Ab und zu kann ein Burger so richtig gut schmecken. Doch für die Gesundheit sollte er eher die Ausnahme bleiben.

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Schon seit langem geht man davon aus, dass die Ernährung einen wesentlichen Beitrag dazu leistet, ob man in späteren Jahren auch geistig fit bleibt oder an einer Demenzerkrankung wie Alzheimer zu leiden beginnt. In der wissenschaftlichen Forschung verdichten sich die Anzeichen für diesen Zusammenhang immer mehr. Ein weiterer Hinweis dafür ist eine soeben auf der internationalen Konferenz der Alzheimer's Association in San Diego, Kalifornien, vorgestellte Studie.

Die noch nicht von Expertinnen und Experten begutachtete Studie untersuchte die Ernährungsgewohnheiten und die Kognition von mehr als 10.000 Erwachsenen mittleren und höheren Alters in Brasilien. Etwas mehr als die Hälfte waren Frauen, Weiße oder Hochschulabsolventen, das Durchschnittsalter der Probandinnen und Probanden lag bei 51 Jahren. Zu Beginn und am Ende der Studie wurden kognitive Tests durchgeführt, die sofortiges und verzögertes Worterinnern, Worterkennung und verbale Beherrschung umfassten, und die Teilnehmer wurden nach ihrer Ernährung befragt.

Diejenigen Probanden der Studie, die die am stärksten verarbeiteten Lebensmittel aßen, waren mit größerer Wahrscheinlichkeit jünger, weiblich, weiß, hatten eine höhere Bildung und ein höheres Einkommen, hatten mit größerer Wahrscheinlichkeit nie geraucht und konsumierten mit geringerer Wahrscheinlichkeit Alkohol zum Zeitpunkt der Erhebung.

Schließlich stellte man fest, dass Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die 20 Prozent oder mehr ihrer täglichen Kalorienzufuhr aus hochverarbeiteten Lebensmitteln deckten, über einen Zeitraum von sechs bis zehn Jahren einen schnelleren Rückgang in der kognitiven Leistungsfähigkeit hatten als jene Personen, die weniger verarbeitete Lebensmittel zu sich nahmen.

Farbstoffe, Aromen und andere Zusatzstoffe

Unter die Kategorie hochverarbeitete Lebensmittel fallen Nahrungsmittel mit meist wenigen Zutaten, die dafür aber oft Aromen, Farbstoffe und andere Zusatzstoffe enthalten. Auch der Gehalt von Fett und Zucker ist oft erhöht. Dazu gehören etwa Kekse, frittierte Snacks, Eiscreme, Süßigkeiten, Frischkäse, Weißbrot, Wurstwaren und andere verarbeitete Fleischprodukte und Softdrinks.

Vor allem in den USA ist der Anteil dieser Lebensmittel sehr hoch, laut einer Studie aus dem Jahr 2016 werden damit etwa 58 Prozent aller aufgenommenen Kalorien gedeckt. In Brasilien liegt der Anteil dieser Lebensmittel eher bei 25 bis 30 Prozent, wie die Autorinnen und Autoren der jetzt präsentierten Studie schätzen. Für Österreich sind diesbezüglich keine Daten bekannt, es gibt aber Untersuchungen, dass vor allem junge Menschen mehr Junkfood essen und sich der Konsum während der Pandemie insgesamt erhöht haben dürfte.

Claudia Suemoto, Autorin der Studie und Assistenzprofessorin für Geriatrie an der Medizinische Fakultät der Universität von São Paulo, betont, dass "unabhängig von der Menge an Kalorien und der Menge an gesunden Lebensmitteln, die man zu sich nimmt, hochverarbeitete Nahrung nicht gut für die Kognition ist".

Suemoto und ihr Team fanden insbesondere heraus, dass bei jenen erwachsenen Studienteilnehmern, die die am stärksten verarbeiteten Lebensmittel konsumierten, ein um 25 Prozent schnellerer Rückgang ihrer Fähigkeit, eine Handlung zu planen und auszuführen, also ihrer "exekutiven Funktionen", beobachtet werden konnte.

Eine weitere Studie aus Großbritannien, die am 27. Juli im Fachmagazin "Neurology" veröffentlicht wurde, zeigt ähnliche Ergebnisse: Erhöhte sich der Anteil der täglichen Kalorienzufuhr aus hochverarbeiteten Lebensmitteln um zehn Prozent, stieg das Risiko, an Demenz zu erkranken, um 25 Prozent.

"Unglaublich starke Daten"

"Die Daten sind unglaublich stark, dass Lebensmittel, die nicht zur sogenannten mediterranen Kost gehören, also Lebensmittel mit hohem Fett- und Zuckergehalt oder solche, die hochverarbeitet sind, das Risiko eines kognitiven Verfalls, der letztendlich zu Demenz führen kann, klar erhöht", zitiert NBC News aus den USA Andrew Budson, Neurologieprofessor an der Boston University, der selbst nicht an der Forschung beteiligt war.

Studienautorin Suemoto betont, dass in der Studie nicht versucht wurde, die Gründe für den Rückgang der kognitiven Leistung zu untersuchen. Und man komme nicht zu dem Schluss, dass der Verzehr hochverarbeiteter Lebensmitteln eine direkte Ursache dafür sei. Doch man habe eine Korrelation zwischen den beiden Faktoren festgestellt.

Percy Griffin, Direktor des wissenschaftlichen Engagements der Alzheimer's Association, teilte in einer Erklärung dazu mit: "Es ist beunruhigend, aber nicht überraschend, neue Daten zu sehen, die darauf hindeuten, dass diese Lebensmittel den kognitiven Verfall erheblich beschleunigen können. Dass hochverarbeitete Lebensmittel zunehmend stärker konsumiert werden, hängt mit einer Reihe von sozioökonomischen Faktoren zusammen. Dazu gehört auch die Tatsache, dass der Zugang zu gesunden Lebensmitteln zurückgeht. Außerdem hat man weniger Zeit für die Zubereitung von Mahlzeiten. Und viele können sich gesunde, vollwertige Lebensmittel auch nicht leisten."

Zutatenliste überprüfen

"Ich weiß, dass es manchmal einfacher ist, eine Verpackung zu öffnen und in die Mikrowelle zu werfen, aber auf lange Sicht wird es Sie einige Jahre Ihres Lebens kosten", betont Studienautorion Suemoto. Sie empfiehlt, bei verpackten Lebensmitteln immer die Zutatenliste zu überprüfen: "Je länger die Liste, desto mehr Zusatzstoffe sind üblicherweise darin enthalten." Das gilt übrigens auch für Produkte, die gesund klingen. Ein verarbeiteter, tiefgefrorener pflanzlicher Burger etwa ist deutlich weniger gesund als frisch zubereitete Gemüse.

Und Suemoto betont: "Je früher man beginnt, unverarbeitete Lebensmittel zu konsumieren, desto besser. Warten Sie nicht erst, bis sie 60 Jahre alt sind oder älter, um sich über die Möglichkeit von Demenz Gedanken zu machen." (kru, 4.8.2022)