Große Teile des Hafens sowie ganze Stadtteile wurden bei der Detonation zerstört.

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Beirut – Unabhängige Experten der Vereinten Nationen und Nichtregierungsorganisationen haben eine Aufarbeitung der schweren Explosion im Hafen von Beirut mit mehr als 200 Toten vor zwei Jahren verlangt. "Wir fordern, dass unverzüglich eine internationale Untersuchung eingeleitet wird", erklärten die Experten am Mittwoch. "Diese Tragödie war eine der größten Explosionen nichtnuklearen Ursprungs in der jüngeren Geschichte."

Dennoch habe die Welt nichts unternommen, um zu verstehen, warum das Unglück geschehen ist. Bisher wurde niemand vor Gericht gestellt. Bei der Explosion von hunderten Tonnen fahrlässig im Hafen gelagerten Ammoniumnitrats waren am 4. August 2020 ganze Stadtteile Beiruts dem Erdboden gleichgemacht worden. 214 Menschen starben, 6.500 weitere wurden verletzt und rund 300.000 wurden obdachlos. Die Explosion verschlimmerte die im Libanon herrschende Wirtschaftskrise weiter.

Zweiter Jahrestag nach Explosion

"Am zweiten Jahrestag der Explosion sind wir entmutigt, dass die Menschen im Libanon immer noch auf Gerechtigkeit warten", hieß es von den Experten. Sie sind vom UN-Menschenrechtsrat beauftragt, sprechen aber nicht im Namen der Vereinten Nationen.

Papst Franziskus drückte vor dem zweiten Jahrestag der Explosion den Libanesen sein Mitgefühl aus. "Ich hoffe, dass der Libanon mithilfe der internationalen Gemeinschaft weiter Fortschritte macht auf dem Weg der Wiedergeburt", sagte er.

Die Untersuchungen der Unglücksumstände waren von Beginn an aus politischen Gründen behindert worden. Angehörige der Opfer und Nichtregierungsorganisationen werfen den Behörden vor, ihre mögliche Mitverantwortung systematisch zu verschleiern, und fordern eine internationale Untersuchung. Seit Dezember 2021 sind die Ermittlungen vor Ort aufgrund des politischen Drucks pausiert worden und blieben ohne Ergebnisse. (APA, AFP, 3.8.2022)