In welcher Körperhaltung Schmerzmittel eingenommen werden, beeinflusst stark, wie rasch sie wirken – die Zeitdifferenzen betragen mehr als eine Stunde.
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Wenn man zu Schmerzmitteln oder anderen Medikamenten greift, ist eine schnelle Wirkung meistens wünschenswert. Die orale Einnahme ist für den Heimgebrauch klarerweise die praktikabelste Methode, sie ist aber insofern nachteilig, als Arzneimittel erst einige Hürden nehmen müssen, bis die Wirkstoffe vom Körper aufgenommen werden. Forschende der John-Hopkins-Universität und der Johns Hopkins Medical School in Baltimore haben nun herausgefunden, wie stark die Körperhaltung Einfluss darauf nimmt, wie schnell Medikamente vom Körper aufgenommen werden.

Bis Arzneimittel aufgelöst und vom Darm absorbiert werden können, müssen sie erst einmal den Verdauungsapparat durchlaufen. Die größte Hürde dabei ist der Magen – durch seine Kontraktionen und Strömungen wird die Nahrung anverdaut und anschließend in den Zwölffingerdarm befördert. Mittels eines Computermodells haben Forschende um Rajat Mittal, Professor für Maschinenbau an der John-Hopkins-Universität, nachgestellt, welchen Einfluss die Kontraktionen und Strömungen des Magensafts auf die Verarbeitung der Medikamente haben.

Zeitdifferenz von über einer Stunde

Konkret wurde die Auflösungszeit einer typischen Schmerztablette mit dem Wirkstoff Acetylsalicylsäure (ACC) abhängig von vier unterschiedlichen Körperhaltungen untersucht: aufrecht stehend, auf der linken oder rechten Seite liegend oder um 45 Grad zurückgeneigt.

"Wir waren sehr überrascht, dass die Haltung einen so immensen Einfluss auf die Auflösungsrate einer Tablette hat", sagt Mittal. Denn wie die Computersimulation zeigt, kann die Körperhaltung bei und nach der Einnahme die Wirkung einer Schmerztablette um bis zu 83 Prozent beschleunigen oder verzögern – das entspricht rund einer Stunde.

Wie sich überraschenderweise zeigte, bremste die aufrechte Haltung im Stehen oder Sitzen den Transport der Tablette, weil sie durch die Schwerkraft in eine Magenregion befördert wird, in der ungünstige Magensaftströmungen herrschen.

Große Unterschiede bei der Seitenlage

Rascher zeigen Medikamente hingegen Wirkung, wenn man sich während und nach der Einnahme hinlegt – sofern man sich auf die richtige Seite dreht. Denn bei liegender Haltung gibt es enorme Unterschiede bei der Aufnahmegeschwindigkeit: Wenn man bei der Tabletteneinnahme auf der rechten Seite liegt, wirken Schwerkraft, Magenkontraktionen und Magensaftströmungen optimal zusammen, um die Tabletten zum Magenausgang, der rechts unten liegt, zu befördern. Schmerzmittel wirken dann 2,3-mal schneller als in aufrechter Haltung.

Am nachteiligsten wirkt sich eine linke Seitenlage auf die Aufnahmegeschwindigkeit aus. Denn die Tablette muss dann gegen die Schwerkraft zum rechts unten liegenden Magenausgang hinaufbefördert werden. In der Simulation löste sich die Tablette nach erst rund 100 Minuten auf – und brauchte damit zehnmal länger, als wenn sie auf der rechten Seite liegend eingenommen worden wäre. (trat, 18.8.2022)