Der Totimpfstoff von Valneva wirkt als Booster marginal schlechter als mRNA-Impfstoffe, aber besser als der Vektorimpfstoff von Astra Zeneca.

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Am Montag werden 74.000 Dosen des Corona-Impfstoffs Valneva nach Österreich geliefert, am Donnerstag erfolgt dann die Auslieferung an die Bundesländer, wie das Gesundheitsministerium informierte. Insgesamt hat Österreich 150.000 Dosen des Impfstoffes bestellt. Beim Vakzin VLA2001 handelt es sich um den einzigen Ganzvirus-Impfstoffkandidaten ("Totimpfstoff"), der in Europa vom österreichisch-französischen Unternehmen Valneva entwickelt wurde.

Bei der Impfung mit einem Totimpfstoff werden dem Körper – vereinfacht ausgedrückt – abgetötete Virenpartikel gespritzt. "Man verwendet dafür Viren, die ursprünglich aktiv waren, also auf Zellkulturlinien gezüchtet und danach abgetötet wurden", erklärt Markus Zeitlinger, Leiter der Universitätsklinik für klinische Pharmakologie der Med-Uni / AKH Wien. Dabei handelt es sich um "hundertprozentig abgetötete Virenpartikel", betont der Experte: "Man verwendet mehrere unterschiedliche Maßnahmen, damit sie auch ganz sicher tot sind."

Ähnlich gute Wirkung wie mRNA-Impfstoffe

Diese Form der Impfung hat in der Theorie einen Vorteil und einen Nachteil. Der theoretische Vorteil ergibt sich daraus, dass das menschliche Immunsystem mit unterschiedlichsten Bestandteilen des Virus konfrontiert wird. Dadurch wird eine sehr breite Immunantwort hervorgerufen. Der Nachteil auf der anderen Seite: "Das Immunsystem muss dann auf verschiedene Teilaspekte des Virus reagieren und kann sich nicht auf den gefährlichsten Aspekt, nämlich das Spike-Protein, fokussieren", gibt Zeitlinger zu bedenken.

In der Praxis hat man laut Zeitlinger aber eine sehr ähnliche Wirkung wie bei den mRNA-Impfstoffen gesehen. Der Valneva-Impfstoff kann sowohl als Erstimpfung als auch als Booster eingesetzt werden. Die Wirkung ist in beiden Fällen "relativ vergleichbar" mit jener anderer Impfstoffe: "Die Immunantwort ist vielleicht einen Tick schlechter als bei mRNA-Impfstoffen, aber gleich gut oder sogar besser als beim Vektorimpfstoff von Astra Zeneca", sagt Zeitlinger.

Das war auch die Basis der Zulassungsstudie: Der Impfstoff musste immunologisch gleich gut oder besser sein als das Vakzin von Astra Zeneca. Am 24. Juni erhielt Valneva dann nach langem Warten die Zulassung in der EU, es ist der sechste in der EU zugelassene Corona-Impfstoff. Der zuständige Ausschuss der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA) empfahl den Impfstoff von Valneva zur Verwendung als Erstimpfung bei Menschen von 18 bis 50 Jahren.

Nachfrage wird wohl eher gering sein

Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) freut sich über diese Impfstoffalternative für all jene, "die Vorbehalte gegen andere Impfstofftechnologien hatten", wie er am Montag mitteilte. Tatsächlich scheint die Nachfrage für den Totimpfstoff allerdings verschwindend gering: "Es ist leider viel zu spät", sagt Zeitlinger. Entweder man ist schon geimpft und/oder hatte bereits Corona, zeigen die Zahlen. "Die meisten, die harte Gegner der anderen Impfstoffe waren, haben sich mittlerweile infiziert und werden jetzt wohl denken: 'Jetzt hab ich es eh schon gehabt, und Impfpflicht gibt's auch keine mehr'", sagt der Experte.

Wenn der Totimpfstoff gleichzeitig mit den mRNA-Impfstoffen verfügbar gewesen wäre, hätte man damit vielleicht noch mehr Menschen erreicht, glaubt der Experte, aber jetzt werden sich wohl "nur wenige tausend Menschen" damit impfen lassen.

Diese Einschätzung zeigt sich auch in den Lieferverträgen mit Valneva. Ursprünglich war die Lieferung von 60 Millionen Dosen vereinbart worden, von denen etwa 27 Millionen für dieses Jahr vorgesehen waren. Im Juli aber hat die EU-Kommission den Liefervertrag mit Valneva massiv eingestampft. Im Rahmen der überarbeiteten Vereinbarung verpflichtet sich Valneva zur Lieferung von 1,25 Millionen Dosen an die EU-Länder. Es besteht zudem eine Option für den Kauf von weiteren 1,25 Millionen Dosen vor Ende des Jahres. Das Vakzin kann längerfristig bei Kühlschranktemperatur gelagert werden, was in der Praxis ein großer Vorteil ist. (poem, APA, 22.8.2022)