Christoph Strasser erleichert im Ziel.

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Gewaltig: 40.000 Höhenmeter machte Strasser in den neun Tagen.

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Ab und zu gab es Weißbrot von der Tankstelle.

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Burgas – Extremradsportler Christoph Strasser hat sich bei seiner ersten Teilnahme am Transcontinental Race (TCR) den Sieg gesichert. Der Steirer erreichte am Mittwoch nach neun Tagen und 14 Stunden mit mehr als 40.000 Höhenmetern in den Beinen als Erster das Ziel des Selbstversorgungsrennens quer durch Europa. Der Bewerb führte diesmal über 4.500 Kilometer von Geraardsbergen (BEL) nach Burgas (BUL).

Der Steirer feierte beim TCR eine Premiere, war er doch seit vorletztem Sonntag ganz auf sich allein gestellt. Schlafen im Schlafsack oder über eine Woche ohne Dusche gehören jetzt wieder der Vergangenheit an. Der große Unterschied zwischen dem TCR und allen bisherigen Rennen war: Betreuer waren nicht an seiner Seite. "Es ist hier keine Unterstützung erlaubt. Ich musste die Routenplanung selbst machen, Quartiere zum Schlafen suchen, Essen selbst kaufen – meist in Tankstellen, Defekte am Rad beheben. Diese Erfahrung hier war unglaublich. Aber am meisten bin ich nach ganz vielen Tiefs über die starke Konkurrenz erstaunt. Das Podium hier könnte jederzeit das RAAM gewinnen", sagte Christoph vor seiner Zielankunft.

Lange lag der Kraubather an der neunten Stelle, danach fuhr er auf Position sieben und erst Ende letzter Woche auf den dritten Platz. Vor ihm lagen die derzeit besten "Unsupported"-Fahrer aus Deutschland: Adam Bialek und Ulrich Bartholmös. Durch eine Attacke schaffte er doch noch das Unmögliche und machte einen großen Rückstand wett. Noch vor Rumänien, dem vierten und letzten Checkpoint, die alle Fahrer passieren mussten, konnte Strasser Bialek und Bartholomös einholen.

Fähre erwischen

Über die Transalpina-Panoramastraße auf über 2.000 Metern Seehöhe, wo ein Anstieg vom Ausmaß des Großglockners gefahren werden musste, wurde es richtig schwierig: Nach dem Checkpoint war ein langer MTB-Trail mit dem 15 Kilogramm schweren Rennrad zu passieren. "Ich rettete mich irgendwie runter, stand teilweise bis zu den Schienbeinen im Schlamm, und jeder der Favoriten hatte dort Defekte oder Stürze. Zum Glück ist mir nichts passiert." Danach ging es Richtung Donau, wo er vor den letzten 300 Kilometern ins Ziel noch zeitgerecht die Fähre erwischte.

Von Beginn an orientierte sich Strasser an der Taktik, in den ersten Tagen möglichst viel zu schlafen. "Das ist natürlich relativ, denn vom Startsonntag eine Woche hindurch hielt ich mich brav an die drei Stunden Schlaf pro Nacht. Erst in den letzten Tagen reduzierte ich auf eine Stunde, da ich die Chance auf den Sieg witterte. Insgesamt habe ich viermal in Hotels und viermal im Schlafsack – auf Wiesen, in einem Buswartehäuschen in Tschechien oder auf einer Terrasse eines Einkaufszentrums – geschlafen", so Strasser.

Tiefschläge wie Defekte blieben natürlich nicht erspart: "Ich habe grad in den ersten Tagen viele Fehler gemacht, die letzte Woche lief dann echt fast perfekt. Vor allem mit der Navigation hatte ich zu Beginn einige Troubles. Jetzt freue ich mich endlich auf gutes Essen. In den letzten zehn Tagen gab es fast nur Cola und Snickers, ab und zu ein Weißbrot von der Tankstelle." (red, APA, 3.8.2022)