Die US-Regierungsmaschine mit Pelosi an Bord beim Anflug auf den Flughafen Songshan bei Taipeh.

Foto: AAFP/Sam Yeh

Nancy Pelosi, Sprecherin des US-Repräsentantenhauses, hat Taiwan besucht. Obwohl sie nicht dem Außenministerium angehört, ist die Reise der Demokratin aufgrund des Verhältnisses zwischen China und Taiwan und den amerikanisch-chinesischen Beziehungen höchst brisant. Pelosi ist die höchstrangige Vertreterin der US-Regierung, die den Inselstaat seit einem Vierteljahrhundert besucht.

China sieht den als Demokratie geführten Inselstaat als abtrünnige Provinz an, mit dem Ziel, diese langfristig wieder unter die Kontrolle Pekings zu bekommen. Dazu setzt man auch die eigene Wirtschaftsmacht ein. Wer Taiwan als souveränen Staat anerkennt und offizielle diplomatische Beziehungen pflegt, dem werden derartige Kontakte mit China verweigert. Die Folge: Weltweit erkennen nur 13 Länder Taiwan an. Dazu kommt der Vatikan, der ebenfalls offizielle Diplomatie mit Taipeh betreibt. Die USA sind hier nicht dabei, doch US-Präsident Biden hat militärische Unterstützung zugesagt, sollte China versuchen, die Insel zu besetzen.

Pelosis Flug sorgte entsprechend für Interesse auf beiden Seiten der Formosastraße. Zahlreiche Menschen verfolgten Pelosis Reise auf der Flugtracking-Seite "Flightradar 24". Diese meldete am Dienstagabend (MEZ) auf Twitter, dass 708.000 Nutzerinnen und Nutzer den Anflug auf die taiwanische Hauptstadt live über das Portal beobachtet hatten. Damit wurde der Flug mit der Kennung SPAR19 zur bisher meistbeobachteten Reise aller Zeiten auf dem Portal.

Dem Ansturn waren die Server aber nicht immer gewachsen. Es gab einige Meldungen von Usern über Probleme mit der Plattform. Zeitweise soll es zu Problemen beim Nachladen von Daten gekommen sein oder die Seite gar nicht mehr reagiert haben. Auch auf der Seite "Alle Störungen" ist für diese Stunden ein deutlicher Anstieg an Meldungen dokumentiert. Mittlerweile läuft die Plattform aber wieder ohne Schwierigkeiten.

So funktioniert Flightradar

Doch wie trackt Flightradar eigentlich Flugzeuge? Im Prinzip operiert man dabei nicht anders als Flughäfen. Flugzeuge ermitteln laufend ihre eigene Position basierend auf GPS-Ortung und geben über ihren Transponder regelmäßig – üblicherweise sekündlich – ein Signal ab. Es beinhaltet neben den GPS-Daten normalerweise auch die Flughöhe, die aktuelle Geschwindigkeit, die Flugrichtung und andere Informationen. Diese dienen der Vermeidung von Kollisionen sowie der Planung von Starts und Landungen auf den Airports, erklärt der Dienst.

Foto: Screenshot/AlleStörungen.at

Flightradar nutzt dafür eigene Empfänger und fragt zusätzlich, wo möglich, Daten von Airlines und Flughäfen ab. So werden etwa Pläne über künftige Flüge automatisch angelegt und aktualisiert. Nach eigenen Angaben deckt man den Himmel über Europa und den USA für Flugzeuge auf Reiseflughöhe (30.000 Fuß oder rund 9,1 Kilometer) zu 100 Prozent ab und verfügt auch über eine hohe Abdeckung in vielen anderen Ländern.

Die meisten Passagierflugzeuge verfügen heutzutage über moderne ADS-B-Transponder (Automatic Dependent Surveillance – Broadcast). Flightradar nutzt für den Empfang von deren Signalen sowohl Empfänger auf dem Boden als auch Daten von Satelliten, die mit solchen ausgestattet sind. In Nordamerika erhält man zusätzlich Ortungsinformationen von Flugradars.

Dieses Video soll Taiwaner zeigen, die die Ankunft von Pelosis Flieger bejubeln.

Bewegt sich ein Flugzeug aus dem Abdeckungsbereich von Flightradar hinaus, so liefert der Dienst basierend auf den vorliegenden Daten bis zu zwei Stunden lang eine ungefähre Position auf Basis einer Schätzung, sofern der Zielflughafen bekannt ist. Diese sind laut Flightradar üblicherweise sehr genau, bei Langstreckenflügen kann es aber zu Abweichungen von bis zu 100 Kilometern kommen. Kennt man die Destination nicht, ist die Schätzung auf zehn Minuten limitiert.

Manche Flüge werden versteckt

Bei Fliegern mit älteren Transpondern oder solchen, die nur ihre Kennung übermitteln, greift man zur genauen Feststellung der Position zu Multilateration. Wenn vier oder mehr Receiver ein Signal eines Flugzeugs bekommen, kann durch die Zeitdifferenz des Eintreffens des Signals bei den einzelnen Receivern abgeleitet werden, wo es sich befindet. Dies ist allerdings nur auf niedrigeren Flughöhen zwischen etwa 900 Metern und drei Kilometern möglich. Integriert ist weiters Tracking für Kleinflugzeuge und bestimmte Drohnen. Hierzu nutzt man Informationen, die in das Open Glider Network eingespeist werden.

Alle Flüge werden auf Flightradar allerdings nicht abgebildet. Einzelne Flieger sind auf Wunsch der Luftfahrtbehörde oder Regierungen entweder gar nicht zu sehen – etwa die US-Präsidentenmaschine Air Force One – oder scheinen nur "anonymisiert" auf. In diesem Fall ist zwar die Position sichtbar, aber alle anderen Daten abseits des Typs des Fliegers werden ausgeblendet. (gpi, 3.8.22)