Sebastian Bezzel (links) und Simon Schwarz (rechts) ermitteln gewohnt missmutig und unbegabt.

Foto: Constantin

Der Autorin der Eberhofer-Krimis, Rita Falk, gehen langsam die Tatwaffen aus, wie sie jüngst in einem Interview meinte. Also möglicherweise ist bei den Eberhofer-Krimis bald Schicht im Schacht. Wie gut, dass von den elf Bänden mit Guglhupfgeschwader erst die achte Verfilmung in den Kinos ist. Dort hält Falk es mit den Waffen klassisch und lässt auf Niederkaltenkirchen einen Kugelhagel prasseln, dass die Guglhupfe nur so fliegen. Doch wie kommt’s dazu?

Dem Eberhofer Franz sein zehntes Dienstjubiläum steht an, und da er, wie wir wissen, eine ungewöhnlich hohe Zahl an spektakulären Mordfällen gelöst hat, soll ihm am Dorfplatz ganz offiziell die Ehre erwiesen werden. Dafür bäckt die Oma schon fleißig wunderschöne Guglhupfe. Gekocht wird allerdings nur noch für den neuen einbeinigen Hund Hinkelotta, ein, wie der Franz richtig feststellt, "scheiß Name für einen Hund". Doch die Oma hat noch andere Pläne – sie möchte den Lotto-Jackpot mit 17 Millionen knacken, um endlich den Hof zu renovieren und den Neubau fertigzustellen. Beim Lotto-Otto in der Trafik kommt es dann zu einer Situation, die den Franz alarmiert: Ein Schuss wird auf das Geschäft abgefeuert, der die Oma nur knapp verfehlt.

Constantin Film

Am nächsten Tag geht das Geschäft vom Lotto-Otto schon in Flammen auf, und der Franz nimmt sich des nunmehr verwaisten, dumpfbackigen 24-Jährigen an, obwohl er ahnt, dass der Otto nicht ganz unschuldig an der Misere ist. Um die Susi nicht zu verärgern, die ohnehin schon genervt von seinen mangelnden Vatergefühlen ist, bringt er den Otto zum Rudi. Dort treffen sie auf Rudis neue Flamme Theresa, eine Esoterikerin mit einem Herz so weit wie der Ozean. Der Rudi frisst ihr aus der Hand, der Eberhofer ist skeptisch, auch weil sie die eingespielte Dynamik zwischen den beiden stört.

Dann wird der Otto fahnenflüchtig und vom neuen Dreier-Dreamteam erst wieder in Tschechien aufgestöbert, wo er sich mit den falschen Leuten angelegt hat – deshalb der Anschlag aufs Geschäft. Und das ist irgendwie erst der Anfang. Der Vater vom Lotto-Otto könnte nämlich jeder Niederkaltenkirchner zwischen 40 und 60 sein, inklusive Franz, denn seine Mama hat’s wild getrieben in ihrer Jugend. Außerdem schenkt der Eberhofer dem Flötzinger zum Geburtstag ausgerechnet den Lottoschein von seinem Bruder Leopold: Was den einen dann kurz in die Welt eines Multimillionär-Gangster-Rappers transportiert, den anderen aber schier verrückt macht. Und dann taucht da noch ein alter Polizeischulfreund vom Eberhofer auf, der es bis zum Dienststellenleiter gebracht hat, was per se verdächtig ist.

Stefanie Reinsperger als Eso-Tante

Wie immer dabei sind Sebastian Bezzel, Simon Schwarz, Enzi Fuchs als d'Oma, Eisi Gulp als der entspannte Vater, Gerhard Wittmann als Leopold, Lisa Maria Potthoff als Susi und Daniel Christensen als Flötzinger. Neu zu bestaunen sind Johannes Berzl als Lotto-Otto und die Österreicherin Stefanie Reinsperger als "Mutter Theresa". Dank ihr kommt der Rudi endlich mal raus aus seiner elendigen Leidensrolle, die im letztjährigen Kaiserschmarrndrama doch einige Schichten zu dick aufgetragen war.

Theresa zuliebe hält er seinen inneren Miesepeter zurück, übt sich in Achtsamkeit, und wenn dann doch wieder der alte Rudi herausbricht, kann man sich endlich wieder über ihn freuen. Reinsperger spielt Theresa als Karikatur einer egozentrischen Eso-Tante mit diebischer Freude, und Berzls Lotto-Otto gelingt es, Sebastian Bezzels Franz zu spiegeln, sodass sogar die Susi die Ähnlichkeiten zwischen Otto und Franz bemerkt, was wiederum Gesprächsthema bei der Paartherapiesitzung der beiden ist.

Die Inszenierung bleibt anfangs beim Bewährten. Durch die Art, wie die Darsteller die Kamera adressieren, hat man das Gefühl, durch den Türspion in die Eberhofer'sche Küche zu spähen. Doch dann greifen Herzog und sein Kameramann beherzt in die Western-Kiste und liefern einen actionreichen Showdown ab, den man in Niederkaltenkirchen so noch nie gesehen hat. (Valerie Dirk, 9.8.2022)