Mit Stand Ende April betrug der Rückstau durch Arbeitsausfälle der sogenannten Barrister insgesamt 58.271 Fälle.

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London – Mit einem unbefristeten Streik wollen Anwälte in Großbritannien ihren Forderungen nach höheren Löhnen und besseren Arbeitsbedingungen Nachdruck verleihen. Wie der Verband The Criminal Bar Association (CBA) am Montag mitteilte, stimmten die Mitglieder dafür, vom 5. September an die Arbeit niederzulegen. Damit dürften sich tausende Rechtsfälle weiter verzögern.

Die sogenannten Barrister hatten bereits seit Ende Juni immer wieder gestreikt. Weder akzeptierten sie währenddessen neue Fälle, noch übernahmen sie Mandanten von überlasteten Kolleginnen und Kollegen. Der Verband fordert 25 Prozent mehr Lohn für Pflichtverteidiger. Das Justizministerium hatte für Ende September eine Erhöhung um 15 Prozent angekündigt. Doch der CBA lehnt dies ab, weil das Angebot nicht für bestehende Fälle gelte und es daher noch Jahre dauern werde, bis die Erhöhung tatsächlich bei den Anwälten ankommt.

Neueinsteigerinnen abgeschreckt

Mit Stand Ende April betrug der Rückstau insgesamt 58.271 Fälle. Barrister hätten seit Jahren einen deutlichen Reallohnverlust erlitten, Neueinsteigerinnen und Neueinsteiger würden wegen der geringen Verdienste abgeschreckt, argumentiert der Verband. Das Ministerium kritisiert, dass wegen des Streiks zahlreiche Opfer noch länger auf Gerechtigkeit warten müssten.

Barrister sind im britischen Rechtssystem Anwälte oder Ankläger, die Fälle vor Gericht verhandeln. Zusätzlich gibt es noch die sogenannten Solicitors, die ihre Mandanten nur außerhalb des Gerichts beraten.

Streik auf britischem Containerhafen

Auch auf dem größten britischen Containerhafen in Felixstowe streiken Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Der Streik, der noch eine Woche andauern soll, bedeutet laut Aussagen der britischen Handelsexpertin Rebecca Harding gegenüber der Deutschen Presse-Agentur ein Risiko für Im- und Exporte im Wert von rund 800 Millionen Pfund (rund 950 Mio. Euro) – besonders betroffen sei die Kleidungs- und Elektronikbranche. (APA, red, 22.8.2022)