Wegen eines Problems mit seinem Raumanzug musste ein russischer Kosmonaut am Mittwoch einen Außeneinsatz auf der Internationalen Raumstation (ISS) abbrechen. Am Anzug von Raumfahrer Oleg Artemjew habe sich eine Batterie entladen, meldeten russische Agenturen unter Berufung auf die Flugleitzentrale bei Moskau. Auf Anweisung von der Erde kehrte Artemjew in die Schleuse der ISS zurück und schloss seinen Anzug an die Stromversorgung an.

Oleg Artemjew und Denis Matwejew kurz nach ihrem Ausstieg aus der Raumsation.
Foto: AP/Roscosmos Space Agency Press Service

Die Lage sei unter Kontrolle, teilte die russische Raumfahrtbehörde Roskosmos mit. "Er war in keinerlei Gefahr", sagte auch ein Experte der US-Behörde Nasa in der Live-Übertragung des Außeneinsatzes. Der zweite Kosmonaut, Denis Matwejew, half erst seinem Kollegen beim Einstieg in die Schleuse, dann wurde er selbst zurück in die ISS beordert.

Brisante Lage

Die Raumfahrer waren gegen 15.53 Uhr MESZ aus der Station ausgestiegen. Ihr Außeneinsatz war eigentlich für eine Dauer von fast sieben Stunden geplant. Unter anderem hätten sie zwei Kameras installieren sollen.

Einsätze wie dieser haben seit der russischen Ankündigung, die Zusammenarbeit an der Internationalen Raumstation (ISS) aufzukündigen, und der Vorstellung von eigenen Plänen für eine Raumstation ungewöhnliche Brisanz bekommen. Zwar will die russische Weltraumagentur Roskosmos laut eigenen Angaben weiterhin alle Verpflichtungen erfüllen, um das Funktionieren der Station zu gewährleisten, doch 2024 soll Schluss sein.

NASA

Riskante Weltraumspaziergänge

Weltraumspaziergänge sind in der Raumfahrt zwar seit vielen Jahren Routine, doch das Aussteigen in das Vakuum des erdnahen Weltraums bleibt ein gefährliches Unterfangen. So liefen etwa bei einem Weltraumspaziergang 2013 im Anzug eines italienischen Astronauten bis zu anderthalb Liter Wasser aus, das sich im Helm sammelte, bevor es ihm gelang, in die Station zurückzukehren.

Auch der erste Weltraumspaziergang der Geschichte im Jahr 1965 endete beinahe in einer Katastrophe, wovon ein charmanter und fast vergessener russischer 3D-Film namens "Spacewalker" aus dem Jahr 2017 erzählt.

Bunte Uniformen

Die russischen Kosmonauten Oleg Artemjew, Denis Matwejew und Sergej Korsakow bei ihrer Ankunft auf der Internationalen Raumstation im März.
Foto: NASA TV

Auch wenn es mit dem "Knoten 1", einem Modul, das den russischen mit dem US-Trakt der ISS verbindet, quasi eine Grenze zwischen den beiden Territorien gibt: Die Besatzung der Raumstation kann sich keine Konflikte leisten – man sitzt buchstäblich im gleichen Boot.

Auf der ISS arbeiten derzeit drei Russen, zwei US-Amerikaner, eine US-Amerikanerin und eine Italienerin. (red, 17.8.2022)