Am St. Andräer See im Lavanttal kam es zu einem tödlichen Unfall. Zwei Mädchen im Alter von vier und acht Jahren wurden von Bäumen erschlagen.

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Klagenfurt – Am St. Andräer See im Lavanttal (Bezirk Wolfsberg) sind am Donnerstagnachmittag durch umstürzende Bäume zwei Mädchen getötet worden. Die beiden Kinder im Alter von vier und acht Jahren stammten aus dem Bezirk Wolfsberg. 13 weitere Personen wurden verletzt, zwei davon schwer. Unter den Verletzten sind fünf Minderjährige, teilte Bezirkshauptmann Georg Fejan bei einem Pressegespräch am Abend mit. Das Kriseninterventionsteam war im Einsatz.

Auch in Gaming im Bezirk Scheibbs in Niederösterreich sind am Donnerstagnachmittag drei Menschen durch einen umstürzenden Baum getötet worden. Das Unglück ereignete sich nach Polizeiangaben im Bereich der Zellerrain-Straße. Die Ermittlungen zur Klärung der Identität der Opfer waren im Gang, teilte Chefinspektor Johann Baumschlager am frühen Abend auf Anfrage mit.

Elementarereignis in Kärnten

Das Unwetter, das im Lavanttal gewütet hatte, hatte sich am Abend bereits völlig verzogen. Von dem, was wenige Stunden zuvor gegen 15.30 Uhr passiert war, zeugten am Abend noch abgerissene Blätter, geknickte Zweige – und umgestürzte Bäume. Vielleicht zehn Minuten hatte das Unwetter gedauert, und nur wenige Sekunden jene Böe, die Bäume umwarf. Im gesamten Ortsgebiet von St. Andrä und auch in der Freizeitanlage an dem kleinen Badesee.

Wie es von der Wasserrettung hieß, habe man ein solches Elementarereignis in der Gegend noch nie erlebt: Rettungsschwimmer, die Badegäste vor dem urplötzlich aufziehenden Sturm warnen wollten, wurden regelrecht umgeweht, 50 Zentimeter hohe Wellen wurden verzeichnet.

Bundespräsident Alexander Van der Bellen drückte in den sozialen Medien sein Mitgefühl für die zwei verunglückten Mädchen aus. Er bedankte sich außerdem bei den Rettungskräften: 45 Sanitäterinnen und Sanitäter waren ebenso im Einsatz, wie 71 Mitglieder der Wasserrettung, Polizei und fünf Feuerwehren, die zwei Personen befreiten, die unter Bäumen eingeklemmt waren. Eine prophylaktische Suchaktion im See – am Ufer war Kleidung gefunden worden, die zuerst niemandem zugeordnet werden konnte – wurde ohne Ergebnis beendet.

Doch nicht nur die Gemeinde St. Andrä war von dem Unwetter schwer betroffen gewesen. Im gesamten Lavanttal standen 34 Feuerwehren im Unwettereinsatz, viele von ihnen waren auch am Abend noch mit den Aufräumarbeiten beschäftigt. Bäume, die auf Straßen und Autos stürzten sowie geknickte Strommasten wurden auch aus den Bezirken St. Veit an der Glan, Völkermarkt und Feldkirchen gemeldet. Bis zu 20.000 Haushalte waren zeitweise ohne Strom.

ÖBB arbeitete an Notfahrplan

Durch die heftigen Unwetter wurde die Stromversorgung und Bahninfrastruktur im Süden Österreichs schwer beschädigt. Die ÖBB stellten am Nachmittag den gesamten Bahnverkehr in Kärnten, Osttirol und der Steiermark ein. Ursache war ein großflächiger Ausfall der 110-kV-Bahnstromversorgung für den Bereich Kärnten und Steiermark, informierte die Bahn in einer Aussendung. Die Dauer der Unterbrechung war vorerst nicht absehbar.

Die Südautobahn in Kärnten wurde an mehreren Stellen von umgestürzten Bäumen blockiert.
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A2 und A9 teilweise blockiert

Unwetter hatten außerdem am Donnerstagnachmittag bereits zu Problemen auf Straßen in Kärnten und der Steiermark geführt: Sturmböen warfen Bäume um, sie blockierten an mehreren Stellen die Autobahnen A2 und A9.

Bei Griffen (Bezirk Völkermarkt) stürzten gleich mehrere Bäume auf die Südautobahn (A2) in Richtung Italien. Der Verkehr wurde deshalb bei Wolfsberg-Süd von der Autobahn abgeleitet und floss über die Packer Straße (B70). Wegen umgestürzter Bäume war auch die Auf- und Abfahrt Bad St. Leonhard nördlich von Wolfsberg gesperrt, teilten Polizei und Asfinag mit. "Es sind zwischen Wolfsberg und Griffen sicher an die 30 Bäume umgestürzt", erklärte Autobahnmeister Robert Schrammel in einer Aussendung, "wir haben die Stämme im ersten Schritt mit einem Lkw und Schneepflug von der Fahrbahn geschoben." Im Anschluss werden die Bäume von den Feuerwehren so zerkleinert, dass sie von einem Holzunternehmen abtransportiert werden können.

Stromausfall auf Südautobahn

Laut Asfinag kam es auf der Südautobahn zu einem Stromausfall, weshalb die Tunnelkette Pack auf der A2 in beiden Richtungen gesperrt wurde. Betroffen war auch die Pyhrn-Autobahn (A9) in der Steiermark – Klauser Tunnel und die Tunnelkette Lainberg mussten gesperrt werden, meldete der ÖAMTC. Ein Baum stürzte bei der Mautstelle Gleinalm auf die Fahrbahn, die A9 war daher in Richtung Graz gesperrt. Der Verkehr wurde ab St. Michael über die Semmering-Schnellstraße (S6) und die Brucker Schnellstraße (S35) umgeleitet. Auch zwischen Kalwang und Treglwang sorgen umgestürzte Bäume für eine Sperre in Richtung Norden/Voralpenkreuz.

In der Steiermark wurden sogar Hochspannungsmaste zerstört
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Ausmaß der Schäden in der Steiermark "enorm"

Vor allem in der Obersteiermark sowie in der nördlichen Oststeiermark wurden zahlreiche Schäden an Stromleitungen gemeldet. Zwischenzeitlich waren um die 75.000 Haushalte ohne Strom. Am Abend waren rund ein Viertel aller steirischen Trafostationen außer Betrieb, hieß es seitens der Energie Steiermark Netze. Laut Urs Harnik-Lauris, Sprecher der Energie Steiermark, wurden alle Kräfte in den Einsatz gerufen und sogar Monteure aus dem Urlaub in den Dienst geholt. Neben Niedrigspannungsleitungen ist auch eine Hochspannungsleitung betroffen: In Fisching nahe Zeltweg wurde ein Strommast einer 220-kV-Leitung, welche die Umspannwerke Obersielach und Hessenberg verbinden, beschädigt.

"Das Ausmaß der Schäden ist enorm", so Harnik-Lauris. Lediglich die Bezirke Hartberg-Fürstenfeld und Südoststeiermark blieben weitgehend verschont. In den vergangenen zehn Jahren habe es keine solchen Schäden gegeben – vor allem nicht in so einem großen Raum. Das Ausmaß sei durchaus mit Sturmtief "Paula" 2008 zu vergleichen.

In der Gaal im Bezirk Murtal holten Einsatzkräfte Dutzende Personen, darunter auch Kleinkinder, teils mit Hilfe von Hubschraubern aus Gefahrenbereichen.

Windböen hatten Bäume zum Umstürzen gebracht, die die Zufahrtsstraße zum Ingeringsee auf mehreren Kilometern verlegten. Eine Frau, die mit ihrem Wagen von den umgefallenen Bäumen eingeschlossen wurde, alarmierte die Einsatzkräfte, hieß es seitens der Polizei. Als die Einsatzkräfte zum See fahren wollten, war die Straße nicht passierbar. Da nicht klar war, wie viele Menschen beim See eingeschlossen sind, wurde der Polizeihubschrauber Libelle sowie der Rettungshubschrauber Christophorus 99 hinzugezogen. Insgesamt waren 25 Menschen, darunter fünf Kleinkinder, beim See eingeschlossen und aus der Notlage befreit.

Auch in Graz Umgebung verwüstete der Sturm Häuser.
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In Spielberg im Bezirk Murtal musste unterdessen die Eröffnungspressekonferenz zum MotoGP-Wochenende wegen eines Stromausfalls in Folge des Unwetters unterbrochen werden. Nach etwa 15 Minuten konnte sie aber fortgesetzt werden. Im Umfeld wurden Strommasten einer 220-kV-Leitung, welche die Umspannwerke Obersielach und Hessenberg verbinden, beschädigt, hieß es in einer Aussendung des Austrian Power Grid. (APA, red, 18.8.2022)