Teslas Supercharger-Netzwerk wird in Deutschland eigentlich illegal betrieben – aber auch andere Hersteller halten sich nicht an geltende Gesetze.

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Eigentlich ist das deutsche Recht in dieser Hinsicht eindeutig. Wer Strom anbietet, der muss einen Zähler verwenden, der mit dem Eichrecht konform ist. So soll garantiert werden, dass die Kunden auch wirklich das bekommen, was ihnen der Hersteller verspricht. Das gilt natürlich auch für die Ladestationen für Elektroautos – aber eben nur "eigentlich", wie sich nun herausstellt.

Illegaler Betrieb

Laut einer Untersuchung des Förderprojekts IKT für Elektromobilität werden alleine 1.800 Supercharger-Stationen von Tesla in Deutschland illegal betrieben, da sie eben keinen entsprechend geeichten Zähler aufweisen. Das Problem sei aber nicht auf Tesla beschränkt. Auch die Ladesäulen vieler anderer Anbieter wie Tritium, Efacec und Delta seien betroffen, heißt es in einem Bericht des Handelsblatt. Andere Anbieter wie ABB, Alpitronic, ADSTec und Compleo würden sich hingegen sehr wohl an geltende Gesetze halten.

Verblüffende Reaktion

Angesichts der klaren Rechtslage überrascht eine Reaktion der zuständigen Behörden, wo man über die aktuelle Situation offenbar bestens informiert ist. "Der gesetzeswidrige Betrieb wird nicht behindert und nicht sanktioniert" formuliert es Weberpals, Leiter des Bayerischen Landesamts für Maß und Gewicht gegenüber der Zeitung.

Der Grund für diese ungewohnte Leichtigkeit im Umgang mit der geltenden Rechtslage: Man wolle die Förderung von Elektromobilität nicht behindern, betont Weberpals. Insofern habe man das zuständige Amt angewiesen, keine Bußgelder zu verhängen.

Kostenfrage

Wie lange man diesem Treiben zusehen will, bleibt dabei offen. Für die Anbieter könnte ein Nachrüsten geeichter Zähler jedenfalls Kosten im Millionenbereich verursachen. Pro Schnellladesäule sei man hier schnell im vierstelligen Bereich, rechnet der Energieanbieter E.on vor.

Als Alternative blieben nur zwei andere Optionen: Entweder für das Laden gar nichts zu verlangen, wie es Tesla anfangs tatsächlich getan hat. Das ist langfristig aber aus wirtschaftlichen Gründen eher unwahrscheinlich. Zumal Tesla an seinen Ladesäulen mittlerweile auch die Fahrzeuge von anderen Herstellern bedient. Oder aber man berechnet eine Flatrate, auch dafür muss dann kein geeichter Zähler verwendet werden. (red, 14.8.2022)