Gina Lollobrigida, hier auf einem Archivbild aus dem Jahr 2017, will in der Politik mitmischen.

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Wer nach einem Film sucht, auf den sich das Europa nach dem Zweiten Weltkrieg einigen konnte, und zwar vor allem das Publikum, meist ohne große Worte, könnte bei Fanfan, der Husar aus dem Jahr 1952 sehr richtig liegen: ein Mantel-und-Degen-Abenteuer, naiv, sie mit dem Herz auf dem rechten Fleck. Vor allem aber ein Film mit zwei jungen Stars: Gérard Philipe und eine junge Italienerin mit einem Namen, der wie ein Pseudonym klingt, aber nicht erfunden ist – Gina Lollobrigida.

"La Lollo", wie sie genannt wurde, gehörte in diesen Jahren zu der Riege der großen italienischen Filmstars, an der Seite von Sophia Loren oder Claudia Cardinale. Sie arbeitete nicht so sehr mit den neorealistischen Regiestars, sie wurde für die Filme verpflichtet, die das tägliche Brot des Kinos damals ausmachten: Pane, amore e fantasia (1953) von Luigi Comencini oder La romana (1954) von Luigi Zampa. Schon damals wurde man in Hollywood auf sie aufmerksam, es war auch die Zeit der Monumentalfilme.

Gina mit dem Glöckner

Sie spielte in Salomon und die Königin von Saba (1959) natürlich die legendäre Königin von Saba, die dem weisen König Israels den Kopf verdreht. In Der Glöckner von Notre-Dame war sie an der Seite von Anthony Quinn zu sehen. In diesen Jahren, in denen sie zum Jetset gehörte, fand sie auch erste Inspirationen für ihre späteren politischen Ambitionen. "Jedes Mal, wenn Indira Gandhi nach Rom kam, sah ich sie", erzählt die Lollo heute, die sich mit 95 für ein Staatsamt bewirbt: Sie möchte bei den kommenden Wahlen in Italien einen Senatssitz erlangen, für die populistische Liste Italia sovrana e popolare (ISP) kandidiert sie in Latina, einer Gemeinde südwestlich von Rom. Schon 1999 hatte sie, damals noch für den Zentristen Romano Prodi, einen Versuch unternommen, in die Politik zu gehen.

Ihr Privatleben wurde übrigens erst in der zweiten Lebenshälfte allmählich stürmischer. 1949 heiratete Gina Lollobrigida einen slowenischen Arzt, mit dem sie einen Sohn hat. Die Ehe hielt bis 1971. 2006 gab es ein wenig Skandal durch ihre Verbindung mit dem damals 45 Jahre alten Geschäftsmann Javier Rigau, den sie später des Betrugs bezichtigte. Noch vor zwei Jahren gab es Auseinandersetzungen vor Gericht über die Frage, ob sie ihre eigenen Angelegenheiten hinreichend wahrnehmen konnte ...

Ob sie im Senat die Angelegenheiten Italiens wahrnehmen darf, wird ein Wahlvolk entscheiden müssen, das mit erratischen Figuren bereits reichlich gesegnet ist.
(Bert Rebhandl, 16.8.2022)