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Hitze erhöht das Risiko für Herzinfarkte. Personen, die bestimmte Herz-Kreislauf-Medikamente einnehmen, dürften in besonderem Maße betroffen sein.

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Dass der Klimawandel auch in unseren Breiten zu einem immer größeren Problem auch für die Gesundheit wird, lässt sich längst durch Zahlen belegen. In den Sommermonaten 2018 etwa starben in Österreich 766 Personen aufgrund der Hitze. Zum Vergleich: Der Verkehr forderte im gesamten Jahr 2018 nur knapp über 400 Todesopfer.

Es sterben aber nicht nur mehr Menschen: Diese tun sich aufgrund der erhöhten Temperaturen auch schwerer, Nachwuchs zu zeugen und Schwangerschaften ohne Komplikationen zu überstehen, wie eine am Montag veröffentlichte Überblicksstudie im Fachjournal "Fertility and Sterility" zeigt.

Ein anderer Effekt, der durch die höheren Temperaturen auftreten dürfte: Bestimmte Medikamente – konkret: Blutdrucksenker und Blutverdünner – könnten bei Hitze negative Nebenwirkungen entfalten. Zu diesem einstweilen noch vorsichtig formulierten Ergebnis kommt eine neue Studie im Fachblatt "Nature Cardiovascular Diseases", die ebenfalls am Montag publiziert wurde.

Hitze und Herz

Medizinisch gut abgesichert ist die Beobachtung, dass sowohl Kälte als auch Hitze den Ausbruch von Herzinfarkten auslösen können. Epidemiologische Studien haben zudem gezeigt, dass die Belastung durch hitzebedingte Herzinfarkte bei einer globalen Erwärmung von zwei oder drei Grad Celsius mit ziemlicher Sicherheit zunehmen wird. Im Besonderen könnten davon Personen betroffen sein, die Thrombozytenaggregationshemmer (also Blutverdünner) beziehungsweise Betablocker (Blutdrucksenker) einnehmen, wie Erstautor Kai Chen (Yale School of Public Medicine) mit seinem Team herausfand.

Die deutsch-amerikanischen Forschenden analysierten die Daten von 2.494 Patientinnen und Patienten, die von 2001 bis 2014 in der Region Augsburg zwischen Mai und September einen Herzinfarkt erlitten hatten, und verglichen die klinischen Daten der Patienten mit den täglichen meteorologischen Daten und der Medikamenteneinnahme. Dabei zeigte sich, dass das Risiko eines nichttödlichen hitzebedingten Herzinfarkts bei Personen, die diese beiden häufig verschriebenen Herz-Kreislauf-Medikamente erhielten, höher war als bei jenen, die diese Medikamente nicht einnahmen.

Offene Fragen

Die Autorinnen und Autoren stellten außerdem fest, dass dieser Effekt bei jüngeren Personen (25 bis 59 Jahre), bei denen weniger Vorerkrankungen des Herzens vorlagen, größer war als bei älteren (60 bis 74 Jahre). Die Forschenden weisen allerdings auch darauf hin, dass sie aufgrund der Art der Daten nicht ausschließen können, dass das höhere Risiko darauf zurückzuführen ist, dass Personen, die diese beiden Medikamente einnahmen, kränker und daher anfälliger für hitzebedingte Herzinfarkte sind. Zur Beantwortung dieser Frage sind weitere Untersuchungen mit größeren Patientenregistern erforderlich. (red, 2.8.2022)