Sean Bean ist unter anderem als Ned Stark in "Game of Thrones" bekannt.

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Ned Stark, einer der Hauptcharaktere von "Game of Thrones", gespielt von Sean Bean.

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Der britische Schauspieler Sean Bean hat im US-Magazin "Time" den Einsatz von "Intimacy Coordinators" (Intimitätskoordinatoren) auf Filmsets kritisiert. Sie würden die Spontaneität beim Dreh von Sexszenen zerstören. Bean, der in der Fantasy-Serie "Game of Thrones" Ned Stark spielte, fürchtet um "die natürliche Art und Weise, wie sich Liebende verhalten", Szenen würden zu einer "technischen Übung" werden.

Intimitätskoordinatoren werden seit #MeToo an immer mehr Filmsets eingesetzt, um für Schauspieler und Schauspielerinnen ein sicheres Umfeld beim Drehen von Nackt- und Sex-Szenen zu schaffen. Ähnlich wie Stuntkoordinatoren erstellen sie Choreografien für Szenen, die physischen Kontakt erfordern. Seit kurzem zählen sie auch als Mitglieder der Gewerkschaft SAG-AFTRA, die Film-, Fernseh- und Medienschaffende vertritt. Deren Präsidentin Fran Drescher betont, wie wichtig die Koordinatoren für ein Wohlbefinden am Set sind.

Bean erklärte in dem Interview auch, dass gerade die experimentellsten Szenen oft von TV-Firmen herausgeschnitten werden würden, um Werbekunden nicht zu verschrecken. Als Beispiel nannte er eine Szene der Serie "Snowpiercer". In einer bizarren Szene in der zweiten Staffel habe er mit Lena Hall eine intime Szene mithilfe einer Mango gedreht. Diese "surreale, aber schöne Szene" sei nie gezeigt worden.

Kritik von Kolleginnen

Hall meldete sich nach Beans Statement auf Twitter zu Wort. Sie habe sich mit Bean als Co-Star zwar wohlgefühlt, deswegen fände sie Intimitätskoordinatoren aber nicht generell überflüssig. Habe sie mit einem Schauspielkollegen ein komisches Gefühl und fühle sich unwohl, würden die Koordinatoren ihr beim Dreh helfen.

Auch die Schauspielerin Rachel Zegler betonte auf Twitter, wie wichtig die ausgebildeten Intimitätskoordinatoren an Filmsets wären. Sie selbst war beim Dreh zu Steven Spielbergs Film "West Side Story" erst 17 Jahre alt, als sie Liebesszenen mit ihrem 25-jährigen Co-Star Ansel Elgort drehte. Sie sei damals "extrem dankbar" für die Expertise am Set gewesen. Bezüglich Beans Aussagen weist sie darauf hin, dass bei Intimszenen Grenzen oft verschwimmen würden: "Spontaneität in intimen Szenen kann unsicher sein. Wach auf."

Sicherheit und Respekt am Set

Die Vorsitzende der britischen Rundfunkunion Bectu zeigt sich von Beans Aussagen enttäuscht. Er würde seine "privilegierte Rolle" nicht verstehen, gerade "junge und weniger erfahrene Schauspieler" wären beim Dreh intimer Szenen mit Herausforderungen konfrontiert. Die Arbeit der Profis sei wichtig, um sicherzustellen, dass alle Beteiligten an einem Filmset sicher seien und respektiert würden. (awe, 10.8.2022)