Ein tropfender, undichter Wasserhahn füllt pro Jahr 28 Badewannen.

Foto: IMAGO/Winfried Rothermel

Dass der deutsche Vizekanzler Robert Habeck weniger als fünf Minuten duscht, um Wasser und Energie zu sparen, wissen die Menschen mittlerweile über die deutschen Landesgrenzen hinaus. Was der Großteil hierzulande allerdings nicht weiß: wie hoch der eigene Wasserverbrauch ist. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Umfrageinstituts Marketagend im Auftrag des Einrichtungskonzerns Ikea.

So schätzt der Durschnitt der Befragten den Wasserverbrauch auf 61 Liter pro Tag. Tatsächlich liege dieser aber mehr als doppelt so hoch bei durchschnittlich 130 Litern pro Kopf und Tag, erklärt Studienleiterin Lena Wittmann. Ein Viertel davon nehme allein der Knopfdruck der Toilettenspülung ein.

Während letzterer Wert vielen der Befragten bewusst ist, erkennt Wittmann trotzdem eine große Diskrepanz zwischen der Schätzung und dem tatsächlichen Verbrauch der Bevölkerung. Zwei Drittel geben an, ihren Wasserverbrauch nicht zu kennen, knapp ein Drittel weiß nicht, woher das Wasser in den eigenen Leitungen kommt. Für die Studie wurden österreichweit 3.000 Interviews geführt. Die Befragten waren zwischen 18 und 75 Jahre alt.

Duschen oder Baden?

Geht es um den eigenen Wasserverbrauch, geben sich die Befragten trotzdem die Schulnote "Gut". Den Klassiker des Wassersparens, nämlich laufende Wasserhähne zu vermeiden, beachten rund zwei Drittel der Befragten. Auch Spartipps wie optimal beladene Waschmaschinen sowie Geschirrspüler sind über 70 Prozent wichtig. Über 30 Prozent geben an, den Wasserhahn eingestellt sowie wassersparende Duschköpfe eingebaut zu haben. Ein Viertel benutzt wassersparende Armaturen.

Interessant sind auch Falscheinschätzungen, die in der Umfrage deutlich wurden. Der Klassiker: Mehr als zwei Drittel der Befragten sind überzeugt, Duschen sei wassersparender als Baden. Dabei hält sich beim Verbrauch die Wasserwaage. Eine volle Badewanne fasst rund 150 Liter, eine zehnminütige Dusche mit einem herkömmlichen Duschkopf verbraucht fast die gleiche Wassermenge, nämlich zwölf bis 15 Liter pro Minute.

Auffällig sei, dass der Anteil jener, die das glauben, mit dem Alter steige. "Es muss irgendwann in der Vergangenheit eine größere Diskussion zu diesem Thema gegeben haben, die diese Meinung manifestiert hat. Diese Signifikanz beim Alter ist sehr auffällig", sagte Studienleiterin Wittmann.

Tropfender Wasserhahn

Florian Thalheimer, Country Sustainability Manager bei Ikea Österreich, kommt zu dem Schluss: "Die meisten von uns haben derzeit kein Bewusstsein dafür, was wir alle mit unserem Wasser tagtäglich tun." Wenngleich es keinesfalls darum gehe, Unwissen anzuprangern. Man wolle einen Anstoß geben, "dass wir uns als Gesellschaft hin zu einem bewussteren Umgang mit unserem Wasserverbrauch entwickeln".

Als Beispiel rechnet er die Verschwendung eines tropfenden Wasserhahns vor: Pro Minute gehen acht Milliliter Wasser verloren, pro Jahr seien das 4.200 Liter oder 28 volle Badewannen.

40 Prozent Sparpotenzial

Nicht zuletzt deshalb schätzt die Studienautorin das Einsparpotenzial mit "geringen Mitteln, einfachen Verhaltensänderungen und ohne jeglichen Verzicht" auf 40 Prozent. Nur knapp die Hälfte gibt an, etwa auf optimal eingesetzte WC-Spülkästen zu achten, auf wassersparende Armaturen setzt ein Viertel.

Was die eingesparten Kosten von etwa effizienten Armaturen angeht, liegen 88 Prozent weit daneben und schätzen diese auf 237 Euro, während sie tatsächlich zwischen 15 und 30 Euro liegen. Laut Thalheimer liegt das vor allem an den weltweit vergleichsweise niedrigen Kosten des österreichischen Leitungswassers. Thalheimer: "Wer Wasser spart, tut das vor allem für die Umwelt und erst in zweiter Linie für die Geldbörse." (Julia Beirer, 10.8.2022)