Es gibt eine ganze Bandbreite an relativ aktuellen Debatten über die Freiheit der Kunst. Die jüngste, für manche als eindeutiges Sommerloch deklarierte Diskussion entbrannte wegen einer sexistischen Aussage im Party-Hit "Layla". Nach und nach machte das Lied Schlagzeilen – und zwar nicht nur weil es öffentlich gespielt wurde, sondern weil es eben vielerorts verboten wurde. Auch ein Song des langersehnten Beyoncé-Albums "Renaissance" wurde just nach dem Moment der Veröffentlichung kritisiert – ein in "Heated" vorkommender, für Menschen mit Behinderung abwertender Ausdruck wurde von der Sängerin sogleich gestrichen.

"Der Zeit ihre Kunst. Der Kunst ihre Freiheit", so der goldene Schriftzug auf der Wiener Secession.
Foto: APA/BARBARA GINDL

Deckmantel Kunstfreiheit?

Etwas regionalere Beispiele liefern beispielsweise die steirische Künstlerin Lisa Eckhart und der österreichische Musiker Yung Hurn. Beginnend mit Letzterem: Im Vorfeld und während der Festwochen-Eröffnung 2022 wurde Kritik laut, dieser würde mit seinen als rassistisch und sexistisch verstandenen Texten ein an sich auf politische Korrektheit bedachtes Festival konterkarieren. Die Debatte um Kabarettistin Lisa Eckhart ist vergleichsweise weniger aktuell, aber keinesfalls weniger brisant. Der Vorwurf an die provokante Satirikerin: Antisemitismus, Rassismus und Homophobie. Ausschlaggebend war etwa ein Auftritt im deutschen Fernsehen im Jahr 2018, bei dem sich Eckhart über Political Correctness in der #MeToo-Debatte lustig machte, Vergleiche zwischen sexueller Belästigung und jüdischen Männern zog und zudem rassistische Aussagen tätigte. All das unter dem Deckmantel der Kunstfreiheit.

Gesetzlich verankert

Diskussionen über die Grenzen und Freiheiten der Kunst existieren seit jeher und betreffen nicht nur Sprache und Schrift, sondern auch abstrakte Kunst. Grundsätzlich ist im Artikel 17a des Staatsgrundgesetzes aus dem Jahr 1982 festgehalten: "Das künstlerische Schaffen, die Vermittlung von Kunst sowie deren Lehre sind frei." Darüber hinaus verpflichteten sich zahlreiche Länder, darunter Österreich, zur Einhaltung einer Unesco-Konvention, die zeitgenössische Kunst und Kultur in den Mittelpunkt stellt und Prinzipien für eine Kulturpolitik zum Schutz und zur Förderung einer Vielfalt kulturellen Ausdrucks definiert. Klar ist aber auch, dass die Würde des Menschen und dessen Persönlichkeitsrechte nicht gefährdet werden dürfen, auch beim Jugendschutz gibt es Grenzen. Und darüber hinaus?

Wie weit darf Kunst Ihrer Meinung nach gehen?

Wo liegen die Grenzen der Kunstfreiheit? Inwieweit darf diese eingeschränkt werden? Welche Beispiele fallen Ihnen ein, bei denen die Freiheit der Kunst als Deckmantel genutzt wurde? Diskutieren Sie im Forum! (mawa, 18.8.2022)