Israels Raketenabwehr im Einsatz über Aschkelon.

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Das Haus, in dem Tajseer al-Jaabari starb.

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Gaza – Ein hochrangiger Befehlshaber der palästinensischen Extremistengruppe Islamischer Jihad ist nach Angaben der Gruppierung bei einem israelischen Angriff im Gazastreifen getötet worden. Dabei seien mindestens zehn Menschen, darunter ein fünfjähriges Kind, getötet worden, teilten Gesundheitsbehörden in Gaza am Freitag mit.

79 weitere Personen seien verletzt worden. Bei dem ums Leben gekommenen Befehlshaber handle es sich um Tajseer al-Jaabari, erklärte ein palästinensischer Vertreter des Islamischen Jihad. Das israelische Militär (IDF) bestätigte den Angriff, 15 Extremisten seien getötet worden. Der Islamische Jihad kündigte Vergeltungsmaßnahmen an. Es werde dabei keine rote Linien geben. Tel Aviv solle mit Angriffen rechnen.

Am Abend feuerten militante Palästinenser nach eigenen Angaben mehr als 100 Raketen auf israelische Städte ab. Israelischen Medienberichten zufolge gingen die Raketen auf offenem Gelände nieder oder wurden vom Raketenabwehrsystem Iron Dome abgefangen. Etwa 60 Raketen erreichten bis Mitternacht das Land.

Razzien im Westjordanland

In der Nacht griffen israelische Flugzeuge Raketenabschussrampen und Munitionsdepots im Gazastreifen an.

Bei Razzien im Westjordanland am frühen Samstagmorgen haben israelische Soldaten und Angehörige des Geheimdienstes Schin Bet nach Armeeangaben indes 19 Mitglieder des Islamischen Dschihad festgenommen.

"Israel ist nicht an einer breiten Operation im Gazastreifen interessiert, hat aber auch keine Angst vor ihr", sagte Israels Ministerpräsident Jair Lapid am Freitag. Die israelische Regierung werde es Terrororganisationen nicht erlauben, die Agenda in den Ortschaften am Rande des Gazastreifens zu bestimmen und israelische Bürger zu bedrohen. "Wer Israel angreifen will, muss wissen, dass wir zu ihm gelangen werden." Verteidigungsminister Benny Gantz genehmigte am Abend die Mobilisierung von 25.000 Reservisten.

Bild der Zerstörung im Gazastreifen.
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2019 hatte Israel bereits den Vorgänger von Al-Dschabari, Dschihad-Militärchef Baha Abu al-Ata, gezielt getötet. Damals folgten massive Raketenangriffe aus dem Gazastreifen auf israelische Orte und Gegenangriffe der israelischen Luftwaffe in dem Küstenstreifen. Nach einigen Tagen konnte mit Hilfe von Unterhändlern Ägyptens und der Vereinten Nationen eine Waffenruhe vereinbart werden.

Nach Angaben der israelischen Armee waren bei dem Einsatz außer Al-Dschabari weitere Dschihad-Mitglieder ins Visier genommen worden. Sie sollen einen Angriff gegen israelische Zivilisten vorbereitet haben. Zudem sei eine Waffenproduktionsstätte und eine Raketenabschussanlage angegriffen worden sowie ein Militärposten.

Grenzübergänge gesperrt

Der Eskalation voran gegangen war die Festnahme eines Anführers des Islamischen Dschihads im Westjordanland, Bassem Saadi, bei einem israelischen Anti-Terror-Einsatzes am Montag. Der Dschihad ist eng mit Israels Erzfeind Iran verbunden und verübt aus dem Gazastreifen regelmäßig Raketenangriffe auf Israel. Das israelische Militär sperrte aus Angst vor Vergeltungsangriffen über mehrere Tage hinweg Gebiete am Rande des Küstenstreifens ab und erhöhte die Alarmbereitschaft.

Israel begann 2007 die Blockade des Gazastreifens, als die radikalislamische Hamas dort die Macht übernahm. Von den neuen Maßnahmen sind nun auch Palästinenser betroffen, die in Israel arbeiten, sowie die Treibstofftanker, die das einzige Kraftwerk in dem Palästinenser-Gebiet versorgen. Die Behörden warnten, dass es abgeschaltet werden müsse, sollten die Übergänge nicht wieder geöffnet werden. Die etwa zwei Millionen Menschen im Gazastreifen erhalten gegenwärtig zehn Stunden Strom am Tag. (APA, Reuters, red, 5.8.2022)