Der abberufenen Intendantin wird unter anderem Freunderlwirtschaft vorgeworfen. Ermittelt wird wegen Untreue und Vorteilsannahme.

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Die massiv in die Kritik geratene und abberufene Intendantin des Rundfunks Berlin-Brandenburg (RBB), Patricia Schlesinger, wird fristlos entlassen. Das teilte die amtierende Verwaltungsratsvorsitzende des öffentlich-rechtlichen ARD-Senders, Dorette König, heute mit. Nach der Auflösung des Vertrags mit Schlesinger hat der Verwaltungsrat ihr gegenüber die fristlose Kündigung ausgesprochen. Der Rundfunkrat, das zweite Kontrollgremium, berief Schlesinger vor einer Woche ab.

Die 61-Jährige war seit Beginn des Jahres ARD-Vorsitzende und seit sechs Jahren RBB-Intendantin. Von beiden Ämtern trat sie zurück, nachdem sie seit Ende Juni mit zahlreichen Vorwürfen des Filzes und der Freunderlwirtschaft konfrontiert wurde.

Weitere Beschuldigte

Neben der abberufenen Intendantin richten sich die Vorwürfe auch gegen den zurückgetretenen RBB-Verwaltungsratschef Wolf-Dieter Wolf. Beide Beschuldigten wiesen die Vorwürfe zurück. Es geht unter anderem um umstrittene Beraterverträge für ein RBB-Bauprojekt, um Abstimmungen zwischen den beiden hinsichtlich des Gehalts und um Boni für Schlesinger. Außerdem um Aufträge für den Ehemann und Ex-"Spiegel"-Journalisten Gerhard Spörl bei der Messe Berlin – wo Wolf bis vor kurzem in Personalunion auch Chefaufseher war.

Die Generalstaatsanwaltschaft Berlin ermittelt gegen Schlesinger, Wolf und Spörl wegen Untreue und Vorteilsannahme. Es läuft zudem eine externe Untersuchung einer Anwaltskanzlei, bislang ohne Ergebnisse. Es gilt die Unschuldsvermutung. (red, 22.8.2022)