Der Leiter der iranischen Atomenergiebehörde, Mohammed Eslami, bei einer Kabinettssitzung in Teheran.

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Wien – Der Iran und die USA haben eine Wiederaufnahme ihrer indirekten Gespräche über eine Wiederbelebung des internationalen Atomabkommens angekündigt. Irans Chefunterhändler Ali Bagheri Kani und der US-Sondergesandte Rob Malley gaben am Mittwoch übereinstimmend auf Twitter bekannt, nach Wien aufzubrechen. Beide erklärten dabei, die jeweils andere Seite sei am Zug, die Blockade zu lösen. Aus iranischen Regierungskreisen verlautete, die Gespräche sollten am Donnerstag beginnen.

Hinweise auf einen bevorstehenden Durchbruch lagen nicht vor. Die jüngste Runde unter Vermittlung der EU fand im Juni statt und ging ohne Einigung zu Ende. Der Experte Henry Rome von der Eurasia Group bezifferte die Chancen auf eine Einigung in diesem Jahr auf 35 Prozent. Dabei wolle keine Seite für ein Scheitern verantwortlich gemacht werden können, schrieb er in einer Analyse. "Sowohl die USA als auch der Iran haben ein starkes Interesse daran, die Aussicht auf eine Einigung am Leben zu erhalten, obwohl beide Regierungen sich mit einem Scheitern abgefunden zu haben scheinen."

Fast ein Jahr Verhandlungen

Der Westen bemüht sich seit längerem, das internationale Atomabkommen von 2015 zu retten. Es steht auf der Kippe, seit 2018 der damalige US-Präsident Donald Trump es einseitig aufkündigte und neue Sanktionen gegen den Iran verhängte. Der Iran begann daraufhin damit, nach und nach gegen seine Zusagen zu verstoßen. Nach elf Monaten Verhandlungen zwischen iranischen und US-Vertretern unter Präsident Joe Biden schien im März eine Wiederbelebung zunächst greifbar.

Mit dem Abkommen soll verhindert werden, dass der Iran an Atomwaffen gelangt. Die Regierung in Teheran bestreitet ein solches Ziel. Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) warnte jüngst, der Iran benötige nur noch wenige Wochen, um das Ausgangsmaterial für eine Atombombe zu produzieren. Teheran betont stets, Nukleartechnologie nur für friedliche Zwecke zu nutzen.

Ausbau der Uran-Anlage

In einem Bericht der IAEA hieß es am Mittwoch, der Iran habe seine unterirdische Anlage in Natanz zur Anreicherung von Uran ausgebaut. Drei sogenannte Kaskaden mit Zentrifugen des Typs IR-6 seien erfolgreich installiert worden, hieß in einem Bericht der UN-Behörde, in den die Nachrichtenagentur Reuters Einblick erhielt.

Bei den Kaskaden handelt es sich um miteinander verbundene Zentrifugen, in denen die Konzentration vom waffenfähigen Uran-Isotopen erhöht werden kann. Der Iran plant nach eigenen Angaben zudem die Installation von sechs weitere IR-2m-Kaskaden in Natanz, hieß es in dem UN-Bericht. Für den Bau von Kernwaffen ist eine Anreicherung auf etwa 90 Prozent erforderlich. Im internationalen Atomabkommen ist eine Grenze von 3,67 Prozent festgelegt. (Reuters, 3.8.2022)