Österreich gegen Dänemark konnte am 6. Juni erst mit Verspätung angepfiffen werden – Grund war ein längerer Stromausfall in Wien.

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Ein Fußball-Ländermatch, dessen Beginn verschoben werden muss. Fahrgäste, die in Attraktionen im Prater feststecken. 140.000 Haushalte in Tirol ohne Strom: Regelmäßig sorgen Ausfälle im Stromnetz für Schlagzeilen. In 70 Prozent der Fälle stecken die drei Bs hinter den Pannen, wie Oesterreich Energie erklärt: Blitz, Baum und Bagger. Dann geht es meistens recht schnell, weil der Strom umgeleitet werden kann. In Wien-Donaustadt war am Montag eine mobile Transformatorstation, die für eine Baustelle aufgestellt wurde, der Übeltäter.

Ein ungutes Gefühl bleibt bei den Betroffenen aber, weil man sich die sogenannten Kaskadeneffekte vorstellen kann. So bezeichnen Experten die vielen Folgeschäden, die durch einen längeren Stromausfall drohen. Denn ein Blackout bedeutet ja nicht nur, dass gerade kein Strom fließt und danach alles wieder gut ist. Im schlimmsten Fall verderben – gerade im Hochsommer – Lebensmittel, stehen Lieferketten und die Produktion still. Das reicht von Nutztieren, die ersticken, weil die Belüftung ausfällt, bis hin zu fehlendem Wasser, weil Pumpen außer Betrieb sind.

Notfallpaket schnüren

Von so einem Horrorszenario war Österreich bislang glücklicherweise weit entfernt. Expertinnen und Experten empfehlen trotzdem, Vorräte anzulegen, etwa: ein paar leere Flaschen mit Leitungswasser anfüllen, ein paar Lebensmittel zu Hause haben, die lange halten und ohne Kochen genießbar sind. Ebenso Kerzen besorgen und eine batteriebetriebene Taschenlampe. Wer sich noch besser vorbereiten will – und dazu rät etwa der Österreichische Zivilschutzverband –, kann sich ein Notfallpaket mit Gaskocher, Medikamenten und Haltbarmilch schnüren.

Durch kurzzeitige regionale Stromausfälle kommen Privatpersonen meistens ohne Verluste. Die meisten Kühlschränke und Gefriertruhen halten einige Stunden ohne Stromzufuhr aus, als Richtlinie werden da meist fünf Stunden genannt. Ist diese Zeit überschritten, sollten angetaute Lebensmittel weiterverarbeitet oder entsorgt werden.

Sorgenvoller Blick auf den Winter

Die großen Energiekonzerne betonen fast unisono, viel Geld in ihre Infrastruktur zu investieren. Von 300 Millionen Euro jährlich sprechen etwa Wiener Netze. Die derzeitige Häufung von Ausfällen sei zufällig, beziehungsweise seien frühere Ausfälle nicht so medial verbreitet worden, sagte der Blackout-Experte Herbert Saurugg zu ORF Wien. Allerdings schade die Hitze der durchaus älteren Infrastruktur in Wien schon, so Saurugg.

Sorgenvoll blickt Saurugg allerdings auf den Winter, der könnte ein "Stresstest" für das Stromnetz werden. In seinem Blog warnt er vor einer "Strommangellage", die multiple Faktoren hat. "Eine eskalierende Gasmangellage würde unmittelbar dazu führen, dass durch den sinkenden Druck die für die Stromnetzstabilität erforderlichen Gaskraftwerke nicht mehr ausreichend versorgt werden können", schreibt Saurugg. (red, 9.8.2022)