Gruber traf spät zum Ausgleich.

Foto: APA/EXPA/FLORIAN SCHROETTER

Der Ex-LASK-Spieler und Neo-Austrianer fühlte sich bei den Linzern "links liegengelassen".

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Wien – Das Kräftemessen zwischen Austria Wien und dem LASK hat am Sonntag in der Fußball-Bundesliga keinen Sieger, dafür aber viel Intensität und Taktik gebracht. Beide Trainer standen nach dem 1:1 in Favoriten zumindest nicht mit leeren Händen da. Einer aber durfte sich als Gewinner fühlen: Für Austrias Last-Minute-Torschütze Andreas Gruber war der Treffer gegen seinen Ex-Klub in der 88. Minute nicht zuletzt eine persönliche Genugtuung.

Der Jubel des Steirers, der nach zwei Jahren beim LASK im Sommer zur Austria gewechselt war, fiel "aus Respekt vor den Fans" seines Vorgängerclubs trotz der enormen Erleichterung in Violett verhaltender als üblich aus. Innerlich stellte sich bei Gruber aber tiefe Befriedigung ein. "Das letzte halbe, dreiviertel Jahr war nicht schön. Es hat keiner auf mich gesetzt. Ich bin links liegengelassen worden", erinnerte sich der Außenspieler an die jüngere Vergangenheit.

Auf dem Abstellgleis

Nach einem Kreuzbandriss war der 27-Jährige in der zweiten Hälfte der Saison 2021/22 in Linz nur noch als Bankspieler gefragt. "Der Wechsel war sehr schwierig für mich, weil ich sehr gute Freunde beim LASK hatte", betonte Gruber. "Aber ich musste den Schritt machen, weil ich wieder spielen muss. Darüber, dass es so klappt, bin ich natürlich überglücklich. Ich hoffe, dass es so weitergeht."

"Für sein Selbstbewusstsein war das richtig gut", befand Austria-Coach Manfred Schmid. "Er ist sehr, sehr ehrgeizig, bringt sehr viel Qualität mit und wird uns noch sehr viel bringen." LASK-Coach Dietmar Kühbauer nannte das 1:1 zwar "leistungsgerecht", monierte aber das Defensivverhalten beim hohen Zuspiel auf Gruber ("Kann man möglicherweise verteidigen") und war auch ansonsten nur halbwegs zufrieden. "Wenn du bis zur 88. Minute führst, ist es dann schon ein bisschen ärgerlich", sagte der Burgenländer.

Positives und Negatives

Kurz zuvor hatte LASK-"Joker" Efthymios Koulouris aus Kurzdistanz die Riesenchance auf das 2:0 vernebelt. "Koulouris ist noch nicht auf hundert Prozent", sagte Kühbauer, durfte sich aber über das zweite Tor im zweiten Spiel von Rijeka-Leihgabe Marin Ljubicic freuen. "Ljubicic hat es sehr gut gemacht. Es ist ihm nicht alles gelungen, aber er hat nie aufgegeben", analysierte Kühbauer, dessen "Königstransfer" neuerlich noch gar nicht im Kader stand: "Robert Zulj haben wir ja noch im Talon."

Sein Gegenüber Schmid sah eine Woche nach dem 0:3 bei Meister Salzburg ein "sehr, sehr intensives Spiel auf taktisch hohem Niveau". Vor allem in der ersten Hälfte dominierten funktionierende Abwehrreihen das Geschehen, beide Teams fanden kaum Chancen vor. "Der LASK ist sehr gut organisiert, hat schnelle Spieler, bei denen du immer auf der Hut sein musst", erklärte Schmid. Kühbauer erkannte, dass sein Team "in der ersten Hälfte die aktivere Mannschaft" gewesen sei, "da haben wir es verpasst, dass wir die letzten Bälle klarer spielen. Mit der Führung wäre die Situation vielleicht eine andere gewesen", mutmaßte er.

Alleine, es kam nicht dazu. Vielmehr übernahm die Austria zu Beginn der zweiten Hälfte das Kommando. Mittelfeldmann und ebenfalls Ex-LASK-Routinier James Holland ließ sich beim Spielaufbau immer wieder vom defensiven Mittelfeld zwischen die Innenverteidiger fallen, der LASK reagierte fast nur noch. Einen der seltenen Umschaltmomente nutzte schließlich Ljubicic für das 1:0 gleichsam aus dem Nichts. "Sie sind glücklich in Führung gegangen", stellte Schmid fest, der seine Truppe zwar kurz geschockt, aber letztlich doch mit viel Kampfgeist für den Punkt arbeiten sah. Für die Belohnung sorgte Gruber, das Unentschieden war aus Sicht Schmids "mehr als verdient".

Violett weiter im Minusbereich

Während der LASK mit vier Punkten gleichauf mit Sturm Graz nur zwei Zähler hinter dem makellosen Leader Rapid liegt, rangiert die Austria nach der Liga-Sanktion weiter im Minusbereich. Immerhin sind es nur noch zwei statt drei Punkte. "Das ist für mich überhaupt kein Thema", erklärte Schmid dazu. "Nach ein oder zwei Runden ist mir das zu früh. Wir haben heute eine gute Leistung gebracht und auch gegen Salzburg gut gespielt." Setzt sich der Trend fort, könnte das Punktethermometer bei Altach am kommenden Sonntag bereits über null klettern. (APA, 1.8.2022)