches Terrain, verletzte Einsatzkräfte

Sechs Hubschrauber und fünf Löschflugzeuge kamen zum Einsatz, nachdem sich der morgendliche Nebel gelegt hatte. Acht Einsatzkräfte wurden bisher auf tschechischer Seite verletzt, mehrere davon schwer. "Das zeigt, dass wir uns wirklich in einem gefährlichen Gelände bewegen", sagte die Sprecherin.

Teile des Waldgebiets seien nur schwer zugänglich – darunter Gebiete an der deutsch-tschechischen Grenze und das sogenannte Tiefe Tal. Der Zutritt zu großen Teilen des Nationalpark-Gebiets wurde inzwischen verboten, um Schaulustige fernzuhalten. Die Polizei stoppte drei Wanderer in der Nähe des Prebischtors. Das Felsentor aus Sandstein gilt als Wahrzeichen des Nationalparks. Der Waldbrand war vor einer Woche ausgebrochen und gilt als einer der größten in der Geschichte des Landes. Es wird vermutet, dass menschliche Fahrlässigkeit zu dem Brand geführt hat.

Das Prebischtor im Nationalpark Böhmische Schweiz.
Foto: EPA / Ray Baseley

Feuer breitet sich im Boden aus

Auch bei den Waldbränden in der angrenzenden Sächsischen Schweiz im deutschen Bundesland Sachsen ist die Lage unverändert angespannt. Mit Blick auf die steigenden Temperaturen wird ein Wiederaufflammen von Brandstellen vermutet, wie der Sprecher des Landratsamtes Sächsische Schweiz-Osterzgebirge, Thomas Kunz, am Sonntagmorgen sagte. Obwohl es in der Nacht "kein größeres Brandgeschehen" gegeben habe, nehme man im Tagesverlauf an, dass die Feuer wieder aktiver werden.

Nachdem die Löschhubschrauber am Samstagabend ihre Arbeit beendet hatten, wurden Drohnen zur Überwachung eingesetzt. Kunz zufolge ist das Feuer inzwischen wie erwartet in die Humusschicht der Erde bis zu einem halben Meter Tiefe eingedrungen und breitet sich dort aus. Deshalb werde nun versucht, etwa an Waldwegen Barrieren zu errichten. "Dazu wird der Boden aufgerissen und ein Gemisch aus Wasser und einem sogenannten Netzmittel eingebracht." Der dabei entstehende Schaum könne besser in den Boden eindringen. Auf diese Weise soll ein Riegel entstehen, um das Feuer einzugrenzen und ihm die Nahrung zu entziehen.

"Dynamisches Brandgeschehen"

Mitarbeiter von Sachsenforst sind laut Kunz dabei, Totholz aus angrenzenden Waldstücken auseinander zu ziehen. Zudem seien Ranger des Nationalparks Sächsische Schweiz vor Ort, um mit ihrer Ortskenntnis Einsatzkräfte zu unterstützen. "Am Morgen waren 360 Kräfte im Einsatz, im Laufe des Tages soll die Zahl auf 500 aufgestockt werden." Man habe es mit einem sehr dynamischen Brandgeschehen zu tun, das mache die Situation so kompliziert. Vor Ort seien 14 Löschhubschrauber und zwei Hubschrauber zur Aufklärung der Brände präsent.

Das Feuer war am vergangenen Wochenende im Nationalpark Böhmische Schweiz in Tschechien ausgebrochen und hatte am Montag auf den Nationalpark Sächsische Schweiz übergegriffen. Inzwischen ist hier eine Fläche von etwa 150 Hektar betroffen. In Bad Schandau und Sebnitz gilt Katastrophenalarm.

Regen gegen Glutnester

Die Gefahr im Waldbrandgebiet im Süden des deutschen Bundeslands Brandenburgs ist auch am siebenten Tag nach Ausbruch des Feuers nicht gebannt. Die Einsatzkräfte im Elbe-Elster-Kreis wurden nach Angaben des Landkreises von 160 auf 250 aufgestockt. Sie kämpfen weiter auf 500 Hektar gegen Glutnester. Die Feuerwehren befürchten seit Tagen ein Aufflammen des Feuers. Etwas Hilfe brachte Regen, der den Boden etwa fünf Zentimeter tief durchfeuchtete.

Ein Mitglied des deutschen Technischen Hilfswerks bei den Löscharbeiten.
Foto: EPA / Clemens Bilan

Wie der Verwaltungsstab des Landkreises am Sonntagvormittag mitteilte, zeigten die Niederschläge gleichzeitig besonders heiße Stellen an den Randgebieten, weil sich dort besonders starker Qualm entwickelte. Der Waldbrand unweit der sächsischen Grenze war am Montag ausgebrochen und hatte sich schnell auf rund 800 Hektar ausgebreitet – eine Fläche etwa viermal so groß wie Monaco.

Feuerwehrleute aus der Uckermark im Norden des Landes unterstützten am Sonntag bei der Brandbekämpfung. Zudem hat das Technische Hilfswerk des Ortsverbandes Berlin Steglitz-Zehlendorf den Einsatz von Drohnen mit Thermalkameras übernommen, die Temperaturen in tieferen Schichten des Bodens untersuchen sollen.

Unterstützung durch Bundeswehr und Polizei

Auch der Wegebau im Waldbrandgebiet kommt voran. Bisher wurden weiteren Angaben zufolge neun Kilometer Weg für ein ungehindertes Vorankommen an mögliche Brandstellen geschaffen. Die Bundeswehr hilft weiterhin am Boden, unter anderem mit zwei Pionierpanzern und vier Löschfahrzeugen. Zwei Wasserwerfer der Polizei sowie vier Wasserwerfer der Bundespolizei sollen zum Einsatz kommen und auf der Fläche den Boden durchfeuchten und Glutnester unschädlich machen.

Die sogenannte Großschadenslage bleibt auch am Sonntag bestehen; Anfang der Woche soll neu entschieden werden. Damit ist es möglich, Einsatzkräfte aus anderen Gebieten um Unterstützung zu bitten, weil eigene Kräfte die Lage allein nicht bewältigen können. (APA, red, 31.7.2022)