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Es ist ruhig geworden um das neue Bezahlsystem von Amazon. 2020 implementierte der Tech-Riese erstmals das "Amazon One" genannte Check-out-System in Buch- und Lebensmittelgeschäfte in Seattle. Zwar akzeptierten im Lauf des Vorjahres immer mehr Geschäfte in New York, New Jersey, Maryland und Texas die Zahlung per Handflächen-Scan, aber der durschlagende Erfolg wollte sich nicht so recht einstellen.

Die Nutzer waren skeptisch und ließen Amazon ihre Handflächen nur ungern scannen, was es dem Tech-Riesen wiederum schwermachte, die Technologie weiterzuentwickeln. Zuletzt erhielten Kunden im Austausch für ihre biometrischen Daten einen Gutschein in der Höhe von zehn Dollar. Das rief wiederum Datenschützer auf den Plan: "Die dystopische Science-Fiction-Zukunft passiert jetzt", sagte Albert Fox vom Surveillance Technology Oversight Project, einer NGO, die sich für strengere Regeln für Überwachungssystem einsetzt. "Es ist schrecklich, dass Amazon seine Kunden bittet, deren Körper zu verkaufen. Noch schrecklicher ist, dass sie es um einen so niedrigen Preis machen".

Das wiederum führte zu unangenehmen Fragen einer Gruppe von US-Senatoren, die massive Sicherheitsbedenken äußerten und den damals frisch bestellten Amazon-CEO Andy Jassy in Bedrängnis brachten.

65 zusätzliche Geschäfte

Jetzt kommt die Bezahlung per Handfläche zurück, wie Amazon ankündigte. Amazon Go wird in weiteren 65 Geschäften der Kette "Whole Foods" in Kalifornien installiert. Die Technologie soll es Kunden erlauben, rasch und unkompliziert ihre Einkäufe zu bezahlen. Dazu muss man nur die Handfläche über ein Interface im Geschäft halten. Ein Kontakt mit dem Gerät sei nicht erforderlich, wie man bei Amazon betont, die technischen Voraussetzungen dafür wurden aufgrund der Corona-Pandemie implementiert. Auf die Frage, wie mit den biometrischen Daten umgegangen werde, gibt man sich vage: Die Daten werden verschlüsselt und auf Amazon-Servern gespeichert, hieß es in einem Bericht von Ars Technica.

Widerstand aus der Musikwelt

Amazon hat zuvor schon mit verschiedenen Bezahlmöglichkeiten experimentiert. So arbeitet der Konzern nach wie vor an der No-Check-out-Technologie namens Amazon Go, also an einem kassenlosen Bezahlsystem. Kameras und andere Sensoren erfassen die Einkäufe voll automatisch. Der Betrag wird beim Verlassen des Geschäfts abgebucht.

Datenschützer warnen vor der neuen Technologie in den Händen von Amazon. So wollte der Konzern die verschiedene Konzerthallen mit Amazon One ausstatten und Tickets mit einem Scan der Handfläche verkaufen. Das führte zu massivem Widerstand von Datenschützern, Musikern und Konzertveranstaltern. Sie gründeten die Bewegung "Amazon Doesn't Rock", um die Verantwortlichen an den Veranstaltungsorten vor Amazon zu warnen.

Amazon stand erst Anfang der Woche in der Kritik, als der Konzern ankündigte, den Saugroboterhersteller iRobot kaufen zu wollen. Datenschützer befürchten auch hier, dass Amazon einen zu genauen Blick in die Haushalte der Nutzer erlangen könnte. DER STANDARD hat eine umfassende Analyse dazu gebracht. (pez, 12.8.2022)