Menschen beim Schlafen zuzusehen: Das waren die Anfänge von "Sleep-Streaming" – seitdem ist der Trend immer extremer geworden.

Foto: Getty Images/iStockphoto / Fotograf: Lina Moiseienko

Im Schlaf Geld verdienen klingt im ersten Moment für viele Menschen sicher attraktiv. Diese wachsende Nische besetzen aktuell eine Vielzahl an Tiktokern und Twitch-Streamerinnen. Sie filmen sich beim Schlafen, Zuseher können mittels Geldüberweisung verschiedene Aktionen auslösen und die schlafende Person stören. Diese Aktionen rangieren vom harmlosen Scheinwerfer-Anschalten und Abspielen dröhnend lauter Sprachnachrichten und Musik bis zu leichten Elektrostößen.

Wie viel ist Ihnen Ihr Schlaf wert?

Der Youtuber "Asian Andy" gibt an, 16.000 Dollar während einer siebenstündigen "Schlaf-Session" verdient zu haben. Der aufgehende Stern am Schlafhimmel, Tiktoker Jakey Boehm, erzielte sogar mehr als das Doppelte mit seinen Streams. Die Frage ist aber nicht nur, wie viel damit verdient wird, sondern auch, wie viel es die Ersteller dieser Videoformate kostet. Ein dänischer Sleep-Streamer erzählt, dass er während der Streaming-Sessions maximal sechs Minuten Ruhepause hat, von Schlaf weit entfernt. Auch gute Nachbarschaft ist bei dieser besonderen Einnahmequelle nicht immer einfach, Stichwort: Lärmbelästigung.

Der australische Tiktoker Jakey Boehm (@jakeyboehm) verdiente im Mai 2022 34.000 Dollar mit seinen "Sleep-Streams".

Immer extremer

2020 machte Sleep-Streaming das erste Mal auf sich aufmerksam. Vor zwei Jahren ging es jedoch noch primär darum, Menschen tatsächlich beim Schlafen zuzusehen. Mittlerweile überbieten sich die Streamer mit immer grenzwertigeren Ideen und greifen zu immer extremeren Störfaktoren, um ihre Zuseherinnen und Zuseher zu unterhalten. Ein mit Mehl gefüllter Luftballon, der über dem Bett hängt, oder ein Kübel Wasser, der für 150 Dollar die schlafende Streamerin übergießt — der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt, und das ist potenziell gefährlich.

Dieser Nischentrend ist keine stabile Einnahmequelle, und Streamer sind darauf angewiesen, sehenswerte Inhalte zu produzieren, welche nach immer größeren Steigerungen rufen. Außerdem machen nur wenige der Tiktoker/Twitcher finanziellen Gewinn, und die meisten von ihnen hatten bereits vor dem Sleep-Streaming ein Publikum, das sie zu bespaßen wussten.

Ob dieser neue Trend eine gute Möglichkeit ist, ein paar extra Euro im Homeoffice zu verdienen? Vielleicht lieber noch mal eine Nacht drüber schlafen. (smw, 6.8.2022)