Es ist eine Situation, die längst nicht alle Freiheitlichen kalt lassen dürfte. Es sind immerhin schwere Vorwürfe, die derzeit innerparteilich im Raum stehen. Wie der STANDARD berichtete, soll der ehemalige blaue Nationalratsabgeordnete Hans Jörg Jenewein den Auftrag erhalten haben, Gegner von FPÖ-Frontmann Herbert Kickl und Anhänger von Ex-Parteichef Heinz-Christian Strache in der Wiener FPÖ aus der Partei zu drängen. Jenewein galt stets als Kickls Manns fürs Grobe – von Kickl soll auch das Ansinnen gekommen sein. Dafür sei Jenewein ein aussichtsreicher Listenplatz oder ein guter Posten in der Wiener Landespartei versprochen worden, so lauten die Gerüchte.

Konkret stießen Ermittler durch eine Razzia bei Jenewein auf den Entwurf einer anonymen Anzeige, die im Oktober auch eingebracht worden sein soll. Darin gehe es um einen mutmaßlichen millionenschweren Missbrauch von Fördermitteln durch blaue Vereine. Namentlich gelistet seien etwa Ex-Parteichef Heinz-Christian Strache, der frühere Klubchef Johann Gudenus, FPÖ-Wien-Chef Dominik Nepp und die gesamte Wiener Landespartei. Korruptionsermittler halten es für sehr wahrscheinlich, dass Jenewein der Verfasser der Anzeige sein könnte. Kickl will von alldem nichts gewusst haben.

Es war ein Zufallsfund. Denn Jenewein geriet eigentlich wegen einer anderen Sache, nämlich durch die Causa um den Ex-BVT-Mitarbeiter Egisto Ott in den Fokus der Ermittler. Es geht um mutmaßliche Informationsweitergabe Otts an Jenewein gegen Geld. Der Ex-Politiker bestreitet das. Es gilt die Unschuldsvermutung.

Will mit der Sache nichts zu tun haben: FPÖ-Chef Herbert Kickl.
Foto: Heribert Corn

Am Samstag ritten schließlich orchestriert viele freiheitliche Funktionäre aus, um sich demonstrativ hinter Kickl zu versammeln. FPÖ-Generalsekretär Michael Schnedlitz sprach von gar einer "Rufmordkampagne", bei der es nur darum gehe, der FPÖ zu schaden.

"Weil nicht sein kann, was das politische Establishment nicht will, nämlich ein spürbarer Aufwind der FPÖ auf allen Ebenen, tauchen urplötzlich konstruierte Vorwürfe gegen die FPÖ auf", polterte auch der Parteiobmann der Kärntner Blauen, Erwin Angerer. "Wenn man weiß, welche Partei seit Jahren das Innenministerium dominiert und fast wie ihr Eigentum betrachtet, wundert sich nicht (sic!), dass ein solcher ein Zufallsfund den Weg zu bestimmten Medien findet."

Sein Pendant aus Niederösterreich, Udo Landbauer, befand, dass sich die freiheitliche Parteikrise nur in den Medien abspiele. Die "FPÖ-Jäger" sollen sich aus Sicht Landbauers "in ein anderes Sommerloch verkriechen". Der Anpatzversuch sei gescheitert. Ähnlich Wortmeldungen kamen auch aus dem Burgenland und der Steiermark. (jan, 6.8.2022)