Parteifreundschaft in Rot: SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner war am Mittwoch zu Besuch beim Tiroler Spitzenkandidaten Georg Dornauer, der zum Hoffnungsträger im Westen mutiert ist.

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Innsbruck – Beim Tirol-Besuch der SPÖ-Bundesvorsitzenden Pamela Rendi-Wagner am Mittwoch strahlte Georg Dornauer mit der Sonne um die Wette. Und der rote Spitzenkandidat für die Landtagswahl am 25. September konnte sich einen Seitenhieb auf die ÖVP nicht verkneifen: "Während andere seit Tagen darüber nachdenken, ob sie ihren Bundesparteiobmann einladen sollen, ist es für uns ganz selbstverständlich, dass wir uns über Besuch aus Wien freuen." ÖVP-Spitzenkandidat Anton Mattle hatte nämlich erklärt, den Wahlkampf ohne Hilfe der Bundespartei und von Kanzler Karl Nehammer bestreiten zu wollen.

Rote Geschlossenheit

Dornauer wiederum scheint sich mit seiner Bundeschefin ausgesöhnt zu haben. Beide demonstrierten beim Pressetermin Einigkeit. Sie habe sich in Tirol immer willkommen gefühlt, betonte Rendi-Wagner. Und sie sei das auch immer gewesen, bekräftigte der Sellrainer Bürgermeister. Die Unstimmigkeiten aus Vorpandemiezeiten, als Dornauer mit einer Serie von Skandalen aufgefallen war – vom Porsche-Jagdgewehr-Gate bis hin zum Horizontalen-Sager über die grüne Soziallandesrätin – und vorübergehend aus den SPÖ-Bundesgremien ausgeschlossen wurde, scheinen ausgeräumt. Derart geeint zeigte sich das rote Führungsduo kämpferisch, was die aktuellen politischen Herausforderungen angeht.

Erklärtes Ziel für die Tiroler Landtagswahl sind Zugewinne und eine Regierungsbeteiligung. Glaubt man aktuellen Umfragen, so darf die SPÖ in Tirol auf ein Plus hoffen. 2018 landeten die Sozialdemokraten mit gut 17 Prozent auf Platz zwei. Diesen will man halten, aber die Stimmenanteile ausbauen. Dornauer hat bereits erklärt, am liebsten in einer Zweierkoalition mitregieren zu wollen, was auf Schwarz-Rot hinauslaufen würde, da nach derzeitigem Stand keine andere Zweierkonstellation mit der SPÖ eine Mehrheit erreichen könnte.

Sellrain als Modell fürs Land

Die Roten fühlen sich im Aufwind. Im Februar fuhren sie bei den Gemeinderatswahlen landesweit Zugewinne ein. Dornauer selbst wurde als Bürgermeister seiner Heimatgemeinde Sellrain – ohne Gegenkandidaten – deutlich im Amt bestätigt. Auf diesem Erfolg will er offenbar aufbauen, und so weist sein Fünf-Punkte-Plan für Tirol, der sich um das Thema Energie dreht, einige Parallelen zu seiner Tätigkeit als Ortsvorsteher auf. Er fordert etwa eine "Rekommunalisierung der Energieversorgung" – in Sellrain entstehen derzeit zwei Wasserkraftwerke auf Betreiben der Gemeinde, wie Dornauer mehrmals betonte. Außerdem will er Mobilität als Grundrecht verankert wissen und so im ländlichen Raum die Anbindung an den öffentlichen Verkehr forcieren. In Sellrain hat er durch die Schaffung einer innerörtlichen Busverbindung viele Sympathiepunkte sammeln können.

Rendi-Wagner sekundierte dem Tiroler am Mittwoch, indem sie in ihrem Statement auf das Thema Teuerung einging, das auf Bundesebene die rote Causa Prima ist. Dabei wiederholte sie die Forderung nach einem sozial gestaffelten Energiepreisdeckel, der Senkung der Spritpreise sowie einem Aussetzen der Mehrwertsteuer auf Grundnahrungsmittel und auch der Mieterhöhungen.

Besuch bei Dornauer

Nach dem Pressetermin besuchte das rote Führungsduo die Haller Röhrenwerke, die Firma Gutmann sowie die Kraftwerksbaustellen in Sellrain. Ein Abstecher in Dornauers Heimatgemeinde gehörte nun schon zum dritten Mal in Folge zum Pflichtprogramm bei Rendi-Wagners Tirol-Besuchen. "Und immer bei schönstem Wetter", wie der Bürgermeister betonte.

Am Mittwochabend stand noch ein Sommerfest mit Genossinnen und Genossen am Innsbrucker Baggersee auf dem Programm der SPÖ-Chefin. Es gilt, die Basis auf den bevorstehenden intensiven Wahlkampf einzuschwören. Und das funktioniere besser als je zuvor, zeigt man sich selbst in Parteikreisen etwas überrascht. (Steffen Arora, 3.8.2022)