Wenig hat gefehlt, und Israels "Regierung des Wandels" hätte von sich behaupten können, den angstgeplagten Bewohnern im Süden des Landes eine Phase der Entspannung geschenkt zu haben. Doch es kam nicht so weit. Nach 15 Monaten fast ohne Raketenbeschuss heulten die Sirenen ab Freitag wieder unentwegt.

Nach 15 Monaten fast ohne Raketenbeschuss heulten die Sirenen ab Freitag wieder unentwegt.
Foto: AP, Hatem Moussa

Kinder mussten nachts im Bunker schlafen, Autofahrer bei Raketenalarm so schnell wie möglich stoppen und zum nächsten Schutzraum laufen. Die Terrororganisation Palästinensischer Islamischer Jihad feuerte seit Freitag knapp 600 Raketen Richtung Israel, wobei 97 Prozent davon von Israels modernem Abwehrschild Iron Dome abgefangen wurden. Doch die Angst, dass eine Rakete einschlägt und Menschen zu Tode kommen, blieb auch nach der Einigung auf eine Feuerpause.

Besonders dramatisch ist es im Gazastreifen: mehr als 200 Verletzte, mindestens 31 Tote. Wären diese Tode vermeidbar gewesen? Dass Israel diesmal nicht auf einen Raketenbeschuss reagierte, sondern präventiv angriff, sorgt jedenfalls für Kritik. Auch in Israel werden die Stimmen, die ein rasches Ende der Offensive fordern, lauter. Man kann nur hoffen, dass sie sich durchsetzen. Solange es nur bei einer brüchigen Waffenpause bleibt, besteht die Gefahr, dass sich auch die Hamas der militärischen Auseinandersetzung anschließt. Dann könnte die Lage endgültig eskalieren. Die Leidtragenden wären, wie immer, die Zivilisten auf beiden Seiten. (Maria Sterkl, 7.8.2022)