In den Sachverhaltsdarstellungen wird die verweigerte Entlastung des ehemaligen Vorstandsvorsitzenden Rainer Seele thematisiert.

Foto: APA/OMV

Wien – Die Hauptversammlung der teilstaatlichen OMV am 3. Juni beschäftigt nun auch die Justiz, berichtet der "Kurier". Demnach sind mehrere Sachverhaltsdarstellungen bei der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) eingegangen, die zwar keine konkreten Vorwürfe enthalten, aber den Hinweis, man möge doch ein Auge auf die Nichtentlastung des ehemaligen OMV-Chefs Rainer Seele werfen.

Laut "Kurier" hat die WKStA den Eingang der Sachverhaltsdarstellungen bestätigt. Es sei ein Anfangsverdacht geprüft worden, derzeit liege der Vorhabensbericht bei der Oberstaatsanwaltschaft. Der Fall sei angesichts der Bedeutung der OMV berichtspflichtig.

71 Prozent verweigerten Entlastung

Am 3. Juni verweigerten 71 Prozent der Aktionäre bei der Hauptversammlung in Wien Seele die Entlastung. Alle übrigen Vorstände wurden mit jeweils mehr als 99 Prozent der gültigen Stimmen entlastet. Aufsichtsrat und Vorstand der OMV hatten bereits zu Beginn der Hauptversammlung ihren ursprünglichen Antrag zur Entlastung des gesamten Vorstands geändert und angekündigt, Seele die Entlastung zu verweigern.

Hintergrund waren Untersuchungen im Zusammenhang mit einer Ergänzung zum Arbeitsvertrag für den früheren Compliance-Chef der OMV, die Seele am Vorstand und Aufsichtsrat vorbei vorgenommen haben soll. Unzufrieden war man im Nachhinein auch mit Seeles Russland-Strategie. Kritisiert worden war auch ein Sponsoring-Vertrag der OMV mit dem russischen Fußballklub Zenit St. Petersburg, der der Lieblingsklub des russischen Staatschefs Wladimir Putin sein soll.

Anlegerverband zeigt sich gespannt

Der Interessenverband für Anleger (IVA) ist laut seinem Vertreter Florian Beckermann schon sehr neugierig: "Dem Ergebnis dieser Untersuchung sehen wir mit großer Spannung entgegen", sagte er im Ö1-"Mittagsjournal" am Dienstag. Die OMV prüft mögliche Vergehen Seeles mit deutschen und heimischen Anwälten, ein Ermittlungsverfahren, Verdächtige oder Beschuldigte gibt es behördlich nicht. Becker geht davon aus, dass die Untersuchung "noch ein bisschen dauert". Laut Ö1 prüft die OMV "tiefgreifend, akkurat und ohne Frist". Gibt es ein Ergebnis, entscheidet der Aufsichtsrat über weitere Schritte. (APA, 2.8.2022)