Erwin ist 66, es geht ihm gut. Ich treffe den seit zwei Jahren pensionierten Mathematiklehrer im Arkadenhof der Gemeinde Windischgarsten in Oberösterreich, wo er mit seinen zehn ehrenamtlichen Mitarbeitern seit halb sieben Uhr morgens die Tische für den Bücherflohmarkt der örtlichen Bücherei, die er selbst ehrenamtlich leitet, aufgebaut hat.

"Bei einem Einzugsgebiet von ca. 4000 Bewohnern haben wir ca. 500 fixe Leser, davon 36 Prozent Frauen und 50 Prozent Kinder. Montag, Dienstag und Donnerstag haben wir für insgesamt siebeneinhalb Stunden pro Woche geöffnet, im Bestand haben wir 8000 Medien – Bücher, Spiele, DVDs und die in letzter Zeit bei den Kindern extrem beliebten Tonies, die neue Variante der Kassette, nur halt mit WLAN. Unsere Ausleihkurve ist das ganze Jahr über ausgeglichen, im Sommer kommen viele Urlauber." Pro Jahr haben sie zwei Lesungen, besonders gerne erinnert er sich an Krimiautor Thomas Raab, der wie er selbst Mathematiklehrer war.

Was ihn besonders schmerzt: "Wenn Kinder viel lesen, und dann sind sie plötzlich weg. Die Buben ab 14 sind alle weg. Dabei gibt’s für die einen Extraraum!" Ausleihbestseller? "Krimis! Ich schau aber auch, dass anspruchsvolle Literatur da ist." Sehr viele kommen zu ihm und fragen: "Erwin, was empfiehlst du mir?"

Dabei musste er sich selbst auch erst einarbeiten in die Welt der Buchstaben, Lesen war während seiner Oberstufenzeit in St. Florian nicht oberste Priorität. Die Bücher heute werden gegen freiwillige Spenden rausgehen, und jetzt tränen ihm die Augen vor Freude: "Über tausend Euro werden die Leser sicher spenden! Die Leute hier lieben Bücher, sie zahlen gerne dafür." (Manfred Rebhandl, 6.8.2022)