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Der Wunsch nach einer Arbeitszeitreduktion ist weit verbreitet. Mehr Freizeit bedeutet aber auch ein geringeres Einkommen.

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Die 40-Stundenwoche hat für viele ausgedient, der Wunsch nach einer Arbeitszeitreduktion ist weit verbreitet. Doch der Gewinn an Freizeit bedeutet auch ein geringeres Einkommen. Warum die Teilzeitarbeit für sie dennoch die richtige Wahl war und wie es um ihre Finanzen steht, erzählen eine wissenschaftliche Mitarbeiterin, ein mobiler Krankenpfleger, eine PR-Beraterin und eine Elementarpädagogin (Namen geändert).

Daniela (34): Wissenschaftliche Mitarbeiterin mit 32 Wochenstunden

Mein Mann und ich arbeiten beide jeweils 32 Stunden pro Woche. Ich bin in der Forschung und er im Bereich Film und nebenbei noch als Musiker tätig. Wir haben zusammen drei Kinder – 13, zweieinhalb Jahre und acht Wochen. Zur Teilzeitarbeit sind wir also schon durch die Betreuungspflicht unserer Kinder gekommen, aber für uns beide kommt Vollzeit mittlerweile nicht mehr infrage. Hinzu kommt, dass in meinem Job Homeoffice möglich ist und ich dadurch meinen Arbeitstag sehr flexibel gestalten kann. Das heißt, ich muss nicht jeden Tag acht Stunden am Stück arbeiten, sondern arbeite dann, wenn es für mich passt.

Solange es sich finanziell gut ausgeht – und das tut es –, sehe ich keinen Grund, mehr zu arbeiten. Unsere Einnahmen liegen mit Gehältern, Zuverdiensten meines Mannes als Musiker und Familienbeihilfe bei rund 5000 Euro pro Monat, unsere Fixkosten bei etwa 2000 Euro. Wir wohnen zur Miete und zahlen für unsere 70-Quadratmeterwohnung in Wien 900 Euro, mit Betriebkosten kommen wir aktuell auf insgesamt 1200 Euro. Für Lebensmittel geben wir etwa 400 Euro aus. Weitere Fixkosten sind Kinderbetreuung, Handy und Internettarife, Streaminganbieter sowie Versicherung. Auf etwas verzichten müssen wir nicht. Wir können sogar 500 Euro pro Monat zur Seite legen.

Wir wollen unser Leben nicht einer Pension unterwerfen, von der wir nicht wissen, wann sie kommt und ob wir dann davon leben können. Außerdem habe ich das Gefühl, dass der Gehaltsunterschied relativ gering ist, in Relation zu der gewonnenen Lebensqualität. Durch die Teilzeitarbeit können mein Mann und ich uns auch den Haushalt besser aufteilen. Das war uns wichtig, um auf partnerschaftlicher Ebene gleichberechtigt zu sein.

Sebastian (29): Mobile Pflegekraft mit 20 Wochenstunden

Der Pflegeberuf erfüllt mich und macht mir Spaß – aber nicht 40 Stunden die Woche. Um die Arbeit gut machen zu können, muss man erholt und motiviert sein. Ich habe genug junge Kolleginnen gesehen, die mit Mitte 20 im Burnout gelandet sind. Die Work-Life-Balance ist bei Vollzeit einfach nicht gegeben, weil der Job nicht nur physisch, sondern vor allem psychisch fordernd ist. Auf Dauer würden sich weniger Wochenstunden für alle in der Pflege bestimmt lohnen, weil die Leute dann auch länger im Job wären.

In meiner Freizeit genieße ich einfach das Leben, bin draußen in der Natur. Reisen ist mein größtes Hobby, dafür teile ich mir mit Freunden einen umgebauten Kastenwagen. Damit in den Urlaub zu fahren ist wegen der gestiegenen Benzinkosten aber gerade schwierig.

Vor einem halben Jahr ist es mir finanziell noch besser gegangen. Für mein WG-Zimmer inklusive Betriebskosten und Internet zahle ich rund 500 Euro. Durch Gaskrise und Inflation wird das aber bald deutlich mehr, und dann reicht mein Gehalt eigentlich nicht mehr aus. Vorher hatte ich zehn Euro pro Tag für Lebensmittel und sonstige Ausgaben. Jetzt liege ich bei etwa fünf bis sechs Euro. Mehr als 20 Stunden möchte ich aber nicht in der Pflege arbeiten. Um mein Gehalt aufzubessern, werde ich dann nebenbei in der Gastro jobben. Mit einer Pension rechne ich sowieso nicht. Und so wie es gerade in der Welt zugeht, mit all den Krisen, blicke ich generell nicht positiv in die Zukunft.

Lisa (28): PR-Beraterin mit 20 Wochenstunden

Für mich käme eine 40-Stunden-Woche nicht infrage. Ich glaube auch, dass das langfristig für viele in meiner Generation und auch für jene nach mir nicht mehr attraktiv sein wird. Bei einem Nine-to-five-Job bleibt unter der Woche kaum Zeit für andere Aktivitäten und das eigene soziale Leben. Am Wochenende erledigt man den übriggebliebenen Haushalt und liegt auf der Couch, weil man ausgelaugt von der Woche ist. Den Sinn dahinter sehe ich nicht, denn der Job ist für mich nicht mein Lebensinhalt. Meine Großeltern und Eltern haben ihr Leben lang auf die Pension hingearbeitet. Mein Großvater hatte nur ein halbes Jahr in seiner wohlverdienten Pension und ist dann überraschend gestorben. Ich bin jetzt jung und gesund und möchte das Leben genießen.

Die gewonnene Zeit verbringe ich mit Familie, Freundinnen und Freunden. Dazu bilde ich mich laufend weiter. Da ich aktuell zweieinhalb Tage arbeite, habe ich die Möglichkeit, auch ohne Urlaub nehmen zu müssen, kleine Reisen zu unternehmen. Diese Freiheit möchte ich auch künftig nicht mehr missen. Finanziell komme ich über die Runden. Ich brauche aber auch nicht viel, wohne in einer Einzimmerwohnung in der Stadt, benötige kein Auto und keinen Luxus. Das ist eine bewusste Entscheidung.

In Vollzeit würde ich zwar brutto mehr verdienen, aber unterm Strich bleibt netto nicht so viel übrig, dass es sich für mich lohnen würde, doppelt so viel zu arbeiten. Ich hatte sowieso – unabhängig von den gestiegen Energiepreisen – vor mein Gehalt neu zu verhandeln. Wenn sich bald finanziell gar nicht mehr ausgehen sollte, würde ich um fünf Stunden aufstocken. Ich hoffe sehr, dass die 30-Stunden-Woche bei gleichbleibendem Gehalt bald zur Norm wird, so würde man auch mit einem 20-Stunden-Job ein wenig mehr verdienen.

Katja (23): Kindergartenpädagogin mit 32 Wochenstunden

Seit einem Jahr habe ich eine Viertagewoche. Der Freitag gehört nur mir, und ich nutze ihn, um zu machen, was ich möchte. Ausschlafen, ausgiebig frühstücken, einfach in den Tag hinein leben. Nach dem Abschluss der elementarpädagogischen Schule bin ich mit 20 Wochenstunden in den Job eingestiegen und habe auf eine Vollzeitstelle hingearbeitet. Etwa zwei bis drei Jahre habe ich dann auch 38 Stunden pro Woche gearbeitet. Meine Arbeitszeit reduziert habe ich ursprünglich, weil mein Freund ein Wochenendlokal eröffnet hat und unserer Arbeitszeiten sich dadurch nur mehr schlecht vereinen ließen.

Der Gehaltsunterschied zwischen 38 und 32 Stunden ist eigentlich sehr gering. In meinem Fall handelt es sich um nicht einmal 200 Euro netto. Je nachdem, wie es für mich gerade passt, helfe ich bei meinem Freund in der Gastro aus. Vor allem im Winter spare ich mir dadurch ein kleines Finanzpolster an. Wenn ich an den Wochenenden ab und zu aushelfe, komme ich schnell auf 450 bis 900 Euro zusätzlich pro Monat. Außerdem finde ich, dass die Arbeit in der Gastro eine gute Abwechslung zum Kindergarten ist.

Bevor ich meine Stunden reduziert habe, habe ich mich zum Thema Pensionsvorsorge beraten lassen. Das wollte ich sowieso, um im Alter nicht durch die Finger zu schauen. Ich investiere jeden Monat 500 Euro in einen Fonds. Aktuell wohne ich noch bei meinen Eltern und zahle deswegen keine Miete. Dafür übernehme ich die Lebensmitteleinkäufe im Haushalt. Fürs Tanken zahle ich derzeit zwischen 200 und 250 Euro, je nachdem wie viel ich abseits der Arbeit noch verfahre. Wenn ich einmal ausziehe, sollten sich meine Fixkosten nicht allzu stark verändern. Im Kindergarten arbeiten eigentlich alle anderen Pädagoginnen auch Teilzeit. Wenn ich doch einmal Stunden aufstocken sollte, dann nur auf vier Tage pro Woche verteilt. Denn ich habe für mich festgestellt, dass ich nie wieder fünf Tage am Stück arbeiten will.

(Protokolle: Anika Dang, 6.8.2022)