Sind Leica-Kameras von historischer Bedeutung – etwa weil Journalisten oder Fotografinnen damit gearbeitet haben –, steigt ihr Wert bei Auktionen.

Foto: Imago Stock & People / UIG

Sommer, Sonne, Urlaub, Reisezeit. Das ist auch eine Zeit, in der die schönen und lustigen Momente besonders gerne festgehalten werden. Früher schleppte man dafür einen Fotoapparat mit sich herum, musste ewig posieren, bis der Kameramann seine Einstellungen perfektioniert hatte. Später wurden die Erlebnisse mit kompakten Digitalkameras eingefangen. Heute entstehen Millionen Bilder pro Tag mit dem Smartphone.

Doch die alten Kameras haben mitunter einen großen Wert. Bei der Leitz Photographica Auction in Wetzlar wurde Anfang Juni eine Leica-Kamera der 0-Serie für 14,4 Millionen Euro versteigert. Der Fotoapparat mit der Nummer 105 aus der nur wenige Exemplare umfassenden Prototypenreihe ist fast 100 Jahre alt und zählt zu den ersten Kleinbildkameras der Welt. Geschätzt wurde die Kamera auf zwei bis drei Millionen Euro.

Neuer Rekord

Bei der Auktion im Juni wurde auch ein neuer Rekord aufgestellt. Denn als bisher teuerste Kamera galt die Nummer 122 aus der 0-Serie, die den Angaben des Auktionshauses zufolge im Jahr 2018 bei der 32. Leitz Photographica Auction für 2,4 Millionen Euro verkauft worden war. Die zweimal im Jahr stattfindende Auktion gilt als weltweit größte Versteigerung für Vintage-Kameras und optische Geräte.

Diese Auktion ist auch ein guter Gradmesser für die Preisentwicklungen in diesem Segment. Diese Zusammenkunft von Anbietern und Käufern gilt als die weltweit größte und renommierteste Versteigerung historischer Kameras. Und – so viel lässt sich festhalten – der Markt für Vintage-Kameras boomt.

Nicht nur für Fotoapparate aus prominentem Vorbesitz und rare Sondereditionen bieten Investoren und begeisterte Sammler teils astronomische Summen, auch ganze Modellreihen namhafter Hersteller stiegen in den vergangenen 30 Jahren beständig im Wert. Bieter aus mehr als 100 Ländern sind bei den Auktionen meist dabei.

Was den Wert bestimmt

Anhaltende Wertzuwächse sind seit den 1990er-Jahren bei jenen Kameras zu beobachten, die mit Prominenten aus verschiedensten Sparten assoziiert werden. "Gute Beispiele hierfür sind Kameras renommierter Fotografen, wie etwa die 2016 um 60.000 Euro versteigerte Leica M2 black paint des Fotografen und Journalisten Walker Evans oder eine aus dem Besitz des US-Fotografen Fred Baldwin stammende Leica MP Chrome, die 2019 ebenfalls für 60.000 Euro versteigert wurde", erklärt Alexander Sedlak, Geschäftsführer von Leica Camera Classics (LCC).

LCC sitzt in Wien und ist in die Vorbereitungen der Auktionen involviert. Vintage-Fotoapparate und -Objektive werden laufend begutachtet und auf ihre Wertentwicklung hin untersucht. LCC ist damit auch eine gute Anlaufstelle für Funde auf Dachböden oder in alten Kellern, um einzuschätzen, ob das Objekt eine Chance hätte.

Historisch bedeutend

Hat ein Objekt keinen Personenbezug, ist es für den Wertzuwachs wichtig, wenn die Kamera oder das Objektiv als historisch bedeutendes Produkt namhafter Hersteller einen Platz in der Geschichte der Fotografie einnehmen konnten – oder ihm das zukünftige Potenzial dafür eingeräumt wird. Sedlak verweist hier auf eine 2019 versteigerte Fed 1 Fedka, das Urmodell des ukrainischen Herstellers FED, das – obwohl es sich bei den FED-Kameras um Leica-Kopien handelte – einen Auktionspreis von 31.200 Euro erzielte.

Auch die M-Serie von Leica in den limitierten Schwarzlackversionen hat unter Sammlern einen hohen Wert. Diese Modelle werden oft von Fotoreportern verwendet und spielen in der Dokumentation zeitgeschichtlicher Ereignisse eine große Rolle. Hier sind es auch die damit einhergehenden Abnutzungen wie Kratzer, die den Modellen Charme verleihen. Ende November kommen die nächsten Kameras unter den Auktionshammer. (Bettina Pfluger, 4.8.2022)