Insbesondere Personen über 60, jene mit Risiken sowie Personen, die keine ausreichende Immunreaktion aufbauen, sollen sich schon jetzt eine vierte Impfung abholen – sofern medizinisch nichts dagegen spricht. Das sieht eine Empfehlung der Impfkommission vor.

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Wien – Die Stadt Wien ruft in Schreiben an die rund 144.000 Betriebe der Stadt zur Auffrischung der Corona-Impfung auf. Der Appell wurde gemeinsam mit der Wirtschaftskammer, der Ärztekammer und der Industriellenvereinigung (IV) verfasst. Hingewiesen wird dabei auf die diversen Möglichkeiten für Mitarbeiter, sich den nächsten Stich zu holen. So können etwa in Unternehmen mit mehr als 50 Impfwilligen die Dosen durch den Betriebsarzt verabreicht werden.

Auch im Austria Center Vienna (ACV) bei der U1-Station Kaisermühlen wird weiterhin geimpft, dort ist auch eine Anmeldung über das betriebliche Impfportal möglich. Bisher nahmen laut dem Büro von Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) rund 30.000 Betriebe am betrieblichen Impfen teil. Über diese Schiene wurden im ACV bisher rund 380.000 Stiche vorgenommen.

In Wien sind mehr als eine Million Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer beschäftigt – darunter rund 274.000 Einpendler. Laut Statistik sind 865.000 Mitarbeiter (84 Prozent) in Wiener Firmen zumindest zweimal geimpft, knapp 650.000 dreimal. Rund 10.400 haben auch bereits den vierten Stich erhalten.

Die Tageskapazität für Corona-Schutzimpfungen liegt in Wien derzeit bei insgesamt rund 2.300 pro Tag, wobei neben dem ACV auch die sieben städtischen Impfzentren als Anlaufstellen fungieren. Die Kapazität kann laut Hacker-Büro je nach Andrang auf bis zu 9.000 pro Tag aufgestockt werden.

Noch kein an Omikron angepasster Impfstoff in EU zugelassen

Noch wird in Österreich kein an die Omikron-Variante angepasster Impfstoff verimpft. Die europäische Arzneimittelbehörde EMA hat aber bereits angekündigt, dass entsprechende Impfstoffe im Herbst zugelassen werden dürften. Erst am Montag hatte Großbritannien einen Impfstoff von Moderna genehmigt, der sowohl gegen die Wuhan- als auch gegen die Omikron-Variante wirkt.

Die große Frage bleibt aber: Sollen sich Personen in Österreich schon jetzt eine Auffrischungsimpfung oder den vierten Stich mit einem "alten" Impfstoff holen – oder auf Impfstoffe warten, die an die Omikron-Mutante angepasst sind? Immerhin schützen die ursprünglichen Impfstoffe zwar gut gegen schwere Verläufe, nicht aber gegen eine Ansteckung mit der Omikron-Variante. Herwig Ostermann, Geschäftsführer von Gesundheit Österreich (GÖG) und Mitglied der Taskforce Gecko, verweist darauf, dass es bei den neuen Impfstoffen "sehr vielversprechende Ergebnisse" gebe, der Zulassungsprozess sei "sehr weit".

Vierter Stich schon jetzt für spezielle Personengruppen

Insbesondere Personen über 60, jene mit Risiken sowie Personen, die keine ausreichende Immunreaktion aufbauen, sollen aber laut Ostermann schon jetzt eine vierte Impfung in Anspruch nehmen, wie er im Ö1-"Morgenjournal" sagte. Das sei eine Empfehlung der österreichischen Impfkommission, die auch im Einklang mit dem stehe, was die europäische Behörde ECDC vorschlage.

Man müsse aber "offen kommunizieren", wie er sagte. "Wenn es um schwere Verläufe geht, dann ist die Impfung ein ganz, ganz wirksames und essenzielles Mittel, um die Pandemie gut in den Griff zu kriegen." Wenn neue Impfungen vorliegen, die eine bessere Performance haben, dann sei das gleich zu kommunizieren. Ebenso müsse man aber dazusagen: "Der Impfschutz wird kein dauerhafter sein. Da war man zu Beginn ein bisschen zu hoffnungsvoll." (krud, APA, 17.8.2022)