Wien – Die FPÖ hat am Mittwoch in der Causa rund um den ehemaligen blauen Abgeordneten Hans-Jörg Jenewein einmal mehr scharfe Medienkritik geübt. Es sei ein "unglaublicher Niedergang der österreichischen Medien zu beobachten", sagte FPÖ-Mediensprecher Christian Hafenecker auf einer Pressekonferenz betreffend der Berichterstattung zum mutmaßlichen Suizidversuch Jeneweins vom Wochenende. Auch vermutet Hafenecker, dass die "Giftküche der ÖVP" am Aufkommen der Causa beteiligt gewesen sein könnte.

Wie schon in den Tagen davor richtete sich die Kritik vor allem gegen einzelne Journalisten von "Kronen Zeitung" und "Kurier", die die Meldung über Jeneweins Suizidversuch als erste veröffentlicht hatten. Der Ärger des FPÖ-Mediensprechers entzündete sich vor allem an einem von der "Krone" berichteten und laut Hafenecker "frei erfundenen" Abschiedsbrief Jeneweins, in dem u.a. eine Enttäuschung Jeneweins über Kickls Umgang mit Jenewein zum Ausdruck gebracht worden sein soll. Jeneweins Schwester, Dagmar Belakowitsch, hatte die Existenz eines solchen Briefes bereits am Sonntag unter Berufung auf ihren Bruder zurückgewiesen.

Die Erfindung dieses "Fake Briefes" habe ein "einziges Ziel" gehabt, so Hafenecker: "Herbert Kickl zu schaden". Danach seien lediglich "halbherzige Dementis" in den Medien erfolgt, sagte er.

Informationen über den Gesundheitszustand

Die "Liste der Sauereien" sei aber noch weitergegangen, so Hafenecker: "Hans-Jörg Jenewein ist nie im Koma gelegen", kritisierte er derartige Meldungen. Auch frage er sich, wie Informationen über den Gesundheitszustand aus den Gesundheitseinrichtungen an die Medien gelangen konnten. "Ich hoffe tatsächlich, dass wir nicht draufkommen, dass es einen Zusammenhang dazwischen gibt, dass auf der einen Seite dem kaufmännische Direktor des Krankenhaus Tulln, in dem der Jenewein untergebracht ist, der Ehemann der Landeshauptfrau von Niederösterreich – der Herr Mikl – ist; ich hoffe nicht, dass es diesen Zusammenhang gibt, dass diese Informationen möglichst schnell in Echtzeit quasi herausgespielt worden sind", so Hafenecker. "Und ich hoffe auch nicht, dass die ÖVP wirklich sich zu solchen Taten herabgelassen hat." Es würden sich aber "leider Gottes" einige Hinweise auftun, die darauf hindeuten.

Zur "Krone" fand Hafenecker deftige Worte: "Das größte Printmedium des Landes entblödet sich nicht, die Vorgänge auf zwei Titelseiten zu bringen und verzerrt darzustellen." Vor allem das Titelblatt der Steiermark-Ausgabe habe eine "unglaubliche" Text-Bild-Schere gezeigt: Unter der Titelzeile "Suizid war Mord: Anklage!" (hier ging es um einen Prozess in der Steiermark) war ein Foto von Hans-Jörg Jenewein und FPÖ-Chef Herbert Kickl abgedruckt.

Die "Krone" sei ja "keine Schülerzeitung", so Hafenecker. Er kenne die Zeitung noch aus einer Zeit, in der Ex-Herausgeber Hans Dichand "noch dafür gestanden ist, dass man den Mächtigen auf die Finger geschaut hat", sagte Hafenecker. "Mittlerweile ist die Krone aber zum Werkzeug der Mächtigen geworden", so sein Vorwurf. Der "Kurier" wiederum sei zur "ÖVP-Postille" herabgewirtschaftet worden, meinte er.

Kein Rundumschlag an die Medien

Auch mutmaßte Hafenecker, dass die ÖVP für allfällige Informationsweitergaben verantwortlich gewesen sein könnte: "Es gibt den Verdacht, dass die Giftküche der ÖVP ganz stark beteiligt gewesen ist", sagte er mit Verweis darauf, dass ÖVP-Sprecher die Berichte relativ schnell auf Twitter verbreitet hatten. Auch habe einer der "Krone"-Journalisten enge Verbindungen zu Ex-Innenministeriums-Kabinettschef Michael Kloibmüller gehabt. Gleichzeitig betonte Hafenecker auf Nachfrage, dass er nicht alle Medien kritisiere: "Ich möchte dezidiert eines sagen: Das ist kein Rundumschlag an die Medien, sondern einige wenige Journalisten haben sich an der Hetzjagd beteiligt."

Betreffend der Anzeige gegen die Wiener FPÖ, von der ein Entwurf auf Jeneweins Handy gefunden worden war und in Folge dessen dieser aus der Partei austrat (und auch dienstrechtliche Konsequenzen gezogen wurden), sagte Hafenecker, man werde diese Dinge in einem Präsidium besprechen. Termin dafür gibt es allerdings noch keinen. Erst am Vortag hatte die Wiener FPÖ nach einer Sitzung erklärt, man habe die "aktuellen Anwürfe" (aus der Anzeige, Anm.) besprochen und intern "eingehend juristisch geprüft". Diese seien "völlig haltlos und längst widerlegt". Man sei auch "zur Überzeugung gekommen, dass eine Verbindung zwischen der Erstellung der Anzeige und FPÖ-Bundesparteiobmann Herbert Kickl ausgeschlossen werden kann", versuchte man die Wogen zu glätten. In den Medien war davor spekuliert worden, dass Kickl selbst hinter der Anzeige stehen könnte – dies sei "Wunschdenken", meint man in der Wiener FPÖ. (APA, 10.8.2022)