Foto: ÖBB / Marek Knopp

Von der Haustür bis zur nächsten Bushaltestelle ist es zu weit zu gehen? Oder es gibt noch gar keine Anbindung an die Öffis? Genau diese Bereiche soll das neue Postbus-Shuttle, das im August in Betrieb ging, in den sieben Mondseelandgemeinden abdecken. Die Kleinbusse bringen die Fahrgäste bis kurz vor die Haustüre. So sollen nicht fußläufige Distanzen abgedeckt werden, die sonst mit dem Auto zurückgelegt werden. Denn die sogenannte erste und letzte Meile sind vielfach der Grund, warum Menschen nicht auf den öffentlichen Nahverkehr umsteigen.

"Das Postbus-Shuttle ist die clevere neue Mobilitätslösung für viele Wege, so günstig wie ein Öffi-Bus und so individuell wie der eigene Pkw", sagt ÖBB-Postbus-Vorstand Alfred Loidl. Die Fahrgäste können die kleinen Busse selbst über eine App bestellen und müssen dann nur ein paar Meter zu einem der 400 festgelegten Haltepunkte gehen. Ein Algorithmus gleicht die Fahrten ab und optimiert sie.

Vollbesetzt ist günstiger

Zusätzlich ist es möglich, die Fahrten direkt bei Tourismusbetrieben, Ärztinnen oder Gastronomiebetrieben telefonisch zu buchen. Der Fahrpreis ist kilometerabhängig und richtet sich danach, wie viele Personen mitfahren. Je mehr Menschen mitfahren, umso günstiger wird die Fahrt pro Person. In den ersten drei Monaten bezahlen Klimaticket-Besitzer nur den halben Fahrpreis.

Das neue Mobilitätsangebot richtet sich nicht nur an die 17.000 Einwohnerinnen und Einwohner im Mondseeland, sondern auch an die Sommerfrische-Gäste. "In den letzten Jahren ist die Nachfrage der öffentlichen Anreise sowohl bei Nächtigungs- als auch bei Tagesgästen sprunghaft angestiegen und hat diesen Sommer einen neuen Höhepunkt erreicht", sagt der Geschäftsführer des Tourismusverbands Mondsee-Irrsee, Thomas Ebner.

Aber auch für die Einheimischen soll die öffentliche Mobilität im ländlichen Raum attraktiver gemacht und eine klimafreundliche Alternative zum Zweitauto geschaffen werden, betont die Bürgermeisterin von Oberhofen am Irrsee, Elisabeth Höllwarth-Kaiser, die zugleich Obfrau der Leader-Region Fuschlsee-Mondseeland (Fumo) ist. "Speziell für unsere ältere Gesellschaft, die nicht die Möglichkeit hat oder einfach nicht mehr selbst mit dem Pkw fahren möchte, bringt das neue On-Demand-Angebot nur Vorteile."

Vorreiter Werfenweng

Das Konzept des Shuttles ist freilich nicht völlig neu. Vorreiter war wohl das Werfenweng-Shuttle, das bereits 1998 Gäste, Einheimische und Wanderer zu ihrer Unterkunft, dem Startpunkt einer Bergtour oder zu Ausflugszielen brachte. Seit 2018 bedient der erfolgreiche Anrufsammelbus auch die Pongauer Gemeinden Pfarrwerfen und Werfen. Das öffentliche Netz wurde vom Linien- zum Flächenangebot. Ziel ist es, dass die Menschen das Shuttle für die Freizeit nutzen und das Auto stehenlassen. Eine Stunde vor Abfahrt muss das Shuttle bestellt werden, die Fahrten mit dem Shuttle sind im Klimaticket inkludiert.

Mehrere Gemeindeverbände erkennen mittlerweile, dass ein Gemeindegrenzen übergreifendes Öffi-Angebot nicht nur günstiger kommt, sondern auch sinnvoll ist. In Mödling haben sich im Vorjahr ebenfalls 17 Gemeinden zusammengeschlossen und kleine Busse mit sechs bis acht Plätzen organisiert, die ohne Fahrplan und fixer Route bestellt werden können. Und auch die Mühlviertler Gemeinden Steyregg, Luftenberg und St. Georgen an der Gusen haben ein Postbus-Shuttle in Betrieb. In Kärnten bietet die Post ein Shuttle am Wörther- und am Ossiacher See an und in der Steiermark in der Region Liesingtal sowie während des Kultursommers in der Region Semmering-Rax. (Stefanie Ruep, 8.8.2022)