Seit Monaten befeuert der abgewählte US-Präsident Donald Trump das Gerücht, dass er selbst noch einmal 2024 für das höchste Amt der Vereinigten Staaten kandidieren könnte. Bereits jetzt zeigt sich, dass er noch immer einen starken Einfluss auf die republikanische Partei und deren Vertreter in wichtigen Positionen hat. Mehr als 200 Kandidatinnen und Kandidaten unterstützte Trump bei den Vorwahlen der Republikaner vor wichtigen Abstimmungen bei den Midterm-Wahlen am 8. November. Viele von den Günstlingen galten bereits im Vorfeld als sichere Bank, doch konnten "seine" Kandidaten auch knappe Rennen für sich entscheiden.

"Trump ist noch immer sehr populär unter den republikanischen Vorwahlwählern. Ich glaube nicht, dass man unterschätzen kann, wie sehr er die Partei mit seinem Image neu aufgestellt hat", sagte der republikanische Stratege Alex Conant zur Nachrichtenagentur Reuters: "Republikaner, die gegen Trump antreten, neigen dazu, niedergetrampelt zu werden."

Vor allem Kandidatinnen und Kandidaten konnten Siege einfahren, die die Verschwörungstheorien des Ex-Präsidenten glauben, wonach er die Wahl gegen Joe Biden nie verloren hat. Beweise dafür gibt es keine.

Mark Finchem: mit Cowboyhut und Trump auf dem Wahlplakat.

Mark Finchem etwa gewann im Bundesstaat Arizona – einem stark umkämpften Staat zwischen Demokraten und Republikanern – die Nominierung für den Innenminister. Damit wäre eines der einflussreichsten Ämter im Hinblick auf Wahlen in der Hand eines Mannes, der nicht nur bei der aufrührerischen Rede von Trump am 6. Jänner 2021 vor Ort war, sondern der auch in Verbindung mit den "Oath Keepers" steht – einer rechtsextremen, staatsfeindlichen Miliz, die am Sturm auf das Kapitol beteiligt war.

David Farnsworth kam extra aus der Pension.
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Um für einen Sitz im Senat von Arizona (erneut) zu kandidieren, meldete sich Trump-Unterstützer David Farnsworth sogar zurück aus der Pension. Der 71-Jährige gewann gegen Rusty Bowers, der von den Republikanern zensuriert worden war, weil er vor dem Untersuchungsausschuss zu den Vorfällen des 6. Jänner ausgesagt hatte. Farnsworth nennt die Präsidentschaftswahl 2020 laut "eine echte Verschwörung" und geht sogar so weit zu behaupten, dass sie "von dem Teufel selbst geleitet" wurde.

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John Gibbs trat bei der Trump-Veranstaltung im April auf.
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In Michigan gelang es Verschwörungs-Twitterant John Gibbs, den jungen Abgeordneten Peter Meijer aus dem Rennen zu kicken. Meijer war einer von zehn Republikanern, die für die Amtsenthebung Trumps gestimmt hatten. Der 34-jährige konservative Veteran wäre unter anderen Umständen ein Posterboy der republikanischen Partei, doch kam ihm Trump in die Quere. Gibbs hingegen ist seinem ehemaligen Präsidenten treu. Es sei "fast sicher, dass es mathematisch unmöglich ist, dass Trump verloren hat", sagte er in einem Interview. Bereits 2016 hatte er dem Wahlkampfleiter von Hillary Clintons Präsidentschaftskandidatur vorgeworfen, an "satanischen Ritualen" teilgenommen zu haben. Ein Vorwurf, der von extremen Rechten gerne wiederholt wird.

Tudor Dixon bedankt sich auf Twitter.

Einen "epischen Kampf" sagte Trump-Liebling Tudor Dixon voraus, nachdem sie die Vorwahl um das Gouverneursrennen in Michigan für sich entscheiden konnte. Die ehemalige TV-Kommentatorin des Fernsehsenders Real America's Voice ist bis dato ein noch recht unbekanntes Gesicht in dem Bundesstaat. Von sich reden machte die 45-Jährige, nachdem sie die hypothetische Vergewaltigung einer 14-Jährigen durch ein Familienmitglied als "perfektes Beispiel" bezeichnet hatte, warum Abtreibungen illegal sein sollten. Mit einer strikten Antischwangerschaftsabbruchslinie dürfte sie auch gegen die beliebte Amtsinhaberin Gretchen Whitmer von den Demokraten ins Rennen gehen, die für einen geschützten Zugang zu Abtreibungen steht.

Auf die Frage nach der Präsidentschaftswahl 2020 und ob sie an die damit verbundenen Verschwörungstheorien glaube, wich sie auf Fox-News einer eindeutigen Antwort aus. Wenige Wochen davor hatte sie noch mit Ja auf die Frage geantwortet, ob Donald Trump die Wahlen gewonnen habe.

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Donald Trump und Mehmet Oz verstehen sich.
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Bei der Wahl um den Senatssitz in Pennsylvania unterstützt Trump den ehemaligen Fernseharzt Mehmet Oz, der als "Dr. Oz" in den US-Wohnzimmern bekannt geworden ist. "Er hat mit uns durch den TV-Schirm gelebt und war immer populär, wurde respektiert und ist intelligent", sagte der Ex-Präsident zum Grund für seine Unterstützung. Der Arzt ohne politische Erfahrung war ab 2018 Trumps Berater für Sport, Fitness und Ernährung. In die Schlagzeilen geriet er, weil er unter anderem Werbung für Arzneimittel machte, an denen er selbst verdiente, was ethische Fragen aufwarf. Im Moment liegt er noch klar hinter dem demokratischen Kandidaten John Fetterman.

Verwirrung um Unterstützung.

Auch in Missouri warf Ex-Präsident Donald Trump sein politisches Gewicht hinter einen Kandidaten für die Senatswahl– nur hinter welchen, war unklar. Denn in einem Tweet verlautbarte er nur, dass "ERIC" seine "vollkommene Unterstützung" habe. Dabei gab es zwei Erics im Rennen – nämlich Eric Greitens und Eric Schmitt, die sich beide in dem Tweet wiedererkannt haben wollten und sich auch beide bedankten. Schmitt konnte schließlich mehr Stimmen an der Wahlurne sammeln.

Liz Cheney hat ein Ziel: Trump vom Weißen Haus fernzuhalten.

Der Einfluss Trumps wirft bereits jetzt seinen Schatten auf eine anstehende Vorwahl in Wyoming. Dort tritt Abgeordnete Liz Cheney – die ihre Wahl 2020 ins Repräsentantenhaus mit großem Vorsprung gewonnen hat – gegen eine Getreue des abgewählten Präsidenten an. In Umfragen liegt die Frau, die als erbittertste innerparteiliche Widersacherin Trumps gilt, 20 Prozentpunkte hinter Harriet Hageman. Die republikanische Partei in Wyoming geht nach Cheneys Engagement im U-Ausschuss zum 6. Jänner sogar so weit, dass sie keine Vorgartenplakate für die Abgeordnete, wohl aber für Hageman anbietet. Die Anhänger der Tochter des Ex-Vizepräsidenten Dick Cheney sehen in ihr aber eine Hoffnung auf die Präsidentschaft 2024 – wo sie wohl gegen Trump direkt antreten würde. (Bianca Blei, 5.8.2022)